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▫Noel▫

Ich war anscheinend wieder eingeschlafen, denn das nächste Mal wurde ich wach, als es draußen schon wieder hell war und Mike gerade dabei war sich zu richten. Müde blinzelte ich ihn an und gähnte einmal laut und herzhaft auf.

Im Vergleich zu gestern fühlte ich mich definitiv besser, jedoch tat mein Hals mehr weh als gestern und kratze auch mehr.

Durch mein Gähnen legte sich Mikes Aufmerksamkeit auf mich, er lächelte mich an. "Du bist ja schon wach." stellte er fest und kam zum Bett um mir durch die Haare streichen. Ich nickte müde und genoss die Berührungen.

Er hatte gute Laune, das war schön. Heute würde ja vielleicht dann ein guter Tag werden, ohne Strafen und ohne Schmerz. Vielleicht würden wir ja ein wenig reden, so wie gestern. Normalerweise waren weder er noch ich wirklich so gesprächig.

Nach einiger Zeit wollte er schon aufstehen, doch ich krallte mich an ihn, um genau zu sein, an seinen Arm. "D-Da bleiben." wisperte ich leise und mit kratziger Stimme. Er schmunzelte. "Seit wann willst du mich den bei dir haben?" sagte er amüsiert und setzte sich dennoch wieder zu mir.

Sofort krallte ich mich auf mit dem zweiten Arm an ihn und legte mich nahe zu ihm. Wieso war ich nur so...? Naja...Immer wenn ich krank war, bin ich so auf Kuschelkurs...und ich wollte einfach nicht alleine sein...nicht schon wieder...

"N-Nicht alleine s-sein..." hauchte ich und versuchte durch ein Räuspern das Kratzen aus meiner Stimme zu entfernen. Er legte seine Arme um mich und zog mich halb auf ihn, dabei war er ganz vorsichtig. Es war schön, wenn er so war...

"Na gut, fünf Minuten bleiben wir noch liegen, dann musst du aber auch aufstehen." gab er sich geschlagen und ich nickte nur gegen seine Brust und schloss meine Augen. Er war so schön warm. Die ganze Zeit über war es still und angenehm, sogar die Anspannung welche ich sonst immer, also wirklich immer, verspürte rückte ich den Hintergrund.

Nach den fünf Minuten, welche viel zu schnell vorbei gingen nahm er mich hoch und trug mich ins Bad. "Schaffst du es alleine Zähne zu putzen und all das? Ich lege dir in der Zeit Klamotten raus und mache mir dann schon mal einen Kaffee." erklärte er mir, während er mich auf dem Hocker absetzte. Ich nickte als Antwort und ging ans Waschbecken und fing an meine Zähne zu putzen.

Wenige Minuten später stand ich umgezogen in der Küche und sah ihn am Esstisch sitzen. "Mach dir auch irgendwas zum Frühstück, aber komm davor her und mess den Fieber." sagte er, als er mich sah und deutete dabei auf das Thermometer, welches auf dem Tisch lag.

Schnell stellte sich heraus, dass mein Fieber tatsächlich ein wenig gesunken war. An sich ja gut, wäre da nicht die Sache, welche er gestern angesprochen hatte...das mit dem Sex...darauf konnte ich gut und gerne verzichten. Aber ich sollte da jetzt nicht daran denken, sondern die Zeit jetzt genießen, die lockere Stimmung und all das.

Ich machte mir einen Tee und etwas Porridge mit Obst darin, etwas Warmes mit Vitaminen für meinen Hals eben. Stumm aßen wir beide, wobei er währenddessen an seinem Handy war. Wie gerne ich auch mal wieder an mein Handy gehen würde...Bestimmt hatte ich tausend Nachrichten...Aber nicht einmal nur deswegen, einfach mal wieder durch Instagram scrollen und schauen, was alle so machen. Oder vielleicht eine Nachricht an zuhause schreiben...dass es mir noch gut ging und ich am Leben war. Das würde sie bestimmt beruhigen...

Durch das Klingeln der Tür wurde ich aus den Gedanken gerissen. Wer klingelte denn? Konnte...Konnte ich vielleicht fliehen? Konnte ich jemanden um Hilfe bitten? "Räum das bitte auf." sagte er, während er aufstand. "Und denk nicht mal daran zur Tür zu kommen oder zu fliehen. Sonst kannst du dich von deiner Jungfräulichkeit direkt jetzt verabschieden!" fügte er in ein und derselben Tonlage hinzu.

Seine ruhige und freundliche Stimme passte gar nicht zum Inhalt seiner Worte...Aber allein der Gedanke daran...wie er mich vergewaltigen würde jagte mir so eine Angst ein, dass ich mit einem stumpfen Nicken in der Küche verschwand und dort das benutzte Geschirr in die Spülmaschine räumte.

Stumm wartete ich einfach und starrte aus dem Fenster in der Küche. Ich sah ein Auto, es war ein Lieferwagen von DHL. Es war also nur die Post, der hätte mir wahrscheinlich sowieso nicht helfen können...

Nach einer kurzen Zeit kam Mike mit ein paar Paketen in der Hand zurück und stellte diese auf dem Esstisch ab. "Bring mir eine Schere." befiehl er mir und sah sich die Pakete von außen an.

Schnell brachte ich ihm, nach was er gefragt hatte und stellte mich gespannt neben den Tisch. Waren das die Klamotten, welche er bestellt hatte? Naja, die Reizunterwäsche oder was auch immer das "nach seinem Geschmack" war, hätte er ruhig sein lassen können, aber dagegen wehren könnte ich mich sowieso nicht. Am besten nahm ich es einfach hin und genoß seine gute Laune. Die Panik und Angst würde mir jetzt nichts bringen und mir nur den Tag ruinieren.

Er öffnete das erste Packet und holte die Klamotten raus. "Komm mal her." sagte er und hielt ein Hemd in der Hand. Als ich bei ihm ankam hielt er es mir vor den Oberkörper. "Das dürfte passen." sagte er und nahm weitere Oberteile und hielt sie an meinen Oberkörper. Hauptsächlich waren es Hemden oder schicke Oberteile, welche in dem Karton waren.

Im nächsten Karton waren eher bequeme Klamotten, Jogginghosen, ein paar Jeans, mehr Boxershorts, zum Glück ganz normale und ein paar Pullover. Mit ein wenig Bedruck oder mal mit einem Rollkragen oder so, jetzt gerade hatte ich ja einfach immer nur schlichte Hoddies an, welche immer nur unterschiedliche Farben hatten. Die Abwechslung an Klamotten war bestimmt gut und freuten mich wirklich.

Der dritte Karton war mit verschiedenen langen T-Shirts und kurze Hosen. "Sobald es mal wieder wärmer wird oder auch so zum Schlafen." erklärte er und zog das letzte Oberteil aus dem Karton.

Den letzten Karton stellte er auf den Stuhl und öffnete ihn auch nicht. "Nicht jetzt, das brauchen wir noch nicht." erklärte er und hatte wieder dieses Grinsen im Gesicht...dieses perverse und lustvolle Grinsen...

Unsicher nickte ich und versuchte die unangenehme Gänsehaut, welche ich bekommen hatte, zu ignorieren. Sollte ich mich bedanken? Immerhin hatte er wahrscheinlich viel Geld ausgegeben und sich naja, wieder irgendwie um mich gekümmert. Dennoch fühlte es sich so komisch an, so normal mit ihm zu interagieren...Die lockere Stimmung war so komisch und eigentlich sollte ich doch riesige Angst vor ihm haben...

Er hatte mich geschlagen und würde es wahrscheinlich noch viel öfter tun werden...Er hatte mich beschmutzt und benutzt und zu Dingen gezwungen, welche ich eigentlich nie im Leben tun wollte...Er würde mir demnächst meine Unschuld nehmen...gegen meinen Willen und wenn ich mich wehren würde, würde er mich mit Gewalt dazu zwingen...

Die Angst vor ihm...vor seiner bösen Seite war immer noch da, ich wollte am liebsten immer noch zuhause sein und von hier weg...doch irgendwie...seine nette Seite war okay...aber eigentlich sollte ich wirklich mehr Angst auch vor seiner freundkichen Seite haben...

Egal wie entspannt er jetzt aussah und wirkte, seine Stimmung konnte sich so schnell ändern und gerade durch diese lockere Stimmung und die fehlende Angst vor ihm hatte ich mir schon wieder eine Strafe eingebockt...

Ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte und was ich fühlen sollte...Auch wenn ich die Angst und die Anspannung hasste, ich sollte sie trotzdem nicht komplett ablegen...Das würde mir nur noch mehr Schwierigkeiten bringen...

▫Upload: 18.03.2021▫

▫1275 Wörter▫

Double Checkmate | ShadowuniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt