Kapitel 59

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Pias POV

Um 14 Uhr sitze ich auf meinem Bett und versuche meine Hausaufgaben zu machen. Das bedeutet, ich schreibe das gröbste hin, lasse Details weg und bearbeite keine Aufgaben, bei denen ich zu viel nachdenken muss.
Mit Hausaufgaben machen läuft es nicht gut, aber kontrolliert werden sie sowieso nur in den seltensten Fällen, also wozu? Bald gibt es die Halbjahreszeugnisse und ehrlich gesagt, hab ich keinen Schimmer wie meins ausfallen wird. Irgendwie hatte ich dieses Schulhalbjahr keine Zeit, über meine Leistung nachzudenken. Ich weiß nicht, ob ich insgesamt schlecht oder eher in Ordnung war.
Meine Gedanken waren nur bei meinem Ex, Hannah, bei Niki, bei meiner Familie, die Zeit verging wie im Flug.

Apropos Niki, er hat mir vorhin geschrieben, dass das Gespräch beim Direktor gut lief. Und er hat gefragt, ob ich von der Schule abgeholt werden will. Nein, hab ich darauf geantwortet. Weil ich nämlich ein viel zu schlechtes Gewissen dabei habe, nun die zweite Nacht bei ihm zu verbringen und mich dann auch noch von seiner Mutter bekochen zu lassen.
Ich konnte aber auch nicht nein sagen, als Nadine mich fragte, ob ich heute wieder über Nacht bleibe. Ich hab lang nicht mehr so gut geschlafen. Als ich runter gegangen bin, wurde ich herzlich begrüßt. Ich hab sogar gefrühstückt, bevor Nadine mit mir zum Auto gegangen ist. Sie war so lieb und sie hat drüber geredet, wie gern sie manchmal eine Tochter hätte.

Seufzend klappe ich mein Mathebuch zu. Ich sollte noch eine Dusche nehmen, ehe ich zu Niki gehe. Also begebe ich mich ins Bad. Ich halte inne, als ich den Duschvorhang öffne. Was ist das überall für ein schwarzes Zeug und wie lange ist das schon da? Ich hätte schwören können, da waren vor kurzem nur ein paar Flecken, die ich unbedenklich fand und nicht weiter beachtet hab. Doch ich schätze, das ist Schimmel und es sieht mittlerweile echt ekelhaft aus. Ich denke, das mit dem Duschen lasse ich doch lieber. Ich ziehe meine Klamotten, die ich ausgezogen hatte, wieder an. Ich werde einfach meine Sachen packen und dann Niki treffen mit der Hoffnung, dass er sich nicht an meinem ungewaschenen Haar stören wird. Wir haben vorhin abgemacht, dass ich ihm schreibe, wenn ich so weit bin und wir uns dann in der Innenstadt treffen.

Ich treffe um 15:17 auf Niki und frage mich mal wieder, wie ich ihn eigentlich begrüßen sollte. Ich würde ihn umarmen, aber das würde ihm nicht gefallen. Ich könnte ihn küssen, aber irgendwie ist es bei uns noch nicht so normal, dass wir uns einfach so jederzeit küssen, und so bleibt es bei einem trockenen "Hey" zur Begrüßung.

"Was hast du nach der Schule gemacht?", fragt er. Niki geht irgendwohin, seine Hände in den Taschen seines Mantels. Ich folge ihm einfach.

"Ich war mit meiner Schwester beim Bäcker zu Mittag essen."

Niki wirft mir von der Seite einen Blick zu.

"Mittagessen beim Bäcker?"

"Besser als nichts zu essen", ich zucke mit den Schultern.

"Ich hab Mittags etwas gegessen", entgegnet er empört und ich muss schmunzeln.

"Das war kein Angriff gegen dich, aber ich bin stolz auf dich."

Er lächelt leicht, bis seine Aufmerksamkeit auf einmal etwas anderem gilt. Wir bleiben vor einem Schmuckgeschäft stehen.

"Lass uns dadrin umgucken", sagt Niki.

Die Verkäuferin, und einzige Person im Laden, begrüßt uns freundlich, als wir eintreten. Der Laden verkauft zum Großteil nur überteuerten, nicht allzu schönen Modeschmuck, aber teils auch Echtschmuck. Das einzige, was mir hier gefällt, sind die Piercings, jedoch hab ich leider keine außer Ohrlöcher.

"Ein Septum würde dir stehen", meint er, als könnte er Gedanken lesen. Niki nimmt den Nasenring mit den zwei Kugeln in die Hand.

"Ein Nasenpiercing? Denkst du?"

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt