Kapitel 10

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Pias POV

"Ich wusste nicht, wie ich dich in echt ansprechen soll. Deswegen hab ich nichts gesagt."
Ich nicke verstehend.

"Warum schickst du mir dann überhaupt eine Anfrage?", hinterfrage ich.
Wir laufen den Kieselweg im Park entlang, auf dem Weg zu mir nachhause.

Niki schaut mich von der Seite an.
"Weil ich irgendjemanden zum Reden kennenlernen wollte. Das hätte jeder sein können."
Und warum dann ich?

Es ist eine ganze Weile still zwischen uns, aber ich finde es nicht unbedingt unangenehm.
Was vielleicht daran liegt, dass ich immer noch Alkohol im Blut hab.

"Hast du das Bild geschickt?", frage ich.

Dieser Gedanke ist mir gerade so plötzlich gekommen.

Niki scheint etwas verwirrt nachzudenken und ich hebe eine Augenbraue, mein Blick auf ihn gerichtet.

Er ist irgendwie ziemlich klein.
Das fällt mir erst jetzt auf.

"Welches Bild?"
Weiß er es wirklich nicht oder tut er nur so?

"Das auf dem Jonas mich betrügt."

"Achso. Nein, hab ich nicht."

"Du mochtest Jonas nämlich von Anfang an nicht und ich dachte vielleicht bist du so mein heimlicher Verehrer, der versucht uns auseinanderzubringen", lache ich.
Er schaut mich bloß verstört an.

"Jonas hat vorhin gesagt, dass du dich angezogen hast wie 'ne Nutte und dich auch so verhältst."

Mein Atem stockt kurz bei der plötzlichen Info.

"Er hat was?", frage ich ungläubig.
Jonas hat mich noch nie so beleidigt.
Niki nickt einfach nur bestätigend.

Meine Hände ballen sich zu Fäusten.
Ich hasse diesen Menschen, der sich mal mein Freund nannte.

"Warum warst du überhaupt auf der Party?", wechsel ich das Thema.

"Mein großer Bruder war da und ich wurde gezwungen mit ihm zu gehen."

"Verstehe."

Jetzt frage ich mich, wer dort sein Bruder war.

"Bin ich größer als du?", ich grinse ihn fies an.
"Nein, du trägst hohe Schuhe", entgegnet er desinteressiert.

Ach man, stimmt.
Meine Plattformschuhe.
Ich fühle mich so mächtig in ihnen.

Er ist trotzdem klein.
Vielleicht genauso groß wie ich, wenn ich nicht gerade diese Schuhe trage.
Ich liege zwar über der Durchschnittsgröße bei Frauen, aber auch nicht ganz so weit drüber.

Bei uns im Treppenhaus checke ich auf dem Weg nach oben schnell die Uhrzeit.
2 Uhr in der Nacht.
Verdammt ist es spät.

"Wir müssen leise sein, ich will niemanden wecken", ich schließe so vorsichtig wie es geht die Tür auf.

Niki folgt mir ins Badezimmer.

Er schaut mir zu, wie ich die Tür abschließe und mich in die Mitte des kleinen Raumes stelle.

Eigentlich bringe ich nie Leute hierher, außer Hannah. Aber auch nur selten

Niki sieht so nervös aus.
Als wüsste er nicht wohin mit seinen  Armen und wie er die Beine positionieren soll.

"Wasch deine Hand", befehle ich, "und setz dich dann auf den Klodeckel."

Er geht sich stumm die Hand waschen und ich krame im Schränkchen nach Verbandzeugs und etwas zur Desinfektion.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt