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▫Noel▫

Die ganze Nacht über schlief ich schlecht...Der Boden war so hart und selbst mit Decke war es kalt...und ich wusste nichts mit meinem Kopf anzufangen, so kam es, dass ich mit eher schlechter Laune und unerholt aufwachte.

Ein Blick aufs Bett verriet mir, dass er noch schlief. Gut...Doch auf einmal fing der Wecker auf seinem Nachttisch meine Aufmerksamkeit...5:47 Uhr zeigte dieser an...das erste Mal seid drei Tagen sah ich eine Uhr...Endlich wieder ein wenig Routine und ein wenig Normalität...

Da ich nicht mehr schlafen konnte, saß ich mich an die Wand, um ja weit genug von ihm weg zu sein, zog die Decke um mich und sah mir den Raum an. Die Wände waren weiß und an der linken Wand war ein großes Fenster...Rechts stand ein Schrank und es war eine weitere Tür im Raum...Wofür die wohl war...Entweder ein begehbarer Kleiderschrank oder ein Bad, alles andere würde keinen Sinn machen...

Ansonsten stand noch sein Bett im Raum, welches unglaublich groß und gemütlich aussah...neben ihm war noch so viel Platz...und trotzdem musste ich auf dem Boden schlafen...Okay, an dich war das gut, da ich ihm wirklich nicht so nahe sein wollte...Aber ich hätte ja an der Bettkante schlafen können oder so...

Würde ich in dem Bett...meine Jungfräulichkeit verlieren? Würde er mich an die Pfosten links und rechts fesseln...? Schnell verwarf ich diese Gedanken, da die Bilder einzig und allein Panik und Angst in mir hervorriefen.

Vor dem Fenster war eine kleine Sitzbank, wie man sie aus Filmen über amerikanische Kleinstadtfamilien kennt. Das sah bequem aus...Und von dort aus würde ich bestimmt noch mehr sehen können!

So tappste ich leise dort hin und ließ mich auf dem Polster nieder...Wäre mir das gestern Abend nur schon aufgefallen...Es war zwar klein aber um einiges bequemer als der Teppich.

Von hier aus konnte ich wirklich schon mehr sehen...Jedoch erfreute mich der Anblick wirklich überhaupt nicht...Wir waren in einem Wald, um das Haus herum waren nur Bäume...Abgeschnitten von der Zivilisation...und keine Chance auf Hilfe oder eine Flucht...

Ohne es zu bemerken dößte ich dort leicht ein und wurde erst wieder wach, als mir jemand durch die Haare fuhr. Wer...Warum? Verschlafen sah ich hoch und sah direkt in sein Gesicht...Hatte er gerade meine Haare...und meinen Kopf berührt...Sofort wich ich ein wenig zurück.

"Guten Morgen Kleiner~" schmunzelte er mich an und hörte sich dabei noch ein wenig verschlafen an. Er ist also auch erst gerade aufgewacht...Mittlerweile war ja auch schon die Sonne aufgegangen...

Das bisschen schlafen, obwohl ich nicht wusste, wie lang es war, hatte doch noch mal gut getan. Doch von der Entspannung, welche ich hatte, als ich noch alleine wach war, war nichts mehr übrig. Zu groß war die Angst vor dem Ungewissen...

Er wollte keine Antwort oder...Nein...Er hatte mir nur einen guten Morgen gewunschen...Aber musste ich nicht höflich bleiben? Aber ich wollte nicht. So brachte ich nur ein leises "M-Morgen" über die Lippen.

"Sieht so eigentlich der Boden für dich aus?" fragte er nun etwas wacher, jedoch leicht kühl und rieb sich dabei den Schlaf aus den Augen. Warte- Nein! Ich hab auf dem Boden geschlafen! Wirklich! Nur vorhin hatte ich mich hier hin gesetzt....Und bin dann weggedößt...Bitte...Nein!

Zittrig begab ich mich auf den Boden und krallte mich dabei in meine Decke. Er sollte mich nicht deswegen schon bestraften...Bitte...

"I-Ich hab auf dem Boden g-geschlafen!" versuchte ich mich verwezifelt und ängstlich zu verteidigen, worauf er jedoch einging und begann mit mir, wie mit einem Kleinkind zu argumentieren..."Und wie bist du dann auf die Sitzbank gekommen? Sicher nicht durch Schlafwandeln." dabei klang er immer noch ruhig aber die Kälte machte mir Angst.

Ich wollte wirklich nicht bestraft werden...Nicht wegen so einer Dummheit von mir...Es war ja wirklich mein Fehler, das sah ich doch auch ein! Dafür musste er mich nicht bestrafen! Bitte!

"A-auf dem Boden geschlafen! W-wach geworden...und d-dann bin ich a-auf der Sitzbank eingedö-ößt!" gab ich verzweifelt von mir, während er sich zu mir hinkniete und wieder mit seiner Hand durch meinen Haare fuhr. Ich mochte das nicht. "Oh Kleiner...Trotzdem hast du auf der Bank geschlafen, ob du es nun wolltest oder nicht." schmunzelte er amüsiert.

Machte es ihm Spaß mich so verzweifelt zu sehen? Fand er es lustig mich zu Quälen? Hatte er seinen Spaß daran?!

Mittlerweile liefen mir die Tränen wieder über die Wangen und ich hatte mich in meiner Decke zusammen gekauert. Er...Er hatte ja Recht. Ich wollte trotzdem keine Bestrafung...Am besten niemals!

Ohne es auch nur kommen zu sehen, da ich auf meine Hände schaute und so in der Angst gefangen war, gab er mir eine kräftige Backpfeife...Man hörte das Klatschen im ganzen Raum und meine Wange schmerzte unglaublich.

Er...Er hatte mich geschlagen...Zum ersten Mal...Wieso...Sofort heulte ich Rotz und Wasser und rutschte von ihm weg. Er seufzte nur, strich mir noch einmal durch die Haare und sagte "Du weißt, dass es deine Schuld war und du das verdient hast." Dann stand er auf und verschwand durch die zweite Tür, hinter welcher ich nun ein Badezimmer erkennen konnte.

Aber er hatte ja Recht...Es war meine Schuld...aber ich durfte nicht so denken...Nein...Oder doch...sonst würde ich so oft geschlagen und bestraft werden...Bitte...Ich will einfach nur nach Hause...

Als ich mich wieder etwas beruhigt hatte kam er zurück aus dem Bad, er hatte noch leicht nasse Haare und hatte auch andere Klamotten an. Aus dem Schrank nahm er ein paar Klamotten und kam mit ihnen zu mir. "Wieder beruhigt?" fragte er mich selbst wieder komplett beruhigt, denn als er  Bad ging schien er gereizt...

Unsicher nickte ich leicht und versuchte mal wieder ihm irgendwie in die Augen zu schauen, was eher schlecht als Recht funktionierte...

"Gut." Damit machte er mir den Ring am Fuß ab, was bedeutete, dass ich endlich nicht mehr gefesselt war...und irgendwie freute mich das unglaublich...Ich würde laufen können...so lange ich wollte...auch wenn es nur in diesem Raum wäre...

Er nahm mich am Arm und lief mit mir ins Bad. Würde er mich jetzt duschen lassen? Würde er...dabei bleiben und mir zusehen? Was würde jetzt passieren?

"Putz dir die Zähne und geh aufs Klo und so, wenn du fertig bist mach ich dir die Verbände neu." erklärte er und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

So machte ich was er sagte und kurz darauf verband er mir die Handgelenke und war mir dabei unangenehm nah...Ich mochte es einfach nicht...Ich brauchte meine Zeit um mich an neue Menschen zu gewöhnen oder überhaupt jemanden an mich ran zu lassen...Vor allem in dieser Lage...

Anschließend brachte er mich wieder ins Erdgeschoss...Wir waren gestern Treppen gelaufen? Das hatte ich gar nicht gemerkt...Wir kamen in einer Küche an, welche mit Wohn- und Esszimmer verbunden war. Sah eigentlich echt nett aus und lies den Raum sehr offen und groß wirken.

"Du machst jetzt Frühstück. Ich hab Lust auf Rührei und Frenchtoast, schaffst du das?" fragte er mich und ich nickte zögerlich. Ein paar Mal hatte ich Frenchtoast schon gemacht, wenn Mama oder Papa am Wochenende viel zu tun hatten und ich dann das Frühstück für uns alle machte...Bei der Erinnerung lief eine Träne aus meinem Auge.

"Gut, wenn du es gut machst bekommst du auch Frühstück." sagte er und machte sich an der Kaffeemaschine zu tun.

Wenn es ihm schmecken würde...würde ich auch etwas bekommen! Eifrig und motiviert, aber trotzdem noch unter enormer Spannung und leicht zitternd, machte ich mich ans Werk.

In der Küche fand ich mich gut zurecht und hatte nach kurzer Zeit alle Schränke einmal offen gehabt und wusste nun, wo alles war. Er hatte sich einen Kaffee gemacht und dann an den Esstisch gesetzt, von welchem aus er mich die ganze Zeit beobachtet, was mir nur noch mehr Druck und Angst gab...Mit Aufmerksamkeit konnte ich nicht umgeben...

Aber nach einer halben Stunde stand ein Teller mit zwei Toast und zwei Spiegeleiern vor ihm und Belag für die Brote daneben...Jetzt musste ich hoffen und betten, dass es ihm schmeckt...

▫Upload: 23.02.2021▫

▫1380 Wörter▫

Double Checkmate | ShadowuniversumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt