Definitely Not a Sociopath

Kapitel 63

Nikis POV

N: wir sind heute abend zum essen eingeladen. willst du mit?

Ich sende die Nachricht an Pia ab, meine in gammeliger Jogginghose bekleideten Beine baumeln von der Küchentheke.

"Was machst du da?", fragt Luca, der gerade ordentlich hergerichtet in die Küche stolziert kommt, verstört - Jeans, weißes T-Shirt, perfekt sitzende Haare. Er ist bereit für den Tag und das wahrscheinlich schon seit Stunden.

"Also bevor du hier warst, hab ich in Ruhe mein Frühstück genossen."

"Sellerie?"

"Ja?", entgegne ich und beiße provozierend von meiner rohen Selleriestange ab.

Kopfschüttelnd läuft er an mir vorbei und öffnet den Kühlschrank. In dem Moment antwortet Pia mir.

P: kein Geld gerade

N: wir zahlen

Von mir aus kann ich es auch alleine zahlen.

P: dann würde ich mich aber schlecht fühlen. Ich hab schon so viel von euch bekommen

N: du bist eingeladen, ich brauch dich dort

N: :((

Nie im Leben stehe ich es einen Abend mit meiner Verwandschaft aus ohne irgendwen an meiner Seite zu haben, dem ich vielsagende Blicke zu werfen kann, wann immer ich mich gerade abregen muss oder jemanden, mit dem ich reden und all die anderen laufenden Gespräche am Tisch ausblenden kann.

P: wann soll ich wo sein und was soll ich tragen?

N: wir holen dich um 19:30 Uhr ab, trag was schickes

Jetzt muss ich meiner Familie nur noch Bescheid sagen, dass ich hinter ihrem Rücken wieder meine Freundin eingeladen hab.

Genau passend kommt Nadine, um uns in der Küche Gesellschaft zu leisten bzw. das Mittagessen vorzubereiten, während ich gerade neben ihr auf der Theke sitze und Sellerie frühstücke.
Es ist 12 Uhr. Eigentlich bin ich seit halb 10 wach, aber ich lag noch im Bett und hab rumgedöst, weil ich keine Lust hatte, mich woanders hin zu bewegen.

"Wir müssen Pia heute Abend abholen und sie mitnehmen zum Essen", sage ich.

"Du hast sie eingeladen?"

Nadine klingt irgendwie nicht so erfreut, während sie gekonnt mein Sellerie-Frühstück ignoriert. Ich glaub, sie ist froh, dass ich überhaupt etwas zu mir nehme.

"Ja, ist das ein Problem?"

"Naja, Mariette bezahlt für alle den Abend. Pia hat sie da nicht mit einberechnet."
Nadine sucht die Zutaten für das Mittagessen aus, und ich weiß nicht, was es geben wird, aber ich hoffe, ich esse ihr gerade nicht ihre Zutaten auf.

"Ich zahle für Pia, wenn die Frau zu geizig ist."

"Schon gut. Übrigens, das mit der Schwangerschaft solltet ihr erstmal für euch behalten."

Luca, welcher gerade an der Kücheninsel sitzt und eine Milchschnitte verdrückt, während er aufs Handy fokussiert ist, gibt einen zustimmenden Ton von sich.

"Du auch, Niki", meint sie und ich schaue sie skeptisch von der Seite an.

"Warum sprichst du explizit mich nochmal an? Ich habs schon gehört."

"Manchmal hab ich das Gefühl, du siehst die Welt gern brennen. Aber vielleicht ist das auch nur ein Gefühl", sie zuckt neckend mit den Schultern.

"Das hört sich so an, als ob du mich herausfordern willst."