Kapitel 34

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Ich habe den Anruf abgenommen und bekam einen Schock.

„d/N!" , schrie sie und es fühlte sich an, als würde die schrille Stimme meiner Mutter in meinen Ohren dröhnen.

Ich fasste mir vor Schreck auf mein Dekolleté und war schon auf Alles gefasst. Mir gingen jegliche Möglichkeiten durch den Kopf. Bestimmt hat sie und erwischt. Oder ein Anderer hat uns gesehen und hat meine Freundin informiert? Vielleicht wurden sogar Bilder gemacht, während wir uns küssten? Ich bin kurz davor meine Nerven zu verlieren.

„Was ist?" , schoss es aus mir raus.

Ich wollte, dass sie so schnell wie möglich mit der Sprache rückt und mich nicht länger auf die Folter spannt. Komme, was wolle.

„Wie ,Was ist?' Wo bist du?" , stellte sie mir empört eine Gegenfrage.

Da wir eigentlich Unterricht haben sollten, schlussfolgerte ich, dass sie sich extra herausgeschlichen hat, um mich anzurufen. Ob mich diese Erkenntnis beruhigte? Nein, im Gegenteil. Mein Herz rutschte mir in die Hose.

„Ich bin Zuhause." , tischte ich ihr ängstlich eine Lüge auf.
"Möchtest du noch, dass ich um den Verstand komme? Was suchst du Zuhause? Wir haben Schule!" , flüsterte sie zischend, wobei ihr aggressiver Tonfall nicht unterging.

Aber ein Mitschüler scheint vorbeigelaufen zu sein, weshalb sie ihre Lautstärke runterfuhr. Spielt sie mir bewusst was vor, damit ich die Wahrheit ausspreche? Ist das nur ein Test? Möchte sie, dass ich es endlich ausspreche? Ich bin dazu einfach nicht im Stande.

„Ich hatte Hunger und an der Kantine bemerkte ich, dass ich kein Geld hatte. Außerdem hasse ich Erdkunde. Beides war Grund genug, um zu gehen." , verfälschte ich wiedermal die Wirklichkeit und merke wie meine Lügengeschichten immer mehr an Echtheit zunehmen, seit Mattia in meinem Leben ist.

Eine Fähigkeit auf die ich eher weniger stolz sein kann.

„Oh man d/N, ich habe mir so Sorgen gemacht. Du warst plötzlich wie im Erdboden versunken. Ich hätte dir doch Geld gegeben und dir was gekauft. Jedenfalls verpasst du hier nichts." , kaufte sie mir diese Lüge ab und musste darüber hinaus mein ohnehin schon beißendes Gewissen reizen.
„Süß von dir, mein Engel. Wünsche dir noch viel Spaß." , ärgerte ich sie erleichtert, da sie über nichts Bescheid weiß.
„Übrigens, Mattia ist auch verschwunden. Hast du ihn gesehen?" , erkundigte sie sich, ohne sich irgendein Zusammenhang zu erschließen oder irgendwelche Auffälligkeiten dabei zu sehen.

Blindes Vertrauen mir gegenüber.

„Nein, er hatte scheinbar auch keine Lust." , entgegnete ich gekonnt und wir verabschiedeten uns.

Ich steckte mein Handy ein und schaute zu Mattia, der das Gespräch konzentriert belauscht hat. Er legte seinen Arm um mich herum und drückte meinen Kopf an seine rechte Brust. So liebevoll und vorsichtig er auch ist, versucht er auf keinen Fall mich mit seinen Blicken oder Worten für meine verachtenswerte Scheinheiligkeit herabzuwürdigen oder mir allein so ein Gefühl zu vermitteln. Still streichelte er über meine langen Haare, während er aus dem Fenster schaut. Die wohltuende Ruhe in diesem Bus, war genau das Gegenteil vom dem, was sich in meinem Kopf abspielt. Meine Gedanken kreisten unkontrollierbar herum. Wie sollen wir uns beide in der Öffentlichkeit blicken lassen? Und möchte ich wirklich dieses plagende Gewissen aushalten? Möchte ich wirklich ständig in dieser Angst leben? Soll mich jedes Mal eine Furcht überrumpeln, wenn Aurelia mich anruft? Wir leben wie Verbrecher, die sich vor ihrer Strafe fürchten und das Weite suchen. Nur dass wir vor der Realität fliehen und nicht den Mut haben, ihr ins Auge zu sehen.

// oop heute wird es eine lesenacht geben leute
Also die Lesenacht startet um 22:00.
Jede Stunde bis 2 Uhr kommt ein Kapitel.
Das heißt:
22:00-Kapitel 35
23:00-Kapitel 36
00:00-Kapitel 37
1:00-Kapitel 38
2:00-Kapitel 39

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt