Kapitel 76

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Nikis POV

Ich bin müde, mein Arm tut weh, mein Hals ist trocken, es ist kalt, ich kann nicht einschlafen und ich weine gleich Wuttränen. Wenn Maurice heute Nacht noch schnarchen würde, würde mir das den Rest geben, aber er ist leise.

Ich schiebe Dan weg von mir und setze mich auf.
Ich vermisse mein Bett und das Alleinesein und ich verlasse das Zelt, um ein paar Minuten für mich zu haben.
Schleppend bewege ich mich zu dem Gebäude mit den ranzigen Sanitäranlagen

Die Tür fällt hinter mir zu und ich gehe über den Fliesenboden ins Rauminnere. Doch dann höre ich, wie sie aufgeht und erneut zufällt und schaue irritiert über die Schulter, aber ich hab nicht mal die Chance irgendwas zu erkennen, weil auf einmal alles viel zu schnell geht. Jemand greift meine Arme und zerrt mich durch den Raum in eine Toilettenkabine.
Maurice lässt ganz kurz los um abzuschließen und hat mich dann direkt wieder im Griff gegen die Wand gepresst und ich schaue ihn erschrocken an.
Ich hab versucht Widerstand zu leisten, aber es war wirklich zwecklos.
So fühlt es sich wahrscheinlich an, unerwartet entführt und in den Kofferraum gesteckt zu weden.

"Hast du ein Messer oder so an dir?", fragt er.

"Nein", antworte ich leise. Ich sollte fragen, was hier gerade passiert, aber ich komme nicht dazu. Ich hab Adrenalin im Körper.

Maurice nimmt meine Arme beide in eine Hand und nutzt die andere freie Hand, um mich abzutasten.
Zuerst die Tasche des Pullovers vorne am Bauch, dann die Tasche an meiner Jogginghose. Ich versuche mich zu winden, aber bin gefangen zwischen ihm und einer Wand.

"Hör auf mich anzufassen!", keife ich ihn an.

Er tastet auch die Tasche auf der anderen Seite ab und fühlt dort etwas.
Er greift rein und holt mit einem triumphierenden Blick mein Taschenmesser raus.

"Ich wusste es, deswegen muss man vorsichtig sein."

Er lässt meine Arme los und er geht auch einen kleinen Schritt zurück.
Maurice mustert mich von oben bis unten, klappt mein Taschenmesser auf.
Das ist das, was mich gerade ehrlich gesagt am wenigstens beeindruckt, weil er es nicht benutzen wird.
Trotzdem richtet er die Klinge auf mich.

Er schaut mir in die Augen.
"Hose runter", sagt er todernst.

Ich starre einige Sekunden zurück, bis ich nachfrage. "Huh?"

"Hose runter", wiederholt er und zeigt mit der Klinge auf meinen Unterkörper.

Ich starre ihn regungslos an, da rührt sich nicht ein bisschen meines Körpers, weil ich nicht kann.
Fühlt sich an, als würde ich hier minutenlang vor ihm stehen.

"Mach schon!", fordert er mit mehr Nachdruck, "Oder soll ich es selber machen?"

Mir schnürt sich die Kehle zu und ich wünschte wirklich, es würde jemand reinkommen, aber selbst dann, weiß ich nicht, ob ich auf mich aufmerksam machen könnte.

Maurice lacht.
"Du nimmst das nicht wirklich ernst oder?"

Was?

"Ich wollte dich bloß etwas fragen", meint er. Er klappt das Messer zu und steckt es in seine hintere Hosentasche.

Er will mich bloß etwas fragen. Das ist jetzt nicht wahr. Es war alles nur ein Spaß.

"Ich hatte da schon seit längerem so eine Vermutung", spricht er.

Mir das Messer abzunehmen, war die vielleicht wichtigste Entscheidung, die er in seinem Leben getroffen hat.

"Hast du mir das Gras eingesteckt?"

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt