Kapitel 50 - Lesenacht

271 10 59
                                    

„Achso. Aber d/N, soll ich dir endlich erzählen, was passiert ist?" , fragte sie mich hyperaktiv und sprang mit klatschenden Händen Auf und Ab.

Ich nickte lächelnd und konnte keine Sekunde länger meine Geduld fassen.

„Gestern war die Geburtstagsfeier meines Cousins. Sein 18. Geburtstag, du weißt ja."

Ich höre ihr gespannt zu und beginne mir selbst das Bild zusammenzustückeln. Sie hatte recht, die Hausparty war gestern. Aurelia hatte mich eingeladen, doch ich war nicht in der Laune zu feiern, wenn das nicht mit meiner Stimmungslage vereinbar ist.Mattia müsste dementsprechend auch da gewesen sein, immerhin gehörte er dem selben Freundeskreis an wie ihr Cousin Mar. So war sein Name, denn meine beste Freundin kam oft auf ihn zusprechen.

„Ich habe mich zurecht gemacht und habe mit Mar alles aufgestellt und dekoriert, bevor die Gäste kamen. Als die Vorbereitungen beendet waren, setzte ich mich an die Bartheke, die wir aufgebaut hatten. Und weißt du was?" , fragte sie mich, doch ich schüttelte unwissend meinen Kopf.
„Meine Blicke klebten an der Haustür. Ich habe gewartet. Auf ihn, d/N. Ohne es zu wollen, konnte keiner meine Aufmerksamkeit erlangen. Bei jedem Klingeln, sprang ich wie ein Kleinkind auf und betete, dass er gleich durch die Tür kommen wird. Mein Herz raste, als er es nach etlichen Malen tatsächlich war."

Sie lächelte verträumt und biss sich verliebt auf die Lippen. Es machte mich fertig. Zerbrochen betrachte ich ihre rosaroten Wangen und das Glitzern in ihren dunklen Augen.

„Seine Anwesenheit hat mir gefehlt. Er hat mir gefehlt, d/N. Wie konnte ich ihn nicht lieben? Wie konnte ich so blind sein? Diese langen Ferien haben mir gezeigt, dass ich Gefühle entwickelt habe. Ich will nicht mehr ohne ihn."

Ich fühle mich wie teleportiert in die Vergangenheit. Ich muss es zum zweiten Mal durchleben. Den selben drückenden Schmerz auf dem selben schwachen Punkt muss ich noch einmal spüren. Ihr Liebesgeständnis vor einem Jahr, bei der Offenbarung ihrer Beziehung, war nicht echt. Es pochte dennoch, weil sein mangelnder Wahrheitsgehalt mir noch unbewusst war. Ich grinste sie schmerzerfüllt an. So stark, dass meine Zähne sichtbar wurden und meine Lachfältchen mein Gesicht verzieren.

„Er kam rein und ich bewegte mich sofort auf ihn zu. Du musst wissen, er sah so unbeschreiblich gut aus. Sein weißes Hemd, welches nicht vollständig zugeknöpft war, stand ihm wie angegossen. Ich hatte ihn so vermisst."

Sie holte tief Luft und starrte die helle Zimmerdecke an, während das Lächeln auf ihrem Gesicht immer breiter wurde.

Rückblick Mattias Sicht-
Ich betrete das große Haus von meinem Freund Mar.
Ich muss ihm einfach diesen Gefallen tun und seine Einladung annehmen, auch wenn ich schon nach den ersten Sekunden diesen Ort verlassen wollte. Was machen alle Partys und die Freude für einen Sinn, wenn d/N kein Teil davon ist? Wie soll ich sie jemals vergessen, wenn ihr Engelsgesicht mich wie ein dunkler Bann verfolgt? Ich blicke um mich herum, weil meine sehnsüchtige Seele verzweifelt nach ihr ruft.

„Mattia." , hörte ich die Stimme meiner ersten und einzigen Ex-Freundin, die mich für Bruchteile an Sekunden aus meinem zerreißenden Herzschmerz befreit.

Früher würde ich behaupten, sie wäre nie in mich verliebt gewesen. Doch jetzt weiß ich: Wir haben beide nicht geliebt.

„Können wir reden?" , fragte sie mich und musterte mein gesamtes Gesicht.

Noch nie habe ich dieses Strahlen gesehen, als sie in meiner Nähe war. Ich nicke und folge ihren wohlgesetzten Schritten in den Gartenbereich.

„Mattia. Ich flehe dich an." , beginnt sie sanft, als sie sich zu mir umdrehte.

Ich blicke verwirrt in ihr bittendes Gesicht. Diese Aussage entspricht nicht im Geringsten ihrem hohen Temperament. Ihre selbstsichere Art konnte ihr nicht erlauben, solche niedergeschlagenen Äußerungen zu tätigen.

„Es tut mir leid, dass ich früher nicht ehrlich zu dir war. Es tut mir leid, dass ich dich verletzt und so viel Schmerz verursacht habe."

Ich schmunzele unabsichtlich. Würde sie nur wissen, wie bedeutungslos ihre Verletzungen im Vergleich doch waren.

„Gib mir eine Chance, dir zu beweisen, dass ich dich dieses Mal wirklich liebe. Lass uns von Vorne anfangen. Lass uns Alles vergessen. Ich habe Träume, Ziele und Erfolge, die ich mit dir teilen will. Verzeih mir, bitte. Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn du mich jetzt abweist."

Sie schaut mich erwartungsvoll an und verfolgt meine überforderten Blicke. Ich nehme ihre Worte wahr und habe mit mir selbst zu kämpfen. Wie soll ich mir das Recht nehmen, sie dermaßen zu verletzen? Warum sollte ich sie in das zerstörerische Trauerspiel von d/N und mir mitreißen? Ich atme tief ein. Meine Denkzeit ist weit überschritten und eine angespannte Atmosphäre umhüllt unsere vereinzelten Staturen. Ich komme zu dem Entschluss, dass eine Beziehung mit ihr, die einzige Möglichkeit ist, mich von d/N zu entfernen.

„Wir können es versuchen." , entgegnete ich ihrem Wunsch.

Sie sprang mir um den Hals und verlor ihr Gleichgewicht. Sie klammerte sich mit ihren Beinen um meinen Körper, während sie sich mit ihren langen Fingernägeln an meinen Schultern festkrallt. Der orientalische Duft ihrer schwarzen Haare stieg in meine Nase.

„Ich liebe dich, Mattia." , hauchte sie gegen meine parfümierte Halsbeuge und legt zärtlich ihr vollen Lippen auf meine Haut.

Gefühllos und unbeeindruckt schließe ich meine Augen, welche um Ruhe schreien. Ich würde alles Geld der Welt eintauschen, damit eine andere Frau jetzt in meinen Armen liegt.

———————————————————————————
hier ist die Lesenacht fertig. ich hoffe, sie hat euch alle gefallen. und tut mir leid für das ganze Drama, aber so sind nun mal meine Story. ich wünsche euch eine gute und schöne Nacht! <3

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt