Kapitel 27

11 3 3
                                    

Pia POV

Nadine läuft sofort ans Fenster.
Man kann ihr die Erleichterung ansehen.

"Jetzt sei bloß nicht zu nett zu ihm, wenn er hier ist", sagt Philipp.

Wir gehen in den Eingangsbereich und nicht mal eine halbe Minute später spaziert Niki durch die Tür.
Er hat den Blick auf den Boden gesenkt und läuft knallhart an uns vorbei Richtung Fahrstuhl, die ganzen Fragen seiner Adoptivmutter ignorierend.

Mit verschränkten Armen starrt sie ihm ungläubig hinterher.

"Habt ihr Alkohol gerochen?", fragt sie.

"Ich hab gar nichts gerochen", antwortet Luca. 

"Es ist spät und der Flug geht bald. Wir sollten einfach schlafen gehen und später rüber sprechen", beschließt Philipp und seine Frau stimmt ihm etwas deprimiert zu.

Gemeinsam mit der Familie gehe ich nach oben. Auf dem Flur wünschen wir uns eine Gute Nacht und dann trennen Luca und ich uns von seinen Eltern.
Niki steht bei unserem Zimmer an der Tür gelehnt. Dummerweiser hat er keine Keycard.

"Aw, wartest du auf deinen großen Bruder, um dir die Tür aufzuschließen?", neckt Luca.

Während er die Tür öffnet, hat Niki den Blick stumm auf den Boden gerichtet.
Sobald die Tür offen ist, geht er sofort rein und an uns vorbei.
Ist alles ok bei ihm?

Er zieht seine Schuhe aus und legt sich direkt ins Bett.
Ich habe mich vorhin schon fürs Bett fertig gemacht, daher streife ich auch nur meine Schuhe ab und steige in mein Bett.

"Geht's dir gut?", fragt Luca, aber sein Bruder scheint bereits zu schlafen.

Irritiert schaut er zu mir und ich zucke mit den Schultern.
Luca verschwindet eine Weile im Bad, ehe er mit frischen Schlafklamotten wieder auftaucht und sich ins Bett legt.

"Gute Nacht", wünscht er mir und knipst das Licht aus.

"Gute Nacht."

Ich drehe mich auf die Seite und schließe die Augen, bis ich mit meinen Gedanken bei Niki einschlafe.

Irgendwann mitten in der Nacht wache ich durch irgendwelche Geräusche auf.
Aus dem offen stehenden Bad kommt Licht und Luca setzt sich gerade mit zerzaustem Haar auf das Bett.
Wo ist Niki?
Müssen wir schon aufstehen?

"Niki muss kotzen", erklärt Luca, als er mein verwirrtes Dasein bemerkt.

"Oh."

"Ja, selbst Schuld. Hat zu viel getrunken."

Desinteressiert legt Luca sich wieder hin und schließt die Augen.
Geht er jetzt einfach wieder schlafen?
Ich liege immer noch verwirrt in meinem Bett.
Sollte ich mal nach ihm schauen?

Ich schaue kurz auf mein Handy.
Es ist halb 3. Der Wecker wird in paar Stunden klingeln.

Ich rappel mich auf und laufe rüber ins Badezimmer.
Dort finde ich Niki vor, der vor der Toilette kniet und den Kopf auf der Kloschüssel abgelegt hat.

"Musstest du kotzen?", frage ich und er antwortet mit einem schwachen Nicken.
Seine Augen sind halb zu.

"Warum hast du so viel getrunken? Wo warst du überhaupt?"

Vielleicht sollte ich Mitleid haben.
Aber irgendwie kann ich das gerade nicht aufbringen.
Ich stehe bloß mit verschränkten Armen im Bad und schaue auf ihn herab.

"Ich hab nichts getrunken", sagt er und hebt endlich den Kopf.

"Sicher", entgegne ich spöttisch.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt