Definitely Not a Sociopath

Kapitel 44

Nikis POV

"Kann man noch irgendwas aufhängen?", fragt Nadine.

"Mich."

Sie schaut mich völlig schockiert an.

Ich finde, es ist zu früh schon für Weihnachten zu dekorieren.
Ich bin nicht mal in Weihnachtsstimmung, obwohl schon längst Schnee liegt.
Dabei war ich aber glaube ich allgemein noch nie in Weihnachtsstimmung.
Ich erinnere mich nicht.

"Ich tue mal so, als ob ich das nicht gehört hätte."

"Ok", entgegne ich vom Handy abgelenkt.

Ich bin nach dem Mittagessen extra hierher gekommen, um mich am Dekorieren zu beteiligen. Und jetzt liege ich hier auf der Couch, während alle anderen um mich herumwuseln und ich manchmal paar Kommentare von mir gebe.

"Was ist mit den Girlanden, die wir letztes Jahr benutzt haben? Wir können die an den Kamin hängen", schlägt Philipp vor.

Der Kamin, in dem sowieso nie Feuer gemacht wird und der hier nur für die Ästhetik steht.

"Ja, stimmt! Die müssten noch im Keller irgendwo rumliegen", sagt sie ganz aufgeregt und verschwindet dann auch schon.

"Ich hoffe, Nadines Eltern fahren am selben Tag noch Nachhause. Ich hab echt kein Bock auf die, vor allem ihre Mutter", werfe ich ein.

Das sind solch anstrengende, nervtötende Menschen. Wahrscheinlich ist sie Therapeutin geworden, um sich selbst dabei zu helfen, ihr Kindheitstrauma aufzuarbeiten.

"Niki", Philipp schnauft empört.

"Was denn?"

Keiner hier kann sie leiden.
Nicht mal Nadine selbst.

"Ella ist gestorben. Wir waren vor paar Monaten zusammen auf der Beerdigung oder hast du das schon vergessen?"

"Ach, wegen ihr hab ich meinen 16. auf einer Beerdigung verbracht?", überrascht schaue ich zwischen Philipp und Luca, der gerade die Lichterketten auseinander knotet, hin und her.

"Ja, sie ist gestorben."

Gott sei Dank.

"Wie kann es sein, dass du auf eine Beerdigung gehst und nicht weißt, von wem die ist?", hinterfragt Luca.

"Denkst du mich interessiert das? Ich wusste nicht mal, dass die Ella hieß."

Nadine kommt mit einem staubigen Karton wieder aus dem Keller hoch und begibt sich damit zu uns.

Maurice schreibt währenddessen irgendwas irrelevantes in die Klassengruppe.

M: Ich wurde bis übernäckste Woche suspendiert

M: Und nein das waren nicht meine Drogen jemand hat mir das zu gestekt und wenn ich wüsste wer würde ich demjenigen eine reinahuen

N: nutz die zeit doch um an deiner rechtschreibung zu arbeiten

Nach meinem Vorschlag gehe ich offline.
Pia hält ihn nicht für so dumm.
Wie kann er nicht dumm sein, wenn er sich nicht mal richtig ausdrücken kann?
Nicht in echt und schon gar nicht per Text.

"Pia kommt mit ihrer Familie übrigens an Weihnachten zu uns", teile ich mit und Nadine schaut sofort etwas besorgt zu mir rüber.

"Das sind wie viele Leute?", hakt sie nach.

"Nur drei."

"Okay, das sollte gehen. Das Kochen stresst mich jetzt schon", seufzt sie.

"Ich kann dir helfen", erwidere ich.