▫Noel▫
Aufgeweckt wurde ich durch eine Berührung an meiner Wange. Sofort schreckte ich ängstlich und zitternd zurück. Der Schock der letzten Bestrafung saß viel zu tief und ich hatte einfach nur Angst...
Doch vor mir saß Mike, welcher mich verwirrt anschaute. Er...Er wollte mich nur wecken...Und ich bin einfach weggerutscht...War...War das schon wieder eine Befehlsverweiferung?...Würde er mich direkt wieder bestrafen? Ich war doch nur erschrocken gewesen und...und wollte das doch gar nicht! Ich mag seine sanften Berührungen doch sogar...
Sofort rutschte ich wieder zu ihm, schaute ihn unsicher an und haspelte "E-Es tut m-mir leid! Ich...h-hab mich nur erschrocken!". Natürlich floß dabei wieder eine Träne aus meinem Auge...Er hatte ja Recht...ich war wirklich weinerlich...
Er seufzte und nickte. "Ist okay, hast du gut geschlafen?" fragte er daraufhin. Es war okay...und er schien nicht böse...Alles war okay...
Und er erkundigte sich nach mir...das war auch neu...Normalerweise machte er sowas nie...Stimmt...Ich hatte ihm vor dem Schlaf gehen ja bezüglich der Aufmerksamkeit gefragt...Warum er sie mir immer nur gab, wenn ich etwas falsch gemacht hatte...
Als Antwort auf seine Frage nickte ich nur und lehnte meinen Kopf zu Seite, wo seine Hand immer noch ruhte. Er sollte mich wieder so sanft streicheln...so vorsichtig und liebevoll, so ganz ohne Wut und ohne sexuellen Hintergedanken...
Er schmunzelte und began über meine Wange zu streichen. Seine Finger waren zwar immer noch rau aber es war viel angenehmer, als wenn er mich aus anderen Gründen berührte. Auch waren seine Finger angenehm warm...
"Ich dusch dich erst einmal, dann fühlst du dich vielleicht besser." sagte er ruhig und schob dabei die Decke von mir. Mein Körper war unversehrt...keine blauen Flecken...keine Wunden...und trotzdem wurde ich schlimmer bestraft, als je zuvor...
Duschen, er wollte mich duschen. Duschen wäre bestimmt gut, dabei würde der ganze getrocknete Schweiß weggehen...und ich würde auch nicht mehr so stinken...
Dass er mich duschte oder badete war relativ normal geworden, zumindest nachdem er mit mir geschlafen hatte oder mich schlimm bestraft hatte...Wenn er dann gute Laune hatte und sich um mich kümmerte, wusch er mich meistens...aber auch wenn ich es so scheinen lasse, als würde es oft passieren, das stimmte gar nicht...Vielleicht drei oder vier Mal hatte er das bis jetzt erst gemacht...
Nachdem er mich doch wieder gebadet hatte und dabei die ganze Zeit still war, mich dabei immer sanft streichelte, mich abgetrocknet und angezogen hatte, trug er mich wieder ins Schlafzimmer. Ich krallte mich eng an ihn, ich war gerade so Nähe und Aufmerksamkeitsbedürftig, ich wollte ihn einfach bei mir haben. Gerade jetzt, wo er mir einfach so Aufmerksamkeit schenkte, ohne dass ich etwas falsch gemacht hatte.
Auf der Bett lies er sich nieder und zog die Bettdecke ein wenig um uns beide. Dann musterte er mich einfach nur stumm und strich dabei über meinen Rücken. Was er wohl gerade dachte? Und was er wohl zu meiner Konfrontation vorhin sagen würde? Er meinte, er wolle darüber nachdenken...Zu welchem Entschluss er wohl gekommen ist?
"Das mit der E-Mail, ich bin enttäuscht. Dir war es nicht gestattet auch nur irgendwas zu tun, ich dachte wirklich, ich hatte dich besser erzogen. Leider war ich zu spät und sie wurde abgesendet. Immerhin hast du mich am Ende nicht angelogen und wirklich nur ein Lebenszeichen von dir geben wollen." fing er an zu reden und klang dabei wirklich enttäuscht oder verletzt. Dann machte er eine kurze Pause.
"Deine Familie Kleiner...die gibt es noch, aber jetzt ohne dich. Akzeptier das. Irgendwann werden sie sich damit abfinden, dass du nicht mehr da bist und du musst das auch. Ab jetzt bin ich deine Familie oder wie auch immer du das nennen willst." fuhr er fort. Er...meine neue Familie...
Mama, Papa, würden sie jemals akzeptieren, dass ich einfach weg war? Dass ich nicht mehr bei ihnen war, ohne sie erwachsen werden würde, sie mich nicht heiraten sehen werden und noch so vieles mehr verpassen werden? Könnten sie das akzeptieren...? Könnte ich das akzeptieren? Ich war nicht mehr Teil von ihnen...war nicht mehr Teil von meiner Familie...
Wieder bildeten sich die Tränen, doch ich schluckte diese einfach herunter. Über gerade dieses Thema hatte ich schon so oft und so viel nachgedacht...Ich vermisste sie einfach nur...und spürte diese tiefe und unfüllbare Leere in mir...da wo sie immer waren...
Er blieb eine Weile still, bis ich wieder aus meinen Gedanken heraus war, dann sprach er weiter. "Das mit der Aufmerksamkeit...du hast nicht ganz unrecht. In letzter Zeit gab es eben viel zu tun, das bedeutet viel Stress für mich, darunter leidest du eben am meisten. Aber du weißt, dass deine Bedürfnisse hinter meinen stehen, sobald es mir gut geht bist du dran." Das heißt, sobald er glücklich war und all seine Bedürfnisse gestillt waren, war ich dran? Dann würde er sich um mich kümmern und mir Aufmerksamkeit schenken?
Und was, wenn ich einfach auf ihn zugehen würde? Mir nehmen, was ich will? Naja...so richtig konnte ich das ja nicht, das war mir ja nicht mal erlaubt. Aber ihm zeigen, dass ich auch Bedürfnisse habe...auch Nähe und Wärme brauche...
Nur nach dem Sex kuschelten wir...aber meisten nur wenig...oft suchte ich gerade da den Abstand, da ich mich so schämte und so benutzt fühlte...Doch...vielleicht sollte ich das ignorieren und einfach den Moment genießen, in welchem er glücklich ist und mir seine Nähe schenken will? Vielleicht...
"Stell keine Forderungen oder Erwartungen, ich sage wo es lang geht und was passiert, das weißt du ja schon. Akzeptier einfach, dass du eben manchmal mein Sündenbock sein musst." Keine Erwartungen...keine Forderungen...das war mir doch schon alles klar...Und, dass ich sein Sündenbock sein musste...naja...das hatte ich schon gemerkt...
"Aber ich werde versuchen ein wenig mehr auf dich zu achten, sofern du dich gut benimmst. Wie gesagt, ich kümmere mich um dich. Aber dafür musst du mitspielen." beendete er seine lange Rede. Er...Er würde versuchen mehr auf mich zu achten? Hieß das mehr Rücksicht? Mehr Aufmerksamkeit? Mehr von allem Guten? Mehr von dem sanften Mike?
Ich musste nur mitspielen... einfach unterordnen...einfach hingeben...nachgeben...akzeptieren und unterwerfen...
Ich nickte als Antwort einfach nur und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust. Das war bequem und warm...Doch war da nicht noch was? Sollte ich nicht was kochen? Er wollte mich doch zum Abendessen wecken...?
"S-Soll ich nicht noch kochen?" fragte ich deshalb leise und spielte mit seinem Kapuzenbändel herum. Er nickte. "Ja, aber wir bleiben noch ein wenig so sitzen. Es ist noch früh genug." erklärte er mir.
Und so saßen wir da, kuschelten und ich genoß es richtig...Es fühlte sich gut an...gerade war alles okay...
▫Upload: 11.04.2021▫
▫1134 Wörter▫
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Double Checkmate | Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden würd...