▫Noel▫
Weiter reden konnten wir gar nicht, denn die Tür ging schon wieder auf. War die Zeit schon wieder vorbei? Wie...Wie lange hatten wir denn jetzt geredet...
In der Tür stand Ace, welcher uns abwartend ansah. Sofort begab ich mich auf den Boden und kniete mal wieder mit gesenktem Kopf vor ihm. Wenn wir jetzt zum Sport gingen sollte ich versuchen davor alles richtig zu machen...denn ich war mich sicher, ich würde den Sport nicht durchalten und es nicht schaffen...
Alleine der Gedanke, dass ich deswegen bestraft werden würde machte mir unglaubliche Angst...Ich musste einfach mitmachen...Ich musste es schaffen...
Im Gegensatz zu mir kniete Chris sich nicht hin, sondern ging zu Ace und stellte sich neben ihn. "Richtiger Grundgedanke, aber das war eine Aufforderung zu mir zu kommen." sprach dieser nun vergleichsweise ruhig zu mir, woraufhin ich sofort aufstand und zu ihm lief.
Immerhin schien er nicht sauer...Noch nicht...Wo und mit wem würden wir überhaupt Sport machen? Ich hatte doch noch so viele Fragen, welche ich Chris stellen wollte...Endlich hatte ich mal den Mut und die nötige Ruhe eine Konversation mit ihm zu führen und dann mussten wir natürlich unterbrochen werden...
Wir liefen den Weg zurück in Richtung des Hofes...also würde dort wahrscheinlich der Sport stattfinden...Naja, wenn wir alle durch die Hof zeit sowieso schon dort sind bzw eigentlich sein sollten macht das ja nur Sinn...
Ace schob uns wie vorhin einfach nach draußen und schloss die Tür hinter uns. Alle Kinder standen schon in einer Reihe, wie beim Appel heute morgen. Es war auch die selbe Reihenfolge, weshalb ich schnell zwischen die Jungen von heute Morgen.
Vorne stand ein Mann, in Sportklamotten gekleidet und mit einem strengen aber motivierten Blick zu uns. "Also! Legen wir los! Zuerst 25 Runden!" fing er an und ehe er auch zuende gesprochen hatte liefen alle schon los. Einfach in der Reihe joggten wir den Hofrand entlang.
Anschließend bekamen wir alle Seile ausgeteilt und mussten 15 Minuten lang durchspringen. Mein Kreislauf machte das ganze nur halb mit und ich musste immer wieder kurz durchatmen. Der Trainer sah mich dabei immer skeptisch an und sobald ich zu ihm sah vermittelte er mit alleine über seinen Blick, dass ich gefälligst weiter machen sollte...
Mittlerweile war ich völlig verschwitzt, wobei es um uns herum langsam richtig kühl wurde und die Sonne dabei war unter zu gehen. Wie lange würde das noch gehen...Ich kann nicht mehr...Mit zittrigen Fingern schwung ich mein Seil immer und immer weiter und hüpfte schwer atmend darüber...
Zum zweiten Mal heute pfeifte er durch seine Drillerpfeife, welche ihm um den Hals hing. Das war vorhin auch schon das Zeichen zum aufhören gewesen, weshalb ich und alle anderen dies auch taten. Glücklich darüber, dass das jetzt vorbei war versuchte ich meine Atmung zu regulieren, was ich tatsächlich schnell schaffte.
"Gut, die Hälfte ist vorbei, geht was trinken!" sagte er uns und alle stellten sich wieder in einer Reihe vor einer Wand auf...Was war denn an der Wand?
Ich erlaubte mir einen kurzen Blick und erkannte, dass dort ein Wasseranschluss war, an welchem man eigentlich einen Gartenschlauch anschloss. Die Jugendlichen tranken nacheinander immer kurz daraus.
War das nicht total unhygienisch? Ich meine...Naja...Wie alt die Rohre hier wohl waren und wie dreckig der Hahn war...
Als ich an der Reihe war siegte jedoch der Durst und der Schwindel, weshalb ich mich gierig bückte und ein paar große Schlücke nahm. Anschließend begab ich mich wieder an meinen Platz.
Erst die Hälfte geschafft...Ich kann nicht mehr...All meine Muskeln tun weh und alles fühlte sich immer mehr schwummrig an...Immerhin hatte ich heute noch kaum was getrunken und der wenige Schlaf machte das alles wahrscheinlich auch nicht besser...
Als nächsten mussten wir Kniebeugen machen...100 Stück und auch ja im rechten Winkel...Ich schaffte kaum 20 Stück und fiel eigentlich bei jeder Kniebeuge auf meinen Hintern. Zitternd machte ich weiter und kämpfte mich durch, bis ich irgendwo bei 80 war. Die anderen waren fast alle schon fertig, also beeilte ich mich und hörte bei 90 auf, was der Trainer zu meinem Glück nicht bemerkte.
Wahrscheinlich sah ich so erschöpft aus, was ich ja auch war, dass man hätte meinen können, ich hätte 200 gemacht...
Anschließend mussten wir die restliche Zeit wieder Runden laufen und das war schließlich der Punkt, an welchem mein Körper den Dienst verweigerte und ich umkippte...
Aus halb geschlossenen Augen konnte ich sehen, wie die anderen weiter liefen und ich einfach nur zur Seite getragen wurde...Wie freundlich...
Kurze Zeit später wurde mir zum zweiten Mal an diesem Tag kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, was mich wieder zu Sinnen kommen lies...Bitte...Ich konnte nicht mehr...
Vor mir saß der Trainer und im Hintergrund konnte ich erkennen, dass die anderen noch weiter ihre Runden liefen...Also war ich gar nicht so lange weg...Das war gut, denke ich...
"Gut...Du bist wieder wach. Leg dich hin und lass deinen Kreislauf sich erholen. Du wirst die versäumten Runden im Anschluss nachholen!" erklärte er mir halb fürsorglich, halb sauer und streng...Die Leute hier konnten sich auch nicht für irgendwelche Emotionen entscheiden.
Ich nickte einfach nur und winkelte meine Beine ein wenig an, so würde mir das Blut schneller wieder in den Kopf fließen...
Nach ungefähr 10 Minuten wurde das Trainig beendet und die anderen wurden abgeholt...Sie hatten...jetzt ja wieder Unterricht... ich anscheinend wieder nicht...Naja...Immerhin musste ich meine Runden ja noch nachholen...
Unsicher stand ich auf und lief in Richtung des Trainers. Oder sollte ich am besten einfach direkt anfangen zu laufen? Die Entscheidung nahm er mir ab, indem er mir den Befehl gab so lange Runden zu joggen bis er mir sagte aufzuhören...
Wann das wohl sein würde...
Mittlerweile fühlte ich mich ein wenig besser und mir war auch nicht mehr so schwummrig, so began ich diesmal alleine Runden zu laufen...
Runde um Runde fiel es mir schwerer und irgendwann nach 60 hatte ich aufgehört zu zählen. Der Trainer hatte sich einfach auf Bank gesetzt und sah mir entspannt zu, wie ich mich immer weiter zwang zu rennen...Immer wenn ich kurz davor war stehen zu bleiben, weil ich einfach keine Kraft mehr hatte erinnerte er mich daran, dass ich bestraft werden würde...
So biss ich die Zähne zusammen und lief einfach weiter...Die Zeit nahm ich gar nicht mehr wahr und ich konzentriere mich die ganze Zeit nur auf den Boden vor mir, um nicht zu stolpern...
Das waren doch weitaus mehr Runden, als ich vorhin versäumt hatte...Wieso musste ich noch weiter machen...
Erschöpft blieb ich irgendwann stehen und fiel sofort auf meine Knie...Meine Atmung ging stoßatmig und ich hatte schon lange das Gefühl gleich wieder ohnmächtig zu werden...
Natürlich kam er sofort auf mich zu. "Wieso bleibst du stehen! Steh auf und laut weiter!" schrie er mich an und ich sah ihn von unten aus einem verschwommenen Blickfeld an...
"Bitte...I-Ich kann...n-nicht mehr!" keuchte ich erschöpft und musste mich auf dem Boden abstützen um nicht komplett zusammenzubrechen...
Darauf folgte schlicht weg eine Backpfeife und er zog mich am Arm hoch. Wieso...Wieso wurde ich geschlagen...Ich konnte doch nicht dafür, dass mein Körper nicht mehr kann...Bitte...Es soll aufhören...
"Noch 20 Runden! Ansonsten kannst du ohne Dusche schlafen gehen!" gab er mir wieder einen Befehl und egal wie flehend ich ihn ansah, an seiner Miene änderte sich nichts...
Meine Klamotten waren klitschnass geschwitzt und auf die Dusche wollte ich wirklich keinenfalls verzichten. Also raffte ich mich irgendwie auf und schlurfte die letzten 20 Runden im Hof...Es war auf keinen Fall mehr ein Rennen, viel mehr war es einfach nur ein langsames Gehen...Doch er gab sich damit anscheinend zufrieden...
Nach den 20 Runden brach ich wieder auf meine Knie und keuchte vor Erschöpfung...Bitte...Bitte war es jetzt zuende...Wieso hatte ich das verdient....
▫Upload: 13.02.2021▫
▫1319 Wörter▫
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Double Checkmate | Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden würd...