▫Noel▫
Die nächsten Tage verliefen ruhig. Er war wieder entspannter und nicht mehr so gereizt, er bestrafte mich nicht direkt für alles und lies mir auch mehr Freiraum. Ich benahm mich so gut, wie noch nie. Fast jeden Tag durfte ich mir ein Buch aussuchen, bald hatte ich mehr, als ich lesen konnte und auf meinem Nachttisch entstand ein kleiner Stapel.
Auch gerade war ich wieder am lesen, als Mike sich neben mir auf die Couch setzte. Wie hatten Freitag und wie es aussah, hatte er früher Feierabend gehabt. Seit vorgestern hing ein kleiner Kalender in der Küche, daneben meine Regeln und Aufgaben, welche Mike nochmal über arbeitet und angepasst hatte. Wir kamen immer mehr auf den 29. zu...bald war ich zwei ganze Monate hier...Obwohl es sich natürlich viel länger an fühlte...
Meine Aufmerksamkeit richtete ich zu ihm und legte mein Buch für einen Moment weg. Seit ein paar Tagen bin ich so viel am Lesen, dass er mich vorgestern bestraft hatte, weil ich kaum noch auf ihn achtete und ihn durch mein ignorieren nicht mehr respektierte. Naja, an dem Tag hing ich auch wirklich nur an meinem Buch...
Er sah mich überlegend an und bewegte dann seinen Kopf nach links, er wunk mich so zu sich. So lies ich mein Buch liegen und saß mich neben ihm auf die Couch. Er hingegen zog mich direkt auf seinen Schoss, lehnte sich nach hinten und legte die Arme um mich. Ja, in letzter Zeit kuschelten wir öfter. Er sagte dazu immer, dass es doch passt, weil es draußen ja auch kälter wurde.
Damit hatte er nicht ganz Unrecht, alle Bäume waren beinahe kahl und die meiste Farbe, das meiste Grün, war von draußen verschwunden. Der Winter nahte. Das Herbstwetter hatte uns kaum erreicht, es hat ein paar Mal geregnet und es gab auch das ein oder andere Gewitter, aber von mehr wurden wir verschont. Wobei ich ja sowieso nicht raus durfte und es deshalb nicht von Belangen für mich war.
"Ich gehe morgen einkaufen, so langsam ist der Kühlschrank wieder leer." erklärte er und sah mich dabei streng an. Ja...das letzte Mal...ist nicht so gut geendet... Solch eine Strafe wollte ich nie wieder erleben müssen...
Sein strenger Blick machte es nicht besser. Er hatte wahrscheinlich schon irgendwas geplant. "I-Ich...S-Sperr mich i-im Käfig ein...Dann kann ich nichts machen..." schlug ich unsicher vor und erntete darauf eine, wenn auch nur schwache, Backpfeife. "Ich hab das Sagen Kleiner, Schlag mir also nichts vor und gar nicht erst in solch einem bestimmenden Ton."
Sofort nickte ich und senkte den Kopf. Mit solchen kleinen Gesten erinnerte er mich immer wieder daran, wo ich stand...Doch ich versuchte es mir einfach nur zu merken, daran zu denken und seine Regeln zu brücksichtigen...Das schlimmste daran war für mich meistens, dass seine Laune dann schlechter wurde.
"T-Tschuldigung" nuschelte ich leise und kuschelte mich mehr an ihn. Ja...diese Angewohnheit machte wenig Sinn...Immer, nachdem er mich bestraft hatte oder allgemein wenn ich Angst hatte, suchte ich nach seiner Nähe und Aufmerksamkeit. Es beruhigte mich immer, sorgte dafür, dass mein Weinen aufhörte.
Das machte an sich so wenig Sinn und ich verstand es selbst nicht wirklich. Er war doch der, der mich schlug, der mir Leid zuführte und der mich gefangen hielt. Und gleichzeitig war er auch mein einziger menschlicher Kontakt hier drinnen...Ich verstand es einfach nicht...wie konnte ich seine Nähe und Aufmerksamkeit so sehr mögen, obwohl er für all das Schlimme immer verantwortlich war...?
Den Gedankengang konnte ich, zu meinem Glück, da ich sonst meine Gedanken irgendwann nicht mehr geordnet der sortiert bekommen hätte, nicht weiterführen, da Mike wieder began zu sprechen. "Caleb wird vorbei kommen und auf dich aufpassen." erklärte er nun, woraufhin ich ihn mit gemischten Emotionen ansah.
Ich mochte Caleb nicht, absolut gar nicht. Er ging so schlecht mit Sebastian an, er mache viel Schlimmeres mit ihm, als Mike mit mir. Und immer wenn er da war, war Mike so anders, gab mir keine Aufmerksamkeit und redete mit Caleb über die "Haltung" von Basti und mir, als wäre es alltäglich. Sie reden über perverses Zeug, was einfach nur unangenehm ist und tauschen sich über Strafen aus, als wäre es irgendwas Geschäftliches.
Aber wo Caleb war, war Sebastian nicht weit, oder? Würde er ihn mitbringen? Bitte! Bitte bitte bitte! Das würde das ganze nicht so schrecklich machen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was Caleb mit mir machen würde, wenn er alleine mir mir wäre. Nein...das wollte ich mir wirklich nicht vorstellen...
"S-Sebastian?" fragte ich leise und hoffte, dass er meine Frage verstand. An sich durfte ich ja eigentlich immer noch nur mit Erlaubnis reden, aber mittlerweile sah er da etwas drüber hinweg.
Mike lächelte und nickte. "Sie kommen morgen gegen 13 Uhr, dann essen wir alle zu Mittag und dann fahr ich einkaufen. Gegen spätestens 16 oder 17 Uhr bin ich dann wieder da. Und sie bleiben diesmal auch nicht über Nacht, da musst du dir keine Sorgen machen." brachte er mich nun voll ins Bilde seines Plans.
Irgendwie, naja, freute ich mich jetzt richtig auf morgen. Ich würde Basti wieder sehen und könnte bestimmt wieder mit ihm alleine reden. Diesmal würde ich es mir wünschen und ich die Strafe dafür bekommen! Nicht er. Er hatte beim letzten Mal schon genug gelitten.
"Was soll ich dann kochen?" fragte ich ruhig weiter und spielte mit seinem Pulloverärmel. Über dieses Verhalten schmunzelte er immer und so war es auch heute, er schmunzelte und kraulte danach meinen Kopf. "Ich such dir ein Rezept heraus." Daraufhin lächelte ich und nickte eifrig. "Danke!"
Mittlerweile hatte ich ein paar Rezepte zusammen, es dürften fünf oder sechs sein. Die lagen immer auf meinem Nachttisch, ordentlich und dass ja kein Knick hinein kam. Es war eine Sache, die eben nur mir gehörte und die Mike extra für mich gemacht hatte, das wollte ich aufheben und darauf aufpassen!
"Ich freu mich auch morgen." hauchte ich leise und lächelte ihn leicht an. Er lächelte zurück und nickte. "Ja, das kann ich verstehen Kleiner."
Ich würde etwas Leckeres kochen, dafür bestimmt Komplimente bekommen, Basti wieder sehen, mit ihm reden können. Ja, ich freute mich definitiv auf morgen!
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Wir neigen uns dem Ende dieses Buches langsam zu, aber wie ich am Anfang schon einmal erwähnt hatte, wird es ein weiteres Buch geben. Macht euch also auf das Ende von Staffel 1 und den Beginn von Staffel 2 gefasst!
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▫Upload: 14.04.2021▫
▫1037 Wörter▫
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Double Checkmate | Shadowuniversum
Teen FictionEin Auftrag eines völlig Fremden war es, welcher letztendlich sein Leben komplett veränderte. Aus seinem ruhigen Leben in eine neue Welt, die Welt des Sklavenhandels und des Schmerzes. Aus Freunden und Familie wurden Erinnerungen. Aus Fremden würd...