Kapitel 54

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Pias POV

Ich wünschte die Ferien wären nicht so schnell vorbei gewesen. Ich hab Niki das letzte mal am Abend nach Silvester gesehen, den ersten Januar.
Nachdem ich an Silvester bei ihm geschlafen habe, wollte ich am nächsten Morgen eigentlich wieder nachhause, aber mir war nicht danach, meiner Familie wieder unter die Augen zu treten, und so ist es immer später geworden. Einerseits habe ich mich geschämt, weil ich mich so schlimm aufgeführt habe, andererseits war ich immer noch sauer und enttäuscht.

Jetzt stehe ich hier im Flur und richte im Spiegel noch ein letztes mal meine Haare, bevor ich mich auf den Weg machen würde.

"Hast du meine Brotdose noch nicht gepackt?"

Ich hab gar nicht gemerkt, dass Lea aus ihrem Zimmer gekommen und, an mir vorbei, in die Küche gelaufen ist.

"Mach dir selbst was, es ist alles im Kühlschrank", entgegne ich und fange an, mir die Schuhe anzuziehen.

Ich höre, wie sich in der Küche der Kühlschrank öffnet.

"Im Kühlschrank ist nichts", sagt Lea kurz darauf, etwas irritiert.

"Oh, nicht? Dann kauf dir doch was in der Mensa."

"Ich hab kein Geld."

"Frag Mama", die wahrscheinlich gerade ihren Kater ausschläft.

Ich setze meinen Rucksack auf und öffne die Tür.

"Wo willst du hin? Kannst du mal auf mich warten?", Lea steht nun im Flur und schaut mich sichtlich genervt an.
Sie trägt immer noch ihr Pyjamaoberteil und ich vermute, ihre Zähne hat sie auch noch nicht geputzt.

Ich hab sie nicht aufgeweckt, weil ich davon ausgegangen bin, dass sie sich einen Wecker gestellt hat und schon längst wach ist. Dem war nicht so.

"Sorry, wir sind schon spät dran und ich will pünktlich sein. Beeil dich besser."

Mit einem freundlichen "Bis später", verlasse ich die Wohnung und begebe mich zur Schule, wobei ich etwas von Schuldgefühlen geplagt werde.
Aber es ist ja nicht so, dass ich gemein zu meiner Schwester bin.
Ich lasse sie halt einfach ihr eigenes Ding machen, wozu sie auch in der Lage sein sollte. Seit Beginn des neuen Jahres versuche ich es hinzubekommen, dass wir uns die Arbeit aufteilen. Das funktioniert bis jetzt eher so mittelmäßig.

In der Schule warte ich auf Niki.
Doch je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass er hier noch auftaucht. Ich hasse es.
Ohne ihn habe ich hier niemanden.

Ich schreibe ihm eine kurze Nachricht, in der ich ihn frage, wo er bleibt.

Termin, schreibt er.

Super. Ich mache mich auf den Weg in meine Klasse und warte darauf, dass der Unterricht beginnt.

Da war noch eine Sache, woran ich an Silvester gedacht habe. Hannah. 
Sie sitzt gerade direkt neben mir, ganz für sich alleine, und doch traue ich mich nicht sie anzusprechen.
Ich wüsste nicht mal, wie ich die richtigen Worte finden soll.
Direkt mit Beginn des neuen Jahres, wollte ich ihr schreiben, um einen Neuanfang bitten, nur um dann festzustellen, dass das nicht möglich ist, weil sie mich blockiert hat.
Mir bleibt nichts anderes übrig, als sie persönlich anzusprechen. Zudem will ich wissen, warum sie mich plötzlich blockiert.

In der großen Pause stehe ich alleine auf dem Schulhof und schaue runter auf mein Handy, während ich Niki schreibe.

P: Kommst du später noch?

P: mir ist langweilig

P: Ich stehe hier alleine rum

P: und versuche beschäftigt auszusehen

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt