Kapitel 41

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Pia POV

Ich bin jetzt 18.
Laut Gesetz erwachsen, aber so fühlt es sich für mich nicht an.

Heute trage ich mir sogar Augen-Makeup für die Schule auf. Das hab in letzter Zeit bisschen vernachlässigt, weil mir irgendwie
nicht danach war.
Aber schließlich ist heute ja ein besonderer Anlass oder?

Nicht so ganz zufrieden betrachte ich das Ergebnis im Spiegel.
Stand mir mal besser.

Schulterzuckend entferne ich mich vom Spiegel und gehe aus meinem Zimmer in den Flur. Ich strahle Lea an, welche auch gerade aus ihrem Zimmer kommt, und bin bereit für ihre Umarmung.
Aber stattdessen gähnt sie müde und geht an mir vorbei in die Küche.

Vielleicht hat sie mich übersehen.

Ich folge ihr in die Küche und finde sie dort am Küchentisch sitzen, mit ihrem Handy in der einen Hand und einem Apfel in der anderen.

"Schläft Mama noch?", frage ich.

"Ihr Wecker müsste gleich klingeln", entgegnet sie ohne den Blick zu heben.

Ich entscheide mich dazu, Mom einfach schon mal ihren Kaffee zu machen.
So kann ich ihr direkt eine liebe Geste zurückgeben, nachdem sie mich in den Arm genommen hat.

Ob Niki sich noch an meinen Geburtstag erinnert? Es hat an dem einen Tag nicht so gewirkt. Ich war total überwältigt, als er mir versucht hat klar zu machen, dass er auf mich steht. Ich hab mich innerlich so gefreut, vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Ich hoffe, das hat man nicht gemerkt.
Niki hat so nervös und unbeholfen gewirkt. Ich dachte, er wird mir sagen, dass ich irgendwas falsch gemacht.
Letzendlich hat sich nichts zwischen uns geändert. Wir sind immer noch die beiden Loser der Schule, die miteinander befreundet sind und in den Pausen zusammen in der Ecke stehen.
Nur dass ich jetzt freie Bahn hab, unironisch mit ihm zu flirten.
Er geht zwar nicht drauf ein, aber ich nehme es ihm nicht übel.

"Pia!"

"Oh, fuck-", das kochend heiße Wasser läuft über die Tasse drüber und die Theke hinunter auf meinen Fuß.

Ich hole mir schnell Servietten, das Brennen an meinem Fuß ignorierend.

"Wo bist du mit deinen Gedanken?", fragt meine Schwester.

In dem Moment Mama in die Küche und wünscht uns einen guten Morgen.

"Ich mach dir gerade Kaffee", sage ich.

Ich werfe eilig die nassen Servietten weg und schüttel etwas von dem überschüssigen Inhalt aus der Tasse.

"Ich möchte gerade keinen Kaffee, aber danke, Schatz", meint Mama verschlafen.

"Oh", ich stelle die Tasse ab und stehe wartend im Raum.

Mama fängt an sich ein Toastbrot mit Marmelade zu schmieren.

"Ich bin nach der Schule mit Niki unterwegs. Also wenn ihr mir irgendwas sagen wollt, solltet ihr es jetzt tun."

"Ok, viel Spaß", erwidert Mama.

"Danke", murmel ich.

Ich wollte keine Geschenke haben, weil das Geldverschwendung wäre, aber ich hätte gedacht, dass sie sich zumindest erinnern würden. Das ist der Geburtstag der eigenen, ersten Tochter.

"Was dagegen, wenn ich mich schon mal auf den Weg mache?", frage ich an Lea gerichtet.

Sie zuckt mit den Schultern.

"Wenn du so gern zur Schule willst, geh ruhig. Ich komm nach", antwortet sie.

Somit gehe ich mir Schuhe und Jacke anziehen, hole meinen Rucksack und verlasse dann die Wohnung.
Meine Gefühle kann ich nicht ganz zuordnen. Irgendwie ist es nichts.
Wenn es wenigstens draußen schön wäre.
Ich muss hier frierend und in Dunkelheit um 7:10 Uhr durch den Herbst wandern.
Papas Jacke ziehe ich dabei ganz eng um mich.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt