Kapitel 53

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Pias POV

Eigentlich sollte Silvester ein Fest sein, welches man mit seiner Familie oder seinen engsten Freunden feiert, um das neue Jahr willkommen zu heißen.
Doch ich habe keine Freunde und keine Familie, die feiern möchte.
Also vegetiere ich stattdessen in meinem Bett vor mich hin, esse meine Erdnussflips und schaue währenddessen eine Serie.
Draußen kann man es bereits ab und zu knallen hören, und das obwohl es erst um die 21 Uhr ist.
Ich hab schon überlegt, Niki zu fragen, ob wir was unternehmen wollen, aber er macht bestimmt was mit seiner Familie, und da will ich mich nicht wieder einbringen. Ich war erst letzte Woche an Heiligabend bei ihnen und wir haben seitdem täglich geschrieben oder telefoniert. Heute allerdings, hat er mir weder geschrieben noch mich angerufen oder auf den Post reagiert, den ich ihm auf Instagram geschickt hab, also muss er beschäftigt sein.

Wären Hannah und ich noch Freunde, würden wir jetzt in ihrem Zimmer zusammen auf dem Boden sitzen und uns gegenseitig die Nägel lackieren.
Dann, um 0 Uhr, würden wir ihr Fenster aufmachen, uns auf ihre Fensterbank setzen und uns das Feuerwerk in ihrer Nachbarschaft anschauen.
Vielleicht würden wir auch runter gehen und zusammen mit ihrer Familie selbst ein Feuerwerk veranstalten.

Ich vermisse sie.

Es ist schade, dass es wahrscheinlich für immer vorbei ist, nur weil sie Niki nicht mochte und sich dann mit Laura besser angefreundet hat.

"Was soll das?", höre ich Mama verärgert aus einem anderen Zimmer rufen und pausiere daraufhin meine Serie, um besser hören zu können.

Auf einmal zersplittert Glas und ich springe auf, um dem Lärm zu folgen, welcher mich in die Küche führt.
Mama sieht ganz aufgewühlt aus, Lea sieht aus, als würde sie gleich losheulen und zwischen den beiden liegt eine zerstörte Flasche Weißwein.

"Was ist passiert?", frage ich mit einer bösen Vorahnung.

"Sie- Sie sah betrunken aus, a-also hab ich gesucht und dann die Flasche in ihrer Handtasche gefunden. Ich wollte alles in die Spüle kippen, aber dann- sie hat mir die Flasche aus der Hand gerissen und sie ist kaputt gegangen", erklärt Lea mit zitternder Stimme, über ihre eigenen Wörter stolpernd.

"Du trinkst wieder?", frage ich, Wut in mir aufkommend.

"Nein, ich trinke nichts", entgegnet sie, die Augen währenddessen rot und glasig.

"Was ist das dann?", ich deute mit der Hand auf das Chaos, welches sich auf dem Boden befindet.

"Nur einen einzigen Schluck."

"Die halbe Flasche war leer und sie hat bestimmt irgendwo noch mehr", wirft Lea ein.

"Ich dachte, du willst nie wieder trinken? Was machst du hier?", ich werde lauter und schaue meine Mutter verzweifelt an.

"Ich hab schon wochenlang nicht einen Schluck-"

"Warum dann jetzt? Es war klar, dass du nicht aufhörst, du hältst nie deine Versprechen und du wirst nie aufhören, selbst wenn du fast bei 'nem Autounfall stirbst!", schreie ich schon fast.

"Ich versuche es doch. Das wars, morgen trinke ich nichts mehr. Es tut mir leid."

"Ich versuche mich um alles zu kümmern. Ich schmeiße den Haushalt, wenn du mal wieder besoffen bist und ich tröste meine Schwester, wenn sie wegen dir traurig ist oder sich wegen dir Sorgen machen muss. Das sollte eigentlich nicht meine Aufgabe sein, es sollte deine Aufgabe sein, für uns da zu sein, aber du machst dir nicht mal die Mühe, irgendetwas zu verändern. Es ist immer das gleiche."

"Ich gebe mir Mühe, das tue ich wirklich."

"Wenn du dir Mühe geben würdest, würdest du dir Hilfe holen! Aber das willst du nicht. Dann trink halt weiter! Mach doch! Dann stirbst du irgendwann daran und Lea muss ohne Mutter erwachsen werden, muss sie ja sowieso schon"

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt