Kapitel 73

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Nikis POV

"Du hast überhaupt kein Einfühlvermögen", giftet sie mich an und dreht sich dann wieder zu Dan.

Sie streichelt ihm übers Knie. Sie redet beruhigend auf ihn ein, als wären sie seit Jahren beste Freunde und als wäre gerade jemand aus seiner Familie gestorben, aber nein, er vermisst nur seinen Köter und seine Mutti, weil er sie seit zwei Tagen nicht mehr gesehen hat.

Pia kommt hier bestens zurecht, auch ohne mich, und ich hab keine Lust auf das alles. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wenn ich nicht mitgekommen wäre.

Ich wusste, dass dieser Tag gelaufen ist, seitdem ich heute morgen aufgewacht bin und mir als aller erstes auf dem Klo eine Zecke von zwischen den Beinen entfernen musste, mit den bloßen Fingern.

Ich gehe zurück zu unseren Pfannkuchen und stelle mich hinter den Gasherd, gegenüber von Hannah, welche verunsichert zu mir hoch schaut und dann wieder runter.

"Brauchst du Hilfe?", frage ich und sie schüttelt den Kopf, ohne mich anzuschauen.

Nicht mal richtig antworten kann sie.
Aber sobald Pia zurück ist, blüht sie wieder auf und schleimt sich ein: Ich mach das schon! Soll ich uns noch mehr Mehl holen? Soll ich schon mal sauber machen?
Und dann erzählt sie wieder von ihren beschissenen Großeltern und ihren Ferien und merkt nicht, dass es Pia nicht interessiert.

Ich gehe weg und lande bei Jessie und ihrer Gruppe, welche schon fast fertig zu sein scheint. Sie empfängt mich mit einem Lächeln und fragt, was mich herführt.

"Mir war langweilig."

Ihre Freunde, wenn man das so nennen mag, sind kein bisschen überrascht mich zu sehen. Sie verhalten sich so, als würden wir uns kennen und ich hab das Gefühl, sie hat über mich geredet.

"Willst du dich gleich zu uns setzen?", fragt sie.

"Warum nicht?"
Deshalb bin ich hier.

Wenn ich aber gewusst hätte, dass Maurice und seine Freunde sich ganz in unsere Nähe setzen würden, hätte ich mir das nochmal anders überlegt.

Ich hab geahnt, dass es nicht wirkliche Freunde sind, sondern viel mehr irgendwelche oberflächlichen Bekanntschaften, mit denen sie abhängt, um nicht alleine zu sein.
Sie reden alle über andere, aber erzählen nichts über sich persönlich.
Und der braunhaarige Junge starrt ganze Zeit in ihren Ausschnitt.

Ich werde von hinten angetippt, es ist Frau Horn, die sich zu mir runterbeugt.

"Wo ist dein Teller? Möchtest du nichts?"

Ich schüttle den Kopf.

"Hol dir wenigstens einen Pfannkuchen. Da vorne sind noch genug."

"Ich vertrage kein Gluten."

"Oh... das wusste ich nicht."

"Hab ich aber extra angegeben. Auf dem Zettel, den wir bekommen haben."
Ich hab diesen Zettel nie abgegeben, weil mein Plan war, gar nicht mitzukommen, und eine Glutenunverträglichkeit hätte ich sowieso nicht angegeben, weil ich Gluten vertrage.

"Das tut mir leid, aber dann hol dir doch wenigstens etwas Obst, ja?"

Ich nicke mit einem leichten Lächeln und sie lässt mich in Frieden.

"Warum sitzt du nicht dort hinten, Nicholas?"

Ich schaue zu Maurice auf der gegenüberliegenden Seite, aber nicht direkt gegenüber, sondern ein bisschen weiter links.

"Ich wollte dir ein bisschen näher sein."
Er hat Schokolade am Wundwinkel und es regt mich extrem auf.

Maurice schmunzelt. Manchmal denke ich an Halloween und frage mich, ob er eigentlich wirklich auf mich steht.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt