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▫Noel▫

Die beiden kamen pünktlich und diesmal nahm ich ihnen nicht mehr so unbeholfen die Jacken ab. Allgemein war ich nicht mehr so nervös, zwar noch ein bisschen, da ich immer noch Angst hatte später mit Caleb alleine zu sein, aber eindeutig weniger, als ich gedacht hatte.

Sebastian hatte eine neue Jacke, einen langen Wintermantel und auch neue Schuhe. Sie waren innen sogar mit Fell. Wie sehr ich mir wünschte, genauso wie er raus zu dürfen, mit im Auto fahren zu dürfen und all sowas. Ich durfte ja immer noch nicht auf die Terrasse oder in den Garten...vielleicht würde Mike es mir im Sommer erlauben...Nachbarn schien es hier ja keine zu geben...und ich benahm mich ja auch viel mehr als am Anfang.

Mike und Caleb redeten die ganze Zeit, wieder über Formalitäten, das Wetter, die Arbeit und all sowas, während Sebastian und ich uns einfach nur anlächelten. Man konnte mir meine Freude wahrscheinlich direkt im Gesicht ablesen. Bei ihm war es nicht anders. Er grinste richtig. Er sah glücklich aus.

Diesmal hatten die beiden, genauso wie Mike und ich heute, schlichtere Klamotten an. Alles war eben nicht mehr so formel und gehoben, wie beim ersten Treffen.

Und so aßen wie gemeinsam, die beiden redeten weiter, ich bekam Komplimente für das Essen und ab und zu stellte Mike ein paar Fragen an Sebastian.

Nach dem Essen räumte ich direkt alles weg, heute gab es kein Dessert, dafür war der Tag nicht besonders genug und wir hatten nicht mehr genug Zutaten da, hatte Mike gesagt. Dieser schnappte sich seine Sachen und redete nochmal mit Caleb, dass er auf mich aufpassen sollte, aber er nicht wollte, dass er Hand an mir anlegt.

Dann kam er zu mir und hob mein Kinn an, so dass ich ihm richtig in die Augen schauen musste. "Diesmal bleibst du brav, du hast heute Morgen schon genug Ärger gemacht, also benehm dich jetzt. Ich will nichts schlechtes hören." machte er mir nochmal klar, woraufhin ich sofort nickte und ein "Ja Master." von mir gab. Er kraulte noch einmal meinen Kopf, verabschiedete sich dann kurz und war dann auch schon weg.

So war ich jetzt mit Caleb und Sebastian alleine. Ich sah unsicher auf den Boden, ich kannte Calebs Regeln nicht und wusste deshalb nicht, was ich durfte und was nicht. Sebastian neben mir tippelte leicht mit seinem Fuß und Caleb blieb einfach eine Weile still.

Nach gefühlten Stunden, in welchen es nur still war, ergriff er das Wort. "Hol drei Gläser und was zu Trinken, wir setzten uns ein wenig ins Wohnzimmer und reden ein wenig." gab er mir einen Befehl, woraufhin ich nickte und direkt los ging. Mit uns reden, okay, wenn er das wollte. Über was er wohl reden wollte? Oder würde er Basti und mich irgendwann alleine reden lassen?

Mit drei Gläsern, einer Falsche Saft und einer Flasche Sprudel, ging ich zurück ins Wohnzimmer und stellte dort alles ab, die Gläser schon direkt auf Untersetztern. Caleb hatte sich schon auf die Couch gesetzt und Basti saß auf seinem Schoss, und somit auch irgendwie auf der Couch.

Durfte ich mich auch auf die Couch setzten? Nein, über sowas sollte ich mir gar nicht den Kopf zerbrechen, sondern einfach meinejn simplen Befehlen folgen. Und so lies ich mich auf dem Boden nieder und lehnte mich an der Couchwand an, natürlich hatte ich davor die Getränke schon eingeschenkt.

Caleb musterte mich und strich dabei Basti über die Seite, dieser schien ganz ruhig und locker, aber er grinste mich immer noch an. Dieses Grinsen, es machte mich irgendwie so glücklich, denn ER war glücklich! Er war glücklich und grinste! Und dass vielleicht einfach nur, weil er mich sehen konnte bzw durfte...

"Nenn mich einfach Caleb, ich bin zwar heute für ein paar Stunden dein Aufsichts-Master, aber ansonsten hast du auch ohne den Namen genug Respekt vor mir." began er nun die Unterhaltung, woraufhin ich nickte. Okay, ich durfte ich also Caleb nennen...

"Du bist immer noch so schüchtern." lachte er leicht und griff nach einem Glas, welches er dann Basti reichte, welcher sich bedankte. Unsicher nickte ich. "Erklär das mal ein bisschen, über Basti weiß ich ja schon alles, über dich eben noch nicht." forderte er mich nun zum Reden auf. Oh Gott...eine Erklärung für das Thema...das war immer schwer...Aber mit den Jahren, in welchen ich immer schüchterner wurde, hatte ich mir eine gute Erklärung angeeignet.

"Ich..also...neue Bekanntschaften...sind immer schwer...Ich kann die Personen nie einschätzen und fühle mich so fehl am Platz... Ich mag es nicht unter zu vielen Leuten, vor allem, wenn es hektisch wird oder so..." redete ich relativ leise aber achtete darauf, dass es verständlich klingt.

Er nickte und trank nun selber aus seinem Glas. "Dann ist es ja gut, dass wir nur zu dritt sind." lächelte er und stellte danach seines und Bastis Glas weg.

"M-Master?" hauchte Basti nun leise und sah hoffnungsvoll zu Caleb. Wollte er es sich wieder wünschen? Nein, diesmal wollte ich das doch machen! Er hatte letztes Mal schon genug gelitten, nur wegen mir. Sein Schrei kam mir immer noch manchmal in den Kopf, so hoch und von Schmerz gekennzeichnet...

Caleb nickte, woraufhin Basti aufstand und zu mir kam. "Wir waren einkaufen und ich durfte mir was aussuchen! Und da hab ich diese beiden kleinen Freundschaftsärmbänder gefunden!" lächelte er mich freudig an und zeigte mir dabei seines, während er in der anderen ein weiteres hielt. War das...etwa für mich? Ein Freundschaftsarmband? Für uns beide!

Sofort musste ich breit lächeln und hauchte ein "Danke!" nachdem er es mir vorsichtig ums Handgelenk gemacht hatte. Es war zwar an sich nichts besonderes, weder besonders hochwertig, noch besonders teuer, aber der Wert in meinem Herzen, der war unglaublich hoch. Ohne auf irgendwelche Regeln zu achten oder mir irgendwelche Gedanken zu machen umarmte ich Basti einfach. Er war...mein Freund...Und jetzt hatten wir ganz offiziell sogar Armbänder dazu!

Wir genossen die Umarmung und Caleb unterbrach und auch nicht, er ließ uns diesen Moment gerade. Er schien heute auch gute Laune zu haben. Jetzt gerade, gab es für mich nur Basti und mich, wir als Freunde, die sich helfen und miteinander über alles reden! Es war wunderschön! Der Moment und unsere Freundschaft.

Auch wenn er mein einziger Freund war, er war der beste den man haben konnte. Er passte super zu mir, er war ruhig aber gleichzeitig auch lustig und hob die Stimmung immer ein wenig an, er verbreitete ganz viel positive Energie und durch unsere unterschiedlichen Leben und Interessen hatten wir bestimmt immer ein Gesprächsthema. Beim letzten Mal hätte ich noch Stunden mit ihm weiter reden können...

Es fühlte sich richtig gut an, so einen Freund zu haben, der einem beisteht und hilft.

...Doch was ich dabei vergaß, war, dass ich vor all dem hier auch einen besten Freund hatte...Welcher mir genauso beigestanden hatte...mit welchem ich viel mehr erlebt hatte...

Doch ich bemerkte es nicht mal, dass ich mich nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte...so präsent war er in meinem Kopf gar nicht mehr...

▫Upload: 16.04.2021▫

▫1175 Wörter▫

Double Checkmate | ShadowuniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt