Pias POV
Ich ziehe meine Kopfhörer raus, werfe sie zur Seite und klappe den Laptop zu.
Ich will am liebsten schreien, aber stattdessen ziehe und raufe ich mir nur die Haare, denn ich will nicht riskieren, dass Mama, die gerade erst eingeschlafen ist, wieder aufwacht und weiter Blödsinn macht.Quasi habe ich gerade alles beendet, doch es fühlt sich nicht so an, weil ich weiß, dass ich es eigentlich gar nicht will, obwohl es das schlauste wäre.
Und jetzt schreibt er mir Nachrichten auf dem Handy, eine nach der anderen.
Ich drehe gleich durch, ich schwitze und ich zitter vor Aufregung. Letzendlich schalte ich mein Handy aus und vergrab mein Gesicht in den Händen.Hannah kann mich nicht einfach vor so eine Entscheidung stellen. Sie oder Niki. Und das bescheuerte ist auch noch, dass ich dazu tendiere mich für meinen Freund zu entscheiden, trotzdessen, dass mein Verstand dagegen spricht. Und ich versuche meinem Verstand zu folgen, aber dann versuche ich auch noch mich in Niki reinzuversetzen und ihn zu verstehen, und dann schleichen sich solche Gedanken in meinen Kopf - Er hatte kein einfaches Leben, er hat Probleme und ich muss doch damit rechnen, dass er selbst nicht immer einfach ist. Ich hab mich doch darauf eingelassen.
Aber das heißt doch auch nicht, dass er unschuldig ist und sein Trauma, was auch immer er alles erlebt hat, was ich vielleicht noch gar nicht weiß, sein Verhalten rechtfertigt, und- Oh mein Gott, mein Kopf tut so weh.Ich stehe auf, um mich ins Bad zu begeben. Im Flur steht die Tür zu Leas Zimmer offen.
Lea steht jetzt alleine morgens auf. Heute morgen sind wir zusammen zur Schule gegangen, aber nachhause ging jeder allein. Wir gehen halt zusammen jenachdem wie es zeitlich bei uns übereinstimmt. Richtig einkaufen geht schon länger niemand, der Kühlschrank ist leer. Wenn ich Hunger hab, hole ich mir Snacks oder ernähre mich von 5 Minuten Terrinen. Die dreckige Wäsche, die nicht mir gehört, stapelt sich und überall stehen Mamas Flaschen rum.
Neuerdings ist Lea oft bei einer Freundin, so wie gestern und heute wieder. Und ich befürworte das, da es ihr dort besser geht und ich muss mir nicht so viele Gedanken drüber machen, ob ich nicht wenigstens extra für sie einkaufen gehen und kochen sollte, oder ob ich nicht aufräumen sollte, damit sie sich wohler fühlen kann. Ich bin froh, dass sie diese Lösung für sich gefunden hat.
Geht es mir nun besser, jetzt wo ich mehr auf mich achte, oder es zumindest versuche? Nein, nicht unbedingt. Ich hab versucht etwas Arbeit abzugeben. Ich wollte, dass Lea auch etwas übernimmt und vielleicht sogar Mama dazu motivieren, sich etwas mehr zu kümmern. Stattdessen tut jetzt niemand was, ich räume nur meinen eigenen Dreck weg, und reden hilft nicht.Im Bad hole ich mir eine Schmerztablette aus dem Medizinschrank und schlucke sie mithilfe von einwenig Wasser runter.
Ich muss runterkommen und mich entspannen. Irgendwie.
Ich gehe zurück in mein Zimmer und befreie mich dort von meinen ungemütlichen Alltagsklamotten sowie meinem zwickenden Spitzen-BH.
Ich weiß nicht mal, warum ich ihn angezogen hab. Wahrscheinlich habe ich gehofft, dass er mir auf irgendeine Weise mehr Selbstbewusstsein verschaffen würde, aber das Ding nervt. Dann ziehe ich mir ein dunkles T-Shirt drüber und eine kurze Schlafhose. Meine Haare, die mir schon ganze Zeit ins Gesicht fallen und mich dort kitzeln, - allein deswegen könnte ich gerade einen Heulanfall bekommen - binde ich in einem Pferdeschwanz zusammen. Fertig umgezogen, schließe ich die Augen und atme einmal ganz tief durch.Es klingelt an der Tür.
Bestimmt ist Lea wieder da, ich gehe ihr also kurz die Tür öffnen.
Schlimmer Fehler, denn Niki steht jetzt vor mir und aus Reflex hätte ich ihm fast die Tür vor der Nase wieder zugeschlagen.Wie konnte er überhaupt so schnell hier sein?
So stehen wir also voreinander und sehen uns in die Augen. Das letzte mal als ich ihm in die Augen gesehen habe, war gestern, nachdem ich ihm eine Ohrfeige gegeben hab, aber es kommt mir viel länger als gestern vor.
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Definitely Not a Sociopath
Novela JuvenilVielleicht ist es Besessenheit statt Liebe. WARNUNG: In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen usw. behandelt. Ich bin kein Experte, aber ich versuche mich über jedes der vorkommenden Themen mögli...