Kapitel 15

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Pia P.O.V

"Hast du den Kuchen schon aus dem Ofen geholt, Mama?", frage ich.
"Nein, hab ich nicht", sie nimmt einen Schluck aus ihrem Weinglas und stellt es dann auf dem Kaffeetisch ab, bevor sie aufsteht.

"Ach ne, lass es. Ich mach schon", lächel ich und begebe mich selbst in die Küche.

Heute ist Leas Geburstag.
Und weil wir so schlecht vorbereitet sind, haben wir nicht mal einen Kuchen für sie.
Also haben wir beschlossen einfach jetzt alle zusammen einen zu machen.
So verbringen automatisch etwas gemeinsame Zeit als Familie.

Ich hole den Kuchen aus dem Ofen und stelle ihn auf der Oberfläche ab.
"Der sieht sogar voll gut aus", sagt Lea, die auf einmal neben mir steht und mir über die Schulter schaut.

"Ich hab doch gesagt, der wird gut aussehen. Und das sogar ohne Rezept."

"Soll ich ihn anschneiden?", fragt sie.
"Nein, lass ihn erstmal abkühlen. Haben wir noch irgendwo Kerzen?"

Ich durchsuche die Küche noch Kerzen und finde letzendlich noch ein paar rosane im Schrank unten.

"Machst du eigentlich noch was mit deinen Freunden?", frage ich sie.
"Wir wollen morgen in die Jugenddisco gehen", antwortet sie.
"Oh cool."

Ungefähr eine halbe Stunde sitzen wir gemeinsam am Esstisch, Lea in der Mitte. Die Kerzen auf dem Kuchen habe ich bereits angezündet.

"Puste sie aus", forder ich grinsend.
Sie schließt für einen Moment ihre Augen, um sich etwas zu wünschen.
Mit einem Lächeln beugt Lea sich leicht nach vorn und pustet die Kerzen aus.

"Yay", Mama klatscht freudig in die Hände, "meine Kleine ist schon 15 Jahre alt."

Lea nickt lächelt und schaut gedankenverloren auf den Kuchen.
Mama nimmt einen weiteren Schluck aus ihrem Weinglas, welches sie den ganzen Tag mit sich rumschleppt.

"Du hast gesagt, du trinkst heute nicht so viel, Mama", erinnere ich sie.
"Das tue ich doch auch nicht.
Aber Lea hat heute Geburtstag, da ist ein bisschen doch in Ordnung", rechtfertigt sie sich.
Das stimmt. Nur hatte sie jetzt schon mehr als ein bisschen.

"Ok, essen wir jetzt erstmal Kuchen, bevor ich dir mein Geschenk gebe?", wechsel ich das Thema.

Lea schaut mich überrascht an.
"Du hast ein Geschenk?"
"Ja, aber mach dir bitte nicht zu viele Hoffnungen. Es ist echt nichts besonderes oder teures", warne ich sie vor.

Ich schneide den Kuchen an und lege jedem ein Stück auf den Teller.

Es ist irgendwie ein ziemlich trauriger Geburtstag.
Nicht mal das Wetter spielt mit.
Es ist bewölkt und nieselt den ganzen Tag. Zuhause ist es schon total dunkel, obwohl es gerade mal halb 4 ist.

Das alles tut mir leid für Lea.
Auch dass wir kein Geld für tolle Geschenke haben und dass sie allgemein keine schöne Feier haben kann.

Ich weiß, dass sie genauso enttäuscht ist wie ich, dass Mama heute doch wieder so viel trinkt.

Nach dem Essen hole ich das Geschenk, welches ich unter dem Bett versteckt hatte, aus meinem Zimmer.
Ich hab es in eine süße Tüte verpackt und Lea dazu einen kleinen Brief geschrieben.

Mit beiden Händen überreiche ich ihr die Türe und sie nimmt sie grinsend entgegen.
"Den Brief liest du aber nicht jetzt sondern dann, wenn ich nicht dabei bin", lache ich.

"Aw, du hast mir Make-Up und so gekauft!"
"Keine Ahnung, ob es dir gefällt."
"Klar, das brauche ich. Danke, Pia", lächelnd umarmt sie mich

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt