Kapitel 11

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Pias POV

Ich sehe Niki auf das Schulgebäude zu laufen.
Er hat mir zwar den Rücken zugewendet und hat die Kapuze über den Kopf gezogen, aber an seiner Statur, den Klamotten und der lustlos schlurfenden Gangart erkenne ich ihn trotzdem.

Ich beschleunige meinen Schritt, um ihn aufzuholen.

"Hi", sage ich.
Er blickt kurz zu mir.
"Hey."
Seine Augenringe, die stärker sind als sonst, weisen auf nicht viel Schlaf hin.

"Schlecht geschlafen?", frage ich.
"Meine Mutter will, dass ich meinen Schlafryrthmus ändere."
Und das scheint wohl nicht so gut zu laufen.

Wir stellen uns vor den Eingang der Schule.
Er richtet den Blick auf den Boden und ich schaue mich nach Leuten um, die ich vielleicht kenne.

Sobald wir zusammen gesehen werden, wird es komische Blicke, dumme Kommentare und Fragen geben.

"Also... wie geht es deiner Hand?", fällt mir ein.
Von ihm aus kommen ja keine Fragen oder sonst irgendwas.

Er zeigt mir seine linke Handfläche.
"Oh mein Gott. Ok, danke fürs zeigen",
Ich verziehe angewidert mein Gesicht und wende sofort den Blick ab.
Es ist halt... zugenäht.
Sah ohne diese Fäden in der Haut irgendwie nicht ganz so schlimm aus.

Oh nein.
Hannah kommt und ihr Blick ist jetzt schon voller Verwirrung und Fragen.

Zaghaft stellt sie sich neben mich, während Niki unauffällig paar Schritte auf Abstand geht.

"Hi", begrüße ich sie.
Sie mustert Niki kurz und hebt dann fragend ihre Augenbrauen.

"Alles gut?", frage ich.
"Mhm."
Gott, ist das anstrengend, wenn niemand in der Lage ist den Mund richtig aufzumachen und sich alle nur anschweigen.

Gott Sei Dank klingelt es schon bald zum Schulbeginn. Niki geht zuerst rein und lässt uns somit zurück.

"Pia, was war das denn jetzt?", fragt Hannah.
Warum wirkt sie so genervt?

"Ich muss dir einiges erzählen, aber nicht jetzt. Am besten telefonieren wir nach der Schule."

"Wenn du denn mit mir telefonieren willst, dann gerne."

Ich ziehe meine Augenbrauen irritiert zusammen.

"Was ist denn los? Ist es weil ich deinen Anruf am Samstag abgelehnt hab?"

Sie sieht so aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Hannah läuft voraus und verschwindet in der Schülermenge.

Ich weiß nicht was los ist.
Vielleicht ist Samstag irgendwas vorgefallen, als ich weg war.

Im Unterricht reden Hannah und ich kein Wort miteinander.
Als Niki von den anderen gesehen wurde, ist nicht viel passiert.
Statt dumme Kommentare von sich zu geben, gehen sie eher auf so viel Abstand wie möglich.

Und ganz ehrlich, ich frag mich warum ich das nicht genauso tue.

Als die Pause anfängt, ist Hannah längst weg, während ich gerade mal von meinem Platz aufstehe.
Ich glaube wir kriegen das erst geklärt, wenn ich sie später anrufe.
Wir müssen unbedingt reden.

Also gehe ich einfach mit Niki in die Pause und es gibt bereits die ersten Blicke, als wir von Klassenkameraden entdeckt werden.
Am erstauntesten sieht Dan aus.

"Warum kommst du-", fängt er an, wird aber auf dem Gang von einem 5. Klässler beinahe umgerannt.
Er wirft ihm einen Killerblick hinterher und ich lache nur.
"Warum kommst du mit mir?", fährt er fort, "Ich gehe weg, wenn Hannah wieder kommt."

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt