Pias POV
"Kannst du überhaupt kochen?", frage ich ihn in der Küche.
Das Geschirr ist nicht gewaschen, aber Gott sei Dank keine offen rumstehenden Flaschen.
"Ich kann vieles", meint er, "Was habt ihr da?"
Ich durchsuche die Theken sowie unseren Kühlschrank nach etwas essbarem und hole das raus, was Niki mir sagt.
Reis, Hühnchen, paar Gewürze, einen halbleeren Naturjoghurt und Tomatensauce.
"Bist du nicht laktoseintolerant?", hinterfrage ich.
"Aber wir kochen doch mit dem Joghurt, verschwindet der dann nicht sowieso fast komplett?"
"Ich weiß nicht?"
Ich weiß ja nicht mal, was sein Plan ist.
"Ist egal", winkt er ab.
Ok, sind ja nicht meine Bauchschmerzen.
Bevor wir anfangen, waschen wir uns erstmal gründlich die Hände. Niki will ja unbedingt jeden Schritt befolgen, um mich von seinen professionellen Kochkünsten zu überzeugen. Dabei werden seine Ärmel ganz nass.
"Warum machst du nicht einfach die Ärmel hoch?", frage ich und realisiere erst viel zu spät, was ich gerade sagte, als er mir einen vielsagenden Blick zu wirft.
"Ehm, also... Fleisch schneiden?", wechsel ich das Thema.
"Genau, Fleisch schneiden", wiederholt er und ich würde am liebsten im Erdboden versinken.
"Das sollten wir gewürfelt schneiden", er öffnet die Fleischpackung und zieht daraufhin seine Ärmel hoch. Einfach so.
"Willst du das machen?", fragt er.
"Ja", antworte ich etwas gedankenverloren und hole mir Messer und Schneidebrett.
Sein rechter Arm sieht in Ordnung aus abgesehen von einigen verblassten Narben, aber sein linker Unterarm hat wahrscheinlich das zehnfache abbekommen. Und die vermutlich frischen Narben, die vom getrockneten Blut geziert sind, verursachen ein flaues Gefühl in meinem Magen.
"Sollen wir Musik anmachen?", unterbricht er die unangenehme Stille und nimmt mein Handy in die Hand, welches ich zuvor auf dem Tisch abgelegt hab.
Ich zucke gleichgültig mit den Schultern.
"Nur nicht zu laut, meine Schwester schläft nebenan."
"Was ist dein Passwort?, fragt er.
Statt ihm mein Passwort zu sagen, nehme ich ihm kurz mein Handy weg, um es selbst zu entsperren, bevor ich es ihm wiedergebe.
"50's Playlist", liest er grinsend.
"Mach was anderes an", entgegne ich verlegen.
Manchmal finde ich ältere Songs eben ganz cool.
"Ne, ich mag das", meint Niki und lässt die Playlist laufen, "Hört sich an nach einer Frau in den 50gern, die gerade in der Küche den Tatort reinigt, nachdem sie ihren reichen Ehemann vergiftet hat."
Ich werfe ihm von der Seite einen verstörten Blick zu.
"Malst du dir keine Szenarien zu verschiedenen Songs aus?", lacht er.
"Doch, aber ich dachte eher an ein Liebeslied und nicht an ein Ich-hab-gerade-meinen-reichen-Ehemann-
umgebracht-Lied.""Du hast keine Ahnung."
Ich tue das Fleisch als nächstes in die Pfanne. Der Rest kommt laut Niki erst einige Minuten später rein.
Nachdenklich rühre ich in der Pfanne rum und bemerke, wie Niki immer noch an meinem Handy ist und irgendwo rumtippt.
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Definitely Not a Sociopath
Teen FictionVielleicht ist es Besessenheit statt Liebe. WARNUNG: In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen usw. behandelt. Ich bin kein Experte, aber ich versuche mich über jedes der vorkommenden Themen mögli...