Pias POV
Wir sind auf einem Zwischenstopp in Nürnberg und mein schmerzender Hintern ist noch nie dankbarer gewesen. Das Problem ist, wir haben erst die Hälfte der Strecke hinter uns.
Niki sieht so aus als wäre er gerade erst aufgestanden, während er da vor mir her schlendert ohne überhaupt zu wissen, wo es hin geht.
Er hat geschlafen, Wange an die Fensterscheibe gepresst. Ich beneide ihn dafür, dass er überall einschlafen kann."Links!", ruft Dan, welcher in Bedienung von Maps ist, nach vorne zu Niki.
Wir betreten einen Klamottenladen.
Warum wir hier sind? Unsere Klasse hat sich in Gruppen aufgeteilt, um die Stadt zu erkunden, und Dan hat darauf bestanden, dass wir in diesen Laden müssen, weil es dort coole Hosen gab als er vor drei Jahren mal hier war.
Und ich will ja nicht meckern, aber ich glaube wir sind etwas zu spät. Es gibt hier nur Müll. Sachen, die von alten Menschen entworfen wurden, die sich dachten "Das ist hip und modern! Das gefällt der Jugend!"."Guck dir das mal an!", lacht Dan.
Da hängt ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "I love anime" (Das "love" mit einem Herz ersetzt wohlgemerkt).
"Sieht... interessant aus."
"Wo ist Niki?", fragt er und lässt den Blick durch den Laden schweifen.
Keine Spur von ihm.
"Er ist Kleptomane, du kannst ihn nicht alleine in einem Laden lassen!""Was soll man denn hier bitte freiwillig klauen?"
Dan will sich eines der Anime T-Shirts schnappen. Er muss sich dafür auf Zehenspitzen stellen und ich überlege kurz, ob ich helfen sollte, aber dann schafft er es.
"Ich will Niki eins kaufen."
"Dieses Teil willst du ihm kaufen?"
"Ja, ich find es passt zu ihm", grinst er und bewegt sich entschlossen zur Kasse.
"15€ nur für einen Scherz?"
"Vielleicht gefällt es ihm ja sogar wirklich", meint Dan.
Während er am Bezahlen ist, erblicke ich Niki draußen mit dem Rücken zu uns gekehrt auf einer Bank sitzen.
Die Warnung, dass wir uns nicht alleine durch die Stadt bewegen sollten, hat er entweder überhört oder sie war ihm schlichtweg egal. Wahrscheinlich war sie ihm egal.Wir begeben uns nach draußen zu Niki, kommen vor ihm zu stehen.
Vermisst hat er uns scheinbar nicht. Er ist damit beschäftigt mit seinem Feuerzeug rumzuspielen - silber mit der Gravur eines Marihuanablatts."Wo warst du?", frage ich.
"Im Tabakshop nebenan. Die haben coole Feuerzeuge."
"Sehr cool... aber schau mal, was ich dir mitgebracht hab!"
Dan drückt ihm den schwarzen Stoff in die Hände. Niki nimmt das T-Shirt in die beide Hände und hält es vor sich, betrachtet es einen Moment. Sein Gesichtsausdruck hat sich kein bisschen verändert seitdem wir zu ihm gestoßen sind, und jetzt tut er es auch nicht."Kann man das noch zurückgeben?"
"Das wird nicht zurückgegeben! Es ist ein Geschenk für dich und du musst es tragen!"
"Oh wow, danke, Dan! Ich werde es auf jeden Fall tragen, falls ich es nicht doch lieber verbrenne!", Niki passt sich stimmlich an Dans Enthusiasmus an, welcher darauf schockiert den Mund aufreißt.
"Wehe du machst es kaputt, das hat 15€ gekostet!"
Niki stopft das T-Shirt unachtsam in seine Tasche.
"Ok, können wir jetzt essen gehen? Ich hab Hunger", sagt Dan.
Ich kenne Dan eigentlich als ziemlich schüchtern, aber sobald er etwas warm wird, ist er wie es aussieht ganz aufgedreht.
Vielleicht ergänzen sie sich deswegen so gut. Niki könnte nämlich einen ganzen Tag verschlafen oder fünf Stunden lang die Wand anstarren und nichts tun, bevor die Langeweile ihn überkommen würde und alles in Chaos ausbrechen würde - Doch wie gesagt, bevor das passiert herrscht Ruhe.
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Definitely Not a Sociopath
Teen FictionVielleicht ist es Besessenheit statt Liebe. WARNUNG: In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen usw. behandelt. Ich bin kein Experte, aber ich versuche mich über jedes der vorkommenden Themen mögli...