▫Noel▫
"Dann komm, ich muss arbeiten." sagte er und stand mit mir auf. Wieso gibt er mir den Befehl mitzukommen, wenn er mich sowieso trägt? Ich hatte dagegen jedoch gerade nichts einzuwenden, getragen werden heißt, dass ich nicht laufen muss und das ist ganz gut gerade. Ich hab immer noch nicht wirklich viel Kraft...
Im Büro angekommen setzte er mich im Käfig ab und schloss diesen daraufhin. "Ruh dich ein wenig aus." gab er mir einen Befehl und machte sich dann an seiner Arbeit zu schaffen. Laptop an, ganz viel tippen, in Ordnern rum blättern, Sachen ausdrucken und ab und an telefonierte er. Seit wann gab er mir solche Befehle? Mich auszuruhen...
Ohne es wirklich zu bemerken schlummerte ich ein und wurde erst wieder wach, als Mike mir über den Arm streichelt. Unsicher sah ich ihn an. Durfte ich überhaupt schlafen? Hab ich einen Fehler gemacht? Würde...Würde ich bestraft werden? Die Unsicherheit wich der Angst und ich drückte mich von ihm weg, mehr an den Käfig.
"Ich wollte dich nur Essen machen schicken. Reispfanne mit Gemüse, was hälst du davon? Kannst du das kochen?" erklärte er sich und machte vor dem Ausgang Platz, damit ich raus konnte. Ach so...Nur Aufgaben...Alles war okay...
Unsicher trat ich heraus und schaute auf den Boden...Ich konnte keine Reispfanne...Naja...Eher wusste ich nicht wirklich was das ist...Würde er mich deshalb bestrafen? Ich wollte keine Strafe! Bitte...
Ängstlich zuckte ich mit den Schultern und wimmerte leise vor mich hin. Bitte keine Schläge...Ich war doch schon so schwach...Und hatte viele blaue Flecken...Und mein Hintern war immer noch wund...
"Ich druck dir einfach ein Rezept aus, dann kriegst du das bestimmt hin!" erklärte er mir, woraufhin er sich wieder an den Laptop setzte. Zwei Minuten später drückte er mir ein Blatt in die Hand. "Ich komm in einer Stunde runter. Saug auch bitte noch das Wohnzimmer." sagte er noch, bevor er wieder weiter arbeitete.
Ich nickte einfach nur kurz und lief zögerlich in die Küche. Dort angekommen schaute ich mir erstmal das Rezept an. Ach so...Angebratener Reis mit Gemüse, das hätte er doch gleich sagen können.
Kurzerhand began ich also zu kochen und saugte gründlich das Wohnzimmer, während der Reis kochte. Eine Stunde später war alles fertig und stand auf dem Tisch. Unsicher wartete ich deshalb einfach nur.
Was war nur aus mir geworden...Ich ließ mich rumkomandieren...und war nicht mehr ich selbst...Das von heute Morgen würde ich wahrscheinlich nie verarbeiten, so wie alles hier...Aber ich fügte mich ihm...Zu groß war die Angst...
Ich war erbärmlich und würde meine Unschuld an ihn verlieren...alles andere hatte ich schon verloren...Angefangen hatte es schon bei Mr. Baranow...er war jedoch nur der Botschafter...Er konnte nichts dafür, dass Mike den Auftrag stellte...Aber es war sein Buissnes...sein Geschäft...
Dieser Junge in seinem Zimmer. An dem Tag, als Mike mich abholte bemerkte ich ihn kaum, erst im Nachhinein war we mir aufgefallen...Er sah komisch aus...So lebendig und gleichzeitig so dünn und fertig...Sein Körper...Aber doch unterwarf er sich und wirkte ganz ruhig...und zufrieden...
Könnte ich das auch jemals sein? Zufrieden? Ruhig? Alles in mir was unruhig, meine Gefühle und Gedanken waren ein Durcheinander, ein Choas...nichts konnte ich irgendwie ordnen seit ich hier war...
Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als er den Raum betrat und sich an den Tisch setzte. "Hol dir auch einen Teller, ab jetzt isst du immer drei Mahlzeiten mit mir." erklärte er und legte zwei Blätter auf den Tisch. Was war das? Wieso brachte er Arbeitsmaterial mit an den Tisch? Das würde doch nur dreckig werden und sowas machte er doch sonst nie.
Schnell schnappte ich mir einen Teller und setzte mich ihm gegenüber. Er schöpfte uns beiden etwas. "Hat es mit dem Rezept geklappt?" fragte er mich, woraufhin ich nur leicht nickte. Mein Blick glitt zu den Blättern, diese waren jedoch umgedreht...gemein...
"Ist eine Überraschung, aber erst nach dem Essen." sagte er und began zu Essen. Eine Überraschung? Für mich? War das...was Gutes oder was Schlechtes? Überraschungen waren nicht immer gut...Wer weiß, was er unter Überraschung verstand...
Unsicher began ich trotzdem zu essen, daran ändern könnte ich so oder so nichts mehr. Er hatte irgendwas gemacht und es war anscheinend für mich. Und wie schlimm konnten zwei Blätter schon sein...Ich würde es schon irgendwie durchstehen.
Das Essen heute war mir gut gelungen, er lobte mich sogar. "Na dann räum jetzt ab und mach mir einen Kaffee. Dann darfst du es dir anschauen." befiehl er mir, woraufhin ich auch genau dies tat. Das Essen war gut und hatte mich richtig satt gemacht...Der Teller war sehr groß und ich schaffte es nur mit Mühe...aber ich hatte Angst er würde mich bestrafen, wenn ich nicht aufessen würde.
Leicht neugierig setzte ich mich also an den Tisch und stellte ihm seinen Kaffee hin. Er hatte die Blätter in die Mitte gelegt und umgedreht, so das ich nun sehen konnte, was auf ihnen stand. "Regeln" und "Aufgaben" waren die Überschriften.
"Damit du ein wenig Struktur hast und von dir aus weißt, was du wann machen musst." sagte er und zeigte dabei auf das Blatt mit der Überschrift "Aufgaben". Darauf war wie ein Wochenplan. Jeder Tag war aufgeführt und darunter die Aufgaben, welche ich zu tun hatte. Montag musste ich saugen, Spiegel putzen, wischen, das Bett neu beziehen. So war jeder Tag aufgeführt.
"Und damit du weißt, was du darfst und was nicht." erklärte er mir und deutete auf das "Regel"-Blatt. Darauf war eine lange Liste mit vielen Regeln. Mich anschauen wenn ich mit dir spreche...Alle Befehle befolgen...Aufgaben alle sauber und ordentlich erfüllen und noch viele mehr.
Ich lächelte schwach und hauchte ein leises "Danke." daraufhin wuschelte er mir nur durch die Haare. "Wenn du dich an einem Tag komplett benimmst darfst du dir ein Buch aus dem Regal nehmen." fügte er noch hinzu, woraufhin ich noch ein wenig mehr lächeln musste...Lesen...Ich durfte lesen, wenn ich mich bemahm!
Zum ersten Mal wusste ich was auf mich zukommt...kannte meine Aufgaben...kannte alle Regeln...Jetzt war es okay...zumindest ein wenig mehr okay...
▫Upload: 12.03.2021▫
▫1030 Wörter▫
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Double Checkmate | Shadowuniversum
Genç KurguEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden würd...