Kapitel 58

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Nikis POV

Pia lässt sich zurück ins Bett fallen.

"Ich bin nicht mehr müde. Lass uns etwas gucken oder bisschen reden", schlägt sie vor, als wäre nichts gewesen, während ich immer noch wie angewurzelt auf der Stelle sitze.

Ist das ihr Ernst? Ich hab ihr ein wirklich jämmerliches Geständnis gegeben, mir ist warm und ich bin total gestresst für nichts. Ich hab gerade das Bedürfnis, die ganzen Gefühle auszukotzen, die in mir toben. Ja, eventuell war es doch ein Fehler, ihr anzubieten, hier zu schlafen. Sie traut sich nämlich sehr viel.

"Alles ok?", hakt sie mit ernster Sorge in ihrer Stimme nach. Ihre Finger fummeln an dem Deckenbezug rum.

"Ja", antworte ich langsam.

"Gut."

Sie rollt sich auf die Seite, ihr Kopf stützt sich auf ihrer Hand ab. Mit der anderen freien Hand schnappt sie sich mein Stofftier aus Japan, um damit zu kuscheln, während sie neugierig zu mir hochsieht.

"Ist Seoul wirklich so cool?", fragt sie auf einmal und ich erwidere ihren Blick etwas verwirrt.

Letzendlich zucke ich mit den Schultern.

"Weiß nicht, ich war nie dort."

"Oh. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass du dort gelebt hast, aber ich dachte, du bist zumindest schon mal da gewesen."

Ich schüttle den Kopf, "Aber es ist bestimmt cool."

Ich saß mein ganzes Leben lang fest in irgendwelchen Dörfern oder kleinen Städten wie dieser hier, dessen Namen niemand von außerhalb auch nur kennt. Naja, jetzt ist von feststecken nicht mehr unbedingt die Rede. Ich komme viel rum seit ich in meiner heutigen Familie bin.

"Du sprichst neben Deutsch und Englisch noch Mongolisch, Indonesisch und Koreanisch oder?", sie zählt die Sprachen nebenbei mit ihren Fingern ab.

Ich glaube, sie will irgendwelche interessanten Infos von mir bekommen, aber ohne konkrete Fragen darüber zu stellen, was sie wirklich wissen will.

"Mein Mongolisch ist wirklich sehr schlecht und im Koreanischen fallen mir oft Wörter nicht ein, aber sonst, ja."

"Dann sag mal was auf Indonesisch", sagt sie und ich rolle mit den Augen, weil ich diese Aufforderung hasse.

"Was soll ich sagen?"

"Irgendwas, ich will nur wissen, wie es sich anhört", meint sie gleichgültig mit den Schultern zuckend, "Du brauchst mir auch nicht sagen, was es heißt."

Also gut, ich überlege.

"Kamu membuat aku bahagia, sayang."

Pia grinst bis über beide Ohren.

"Das klingt total anders, als ich erwartet hab. Irgendwie romantisch."

"Findest du?", ich lache.

"Sag noch was einfacheres", fordert sie.

"Aku cinta kamu."

"Aku cinta kamu", spricht sie mir nach und ich lache wieder.

"Warum lachst du?", fragt sie skeptisch, "Hab ich es falsch gesagt?"

"Nein, du hast es richtig gesagt."

Ich lege mich neben sie auf den Rücken, wesentlich entspannter als vor 10 Minuten noch.

"Warum seid ihr dann eigentlich nach Deutschland gekommen?", es geht weiter mit ihren Fragen.

"Warum befinde ich mich jetzt in einem Verhör?", ich schaue sie von der Seite an.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt