Kapitel 28

408 20 55
                                    

Ich kniff meine Augenbrauen zusammen und betrachtete ihre nichtssagenden Blicke.

„Wie soll es gewesen sein?" , fragte ich sie in einem ironischen Ton und tat ihr somit gleich.

Ein gereizter Beiklang in meiner Stimme war lautstark.

„Ich frage doch nur. Habe euch von Weitem auf dem Schulweg gesehen. Bin nur interessiert." ,sprach sie versöhnlich und warf ihre Hände in Luft, um zu signalisieren, dass sie nicht auf Stress aus ist.

So empfindlich wie ich reagiert habe, ist beinahe heuchlerisch. Als würde ich zutiefst erschüttert sein, dass sie mir so eine Verdacht schöpfende Aussage an den Kopf wirft. Als könnte ich um Nichts auf dieser Welt verstehen, wie sie Gefühle zwischen Ihm und mir andeutet.

„Alles gut. Wir haben nur geredet." , antwortete ich ruhevoll und lächelte sie an, weil mir meine vorherige Reaktion so verlogen vorkam.

Dieser kleine Vorfall war aber schnell wie aus unserem Gedächtnis gelöscht. Die restlichen Stunden verbrachten wir mit dem Einkaufen für die bereits erwähnte Grillfeier, die nächsten Freitag stattfindet. Ich benötige ein, dem Anlass entsprechendes, schlichtes Kleid und wurde zu meinem Glück sehr schnell fündig. Meine beste Freundin konnte mich von meiner dauerhaften Trauer ein wenig befreien, obwohl sie im Kern, der Ursprung dessen ist. Der reinste Widerspruch. Wir ließen diesen ausgelassenen Tag mit einem köstlichen Essen ausklingen und machten uns anschließend bereit, dass jeder für sich Heim fährt.
[...]
Die darauffolgende Wochenendhälfte, Sonntag, war unglaublich überflüssig. Ich hielt mich ausschließlich in meinem Bett, umgeben von Süßigkeiten und Serien, auf. Keine Minute war ich unbeschäftigt, um nicht in ein tiefes Loch zu fallen.
Vermisst habe ich ihn aber trotzdem durchgängig. Mit jeder Sekunde mehr. Wie als würde ich in einem geschlossenen Raum sitzen, bei dem der Sauerstoff immer weniger wird, nimmt mein Durchhaltevermögen immer mehr ab. Meine Sehnsucht nach ihm war so groß, dass ich bereits um 21 Uhr einschlief, weil ich keine Minute länger ohne ihn aushielt.
[...]
Ein neuer Tag brach an und auch wenn ich kein Wort mit meiner Mutter, nach unserem Konflikt, gewechselt habe, hat es sie nicht daran gehindert, ihr tägliches Ritual des Wachrüttelns durchzuführen. Ich bereitete mich für diesen Schultag vor und galoppierte buchstäblich in unser Klassenraum.
Prinzipiell ist es sinnlos mich zu beeilen, da ich Mattia vor Beginn des Unterrichts unter keinen Umständen sichten werde. Aber die Aufregung hat mich überstimmt und ich beeilte mich dennoch. Meine beste Freundin und ich diskutierten vor dem Klingeln der Schulglocke über unsere Abmachung, uns vor dem Grillfest zusammen zu frisieren und zu schminken. Wir füllten somit die leere Zeit, bevor eine weitere langweilige Schulstunde in Gang kommt. Und während die Lehrkraft die Arbeitsunterlagen verteilte, stürmte Mattia in die Klasse. Er trug eine dunkle Jeanshose und ein einfaches schwarzes Shirt und schwächte mich allein mit diesem klassischen Outfit. Er setzte sich wie gewohnt neben meine beste Freundin, mit dem Unterschied, dass der Herzensbrecher keiner von uns eine Begrüßung schenkt. Aber umso verletzender ist es, dass seine Enttäuschung so gewaltig ist, dass er mir keines Blickes würdigt und mich mit seiner Verachtung straft. Als sich meine beste Freundin, wie so oft, von ihrem Platz erhebt und sich auf die Toilette begibt, um vor der Arbeit fliehen, näherte sich Mattia mit seinem Kopf. Mein Becken und mein Oberkörper drehte ich in seine Richtung und ich schaute ihn wissbegierig an.

„Sag mir, dass du mich liebst. Ich weiß es doch. Ich will diese drei Worte aus deinem Mund hören, auch wenn das bedeutet, dass ich deine Stimme nie wieder zu Ohren bekomme. Ich möchte nur, dass du meine Unsicherheit stillst. Nur diese drei Worte, d/N." , bat er mich und zog eine flehende und verzweifelte Miene.
„Ich liebe dich, Mattia." , platzte es aus mir heraus.

𝑯𝒆𝒓𝒛 𝒐𝒅𝒆𝒓 𝑽𝒆𝒓𝒔𝒕𝒂𝒏𝒅 // 𝑴. 𝑷.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt