▫Noel▫
Unsicher starrte ich ihn nun an. Er soll irgendwas sagen...Irgendwas...Dass er nur Spaß gemacht hat Oder irgendwas...
"Wenn du natürlich davor abhaust wird das alles nicht passieren...aber diese Hoffnung ist klein..." murmelte er und klang verzweifelt aber auch wütend. "Nur wegen diesem scheiß Sklaven...Er ist ganze zwei ein halb Jahre hier und schafft es dann erst zu fliehen? Und nun sind alle Chancen aussichtslos..." redete er sich immer mehr in Rage.
Was meinte er damit? Besser gesagt wen meinte er damit? Hatte...Hatte es jemand geschafft von hier abzuhauen? Zu fliehen? Und wieder frei zu sein?
"Und dieses Arschloch kommt lieber zurück als frei zu bleiben!" murmelte er zwischen zusammen gebissenen Zähnen.
Was meinte er denn jetzt? Ist jemand geflohen und wieder zurück gekommen? Aber warum sollte man das tun... Die Freiheit...Ich wollte sie einfach wieder zurück haben...Am besten sofort jetzt...
Ich bemerkte, wie er sich neben mir wieder langsam beruhigte, was ich gut fand. Wenn Leute wütend sind konnte man sie nicht einschätzen...das mochte ich noch nie und werde es wahrscheinlich nie mögen.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wann ich angefangen hatte meine Hände zu kneten. Irgendwie tat ich das hier oft. Vielleicht kam es vom Stress...oder eher der Angst...
Unsicher drehte ich mich zu ihm und sah ihm nach kurzen Zögern in die Augen. Hoffentlich wird er mir die Wahrheit sagen...Ich will...Ich muss es einfach wissen!
"M-Muss ich sterben?" hauchte ich kaum hörbar, er verstand jedoch jedes einzelne Wort, den seine Augen sahen mich schockiert aber irgendwie mit Verständnis an. Ohne dass ich etwas dagegen sagen oder tun hätte können zog er mich in seine Arme.
E-Er umarmte mich? Wieso...
"Nein...Du musst mich sterben...Keiner von uns muss das! N-Nehm dir einfach nur kein Beispiel an mir..." hauchte er nun ganz leise, aber er war nahe genug an meine Ohr, dass ich ihn verstand.
Ich musste also nicht sterben? Ich durfte leben? Wer weiß...vielleicht konnte ich wirklich irgendwann fliehen? Solange ich leben darf ist es okay hier zu sein...
W-Wieso sollte ich mir aber kein Beispiel an ihm nehmen? Weil er sich so schlecht benahm? Und deshalb oft bestraft wurde? Aber er hat dich selbst gesagt, dass er die Strafen nicht schlimm findet...
Wahrscheinlich weiß er selbst einfach nicht so recht wie er sich verhalten soll und versteht sich selbst nicht...
Aber umarmte er mich, weil er mir seine Nähe zeigen wollte? Sein Verständnis für die Frage? Mir die Angst nehmen wollte?
Leider war nichts davon der Fall...seine Worte nahmen mir eine große Angst...einzig und alleine die Wärme, welche von ihm ausging sorgte bei mir für Entspannung...
An sich mag ich Umarmungen und Nähe zu Menschen...aber halt nur Personen, welche ich kenne, welchen ich nahe stehe und deren Verhalten ich verstehe und einschätzen kann...
Lange hielt die Umarmung aber nicht an, denn die Badtür ging auf und Chris kam heraus. Daraufhin löste sich Alex und verließ mein Bett. Sofort zog ich die Decke wieder näher an mich, da durch Alex verschwinden kalte Luft zu mir kam.
Er ging ins Bad und Chris setzte sich auf sein Bett und schaute mich ein. "Über was habt ihr geredet?" fragte er mich und sah mich leicht skeptisch, aber wie gestern auch schon freundlich, an.
"Alex hat mir ein paar Sachen erzählt...über hier und so." gab ich ihm eine kurze Antwort. Er verzog den Mund ein wenig und zu seine Augenbrauen zusammen. "Glaub ihm nicht alles, vieles was er sagt stimmt, aber mach nicht alles nach." sagte er nun sowas ähnliches, wie Alex, bevor er ins Bad verschwand.
Ich nickte um ihm zu zeigen, dass ich verstanden habe. Und das meinte ich auch so. Alex machte Ärger und wurde bestraft. Das hatte ich nicht vor...
"Wenn du dich gut benimmst bekommst du irgendwann Vorzüge und darfst dir Dinge wünschen!" erklärte er mir nun mit einem leichten Lächeln im Gesicht. "Aber genauso können dir auch Sachen weggenommen werden, wenn du dich nicht bekommst...Deshalb hat Alex zum Beispiel auch keine Decke!"
Naja...keine Decke zu haben war echt nicht so toll. Schlafen während man friert ist nie wirklich erholsam oder sonst was...Aber ich denke sie nehmen einem noch mehr weg...
Chris sagte nichts mehr sondern schloss die Augen und dößte vor sich hin. Es war früh am Morgen...Da war jeder müde...das war ganz normal.
So war ich also mit meinen Gedanken alleine und kaute auf diesem einem Wort rum..."Sexsklave"...
Eigentlich hätte ich es mir ja denken können...aber andererseits war das alles hier so absurd und...und was? Ja es war einfach surreal und ich wollte es nicht wahr haben...
Kurze Zeit später kam Alex wieder und setzte sich ebenfalls auf sein Bett. Wir schwiegen und genoßen die Stille, zumindest tat ich das. Immerhin werden wir, wenn Alex mir die Wahrheit gesagt hat, gleich wieder auf alle anderen Treffen und erstmal viel Zeit mit ihnen verbringen. Dennoch war ich dadurch wieder mit meinen Gedanken alleine...
Zum Glück kam der Mann, welcher mich geweckt hatte schnell rein und nahm uns mit. Still folgten wir ihm und liefen durch eine Tür nach draußen in einen kleinen umzäunten Hof.
Hier standen schon andere Jugendlich und Kinder. Die meisten zitterten und hatten wenig Klamotten an...Wieso hatten sie wenig Klamotten an? Wurden einem auch die Klamotten weg genommen, wenn man sich nicht benahm?
Chris und Alex liefen direkt in die Reihe und stellten sich zwischen die anderen. Ich wollte ihnen folgen und es gleich tun, wurde aber aufgehalten. "Dein Platz ist da hinten, zwischen den beiden hier." sagte er und führte mich an der Schulter zu besagten Jungen. Sie gingen einen kleinen Schritt zur Seite und ich stellte mich zwischen sie.
Kurz darauf kamen nach und nach ungefähr nochmal genauso viele, wie wir an sich gerade eben waren. Dann wurde durchgezählt.
Daraufhin liefen wir in der selben Reihe zurück zum Essen. Zumindest wollten wir das, jedoch fing ein Junge an dich zu wehren und blieb stehen. Er ignorierte die Befehle der Männer und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Was tat er nur? Er würde doch nun bestraft werden...
Mehr bekamen wir davon nicht mir, denn ein Mann nahm ihn mit und wir anderen gingen weiter zum Essen. Den Ablauf kannte ich vom gestern schon und hatte diesmal keine Schwierigkeiten. Ich verhielt mich unauffällig und versuchte die vielen Jugendlichen auszublenden.
Danach kam das Duschen, bei welchem ich mir heute keinen Fehltritt erlaubte und mich sogar beeilte. Ich wollte nicht wieder frieren müssen. Der Unterschied zu gestern Abend lag darin, dass wir neue Klamotten bekamen.
"Felix, hier, mehr hast du dir nicht verdient." sagte er und reichte dem angesprochenen Jungen seine Klamotten. Obwohl es nur eine Boxershorts und ein langes Shirt waren bedankte er sich.
Der nächste stand schon vor ihm und schaute nervös auf den Boden. "Warst du brav? Hast du dich an die Regeln gehalten?" fragte der Mann ihn nun und hatte dabei ein Grinsen im Gesicht. Irgendwie wirkte es, als würde er sich über ihn lustig machen.
Er schüttelte den Kopf und hauchte ein leises "Nein". Der Mann nickte und drückte ihm einen Stoffetzten in die Hand. Was war das? War das etwa was zum Anziehen? Ich schluckte und fing wieder nervös an meine Hände zu kneten. Die andern beiden zogen sich derweil ihre Sachen an, wobei Felix es noch gut hatte...Der andere Junge hatte eine Art Mädchenunterhose an...Wie ein Slip...Mehr nicht
Musste er nun den ganzen Tag so rumlaufen? Werde ich auch nur so wenig Klamotten bekommen, weil ich so tollpatschig war?
Das Warten fühlte sich ewig an und ich wollte einfach nur meine Klamotten haben u-und wissen wie ich heute herumlaufen musste.
Jedoch sagte er bei mir nichts, entgegen meiner Erwartung. Er drückte mir nur einen Stapel mit Klamotten in die Hand. Eine Jogginghose und ein Pullover wie gestern...sowie eine frische Unterhose...
Ich verstand zwar nicht wieso, war aber froh und bedankte mich, ehe ich die Klamotten schnell anzog.
▫Upload: 05.02.2021▫
▫1353 Wörter▫
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Double Checkmate | Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden würd...