Kapitel 49

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Nikis POV

Ich will nicht hier sein.

In diesem dreckigen, stinkenden Umkleideraum, dessen Wände mit fragwürdigen Substanzen beschmiert sind, und welcher überfüllt ist mit pubertierenden, viel zu lauten Jungen.

Darunter auch Maurice, der seit dieser Woche leider wieder zurück in der Schule ist und direkt sein T-Shirt ausgezogen hat, sobald er den Raum betreten hat. Jetzt läuft er hier halbnackt rum und geht allen auf die nerven statt sich einfach umzuziehen, nur damit er jedem sein Sixpack präsentieren kann - Voller Stolz, weil es das einzige ist, was er in seinem Leben erreicht hat.

Nein, ich bin nicht neidisch.

Nun steht er mit den ganzen Jungs, außer Dan, versammelt im Kreis und lacht mit ihnen über irgendwas auf seinem Handy.
Ich nehme meine Sachen und will mich damit aufs Klo begeben.

Aber auf einmal schneidet Maurice mir den Weg ab und hält mir provokant sein Handy ins Gesicht.

"Bist du das?", fragt er.

Ich dachte, alle Bilder wären irgendwo in den Tiefen des Internets verschollen.

"Woher hast du das?", frage ich und er dreht sich grinsend zu seinen Freunden.

"Das ist er", versichert er ihnen.

Es ist bloß ein Selfie.

"Laura hat das irgendwo gefunden."

Ich nicke desinteressiert.
Kann ich jetzt gehen?

"Was zum Fick ist das? Was ist das für eine Pose?", lacht er.

Maurice fährt damit fort, sich vor den anderen über mich lustig zu machen, indem er mein Bild beschreibt und meine Pose nachäfft.

Wenn dieser 14-jährige Junge, der da so auf geheimnisvoll tut, nicht ich wäre, würde ich ihn auch auslachen.

"Wars das?", frage ich, als er fertig zu sein scheint.

"Was willst du machen, wenn ich das auf Insta reposte? So wie du das Video gepostet hast?"

Ich kann die Schadenfreude in seinen Augen aufblitzen sehen. Der Arme denkt, dass es mich interessieren würde.

"Gar nichts."

Oder ich mache ihn aus Spaß wieder zum Drogendealer. Ich hab gehofft, dass es reichen würde, um ihn von der Schule zu schmeißen.
Pia hat aber erzählt, dass er seine Ausbildungsstelle dadurch verloren hat, also immerhin.

Ich würde es tatsächlich nochmal tun, wenn ich den Typen von der Party, der mit mir kiffen wollte, wiederfinden würde. Ich hab Maurice alles gegeben, was ich von dem Typen aus versehen mitgenommen hatte. 

"Warum lachst du?", fragt er verwirrt.

"Sorry", ich schüttel belustigt den Kopf und gehe an ihm vorbei, um auf dem Klo zu verschwinden.

Hier drinnen kann ich mich nämlich einigermaßen entspannt umziehen.
Dachte ich zumindest, bis jemand die Türklinke runterdrückt, mit dem Versuch reinzukommen.

"Bist du am scheißen oder ziehst du dich dort drin um?", vernehme ich Maurice' gedämpfte Stimme.

Es ist immer er.

Ich seufze und betrachte mein Langarmshirt im Spiegel.
Es ist viel zu groß, bei dem Ausschnitt kann man mein Schlüsselbein sehen.
Ich glaube, es gehört nicht einmal mir.
Wahrscheinlich hab ich das irgendwann mal bei Luca geklaut.

Egal.

Ich schließe die Tür auf und gehe raus.

"Warum ziehst du dich auf dem Klo um?", fragt Niklas.

Definitely Not a SociopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt