Pia POV
Nach langem Warten, betätige ich die Klingel noch ein zweites mal.
Wieso dauert das so lange?Endlich kann ich Geräusche von der anderen Seite wahrnehmen und kurz darauf wird mir die Tür geöffnet.
Vor mir steht meine Mutter, ihre Haare in einen unordentlichen Zopf gebunden und ihr schlanker Körper eingehüllt in ihrem langen Cardigan.
Verschlafen und ein bisschen verwirrt schaut sie mich an.
Sie sieht verkatert aus."Du bist schon wieder da?", fragt sie mich etwas heiser.
"Ich hab geschrieben, dass ich Freitag Abend da sein würde", murmel ich.
Sie macht etwas Platz und lässt mich in die Wohnung rein.
"Welcher Tag ist denn heute?"
"Freitag", seufze ich.
Ich hab mir den Empfang einwenig herzlicher vorgestellt.
Ich streife meine Schuhe ab und laufe an ihr vorbei in mein Zimmer, wo ich erstmal mein ganzes Gepäck mitten im Raum abstelle.
Dann gehe ich in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen.
Das Geschirr ist nicht gewaschen, es stinkt nach Alkohol und unterm Tisch stehen einige leere Flaschen Bier.
Mama steht immer noch im dunklen Flur."Willst du nicht fragen, wie es so war?", frage ich enttäuscht.
Nun steht sie mit verschränkten Armen im Türrahmen der Küche und schaut mich an.
"Ich hab dolle Bauchschmerzen und Kopfweh. Warum erzählst du mir nicht einfach morgen wie es war?", sie lächelt schwach.
"Mhm", mache ich nur und stelle das nun leere Glas zum restlichen Geschirr.
Vielleicht sollte ich mich morgen mal hier rum kümmern.
"Wo ist Lea?", frage ich.
Lea schläft um diese Uhrzeit noch nicht und wenn sie hier wäre, wäre sie bestimmt raus in den Flur gekommen, um mich zu begrüßen.
Mom kratzt sich nachdenklich am Kopf.
"Lea? Lea ist schon länger nicht zuhause. Sie ist bei einer Freundin meinte sie, glaube ich."
"Was? Wie lange schon?"
Sie zuckt mit den Schultern.
"Zwei, drei Tage. Vielleicht vier."
Wollte sie eine schöne Zeit mit ihrer Freundin verbringen oder hatte sie es einfach satt hier mit Mom festzusitzen?
Sie war hier zuhause, während ich die Zeit meines Lebens im Urlaub verbracht hab."Gute Nacht, Mama."
Deprimiert gehe ich an ihr vorbei in mein Zimmer.
Ich wette bei Niki ist gerade alles super.
Er ist zurück zuhause, isst mit seiner Familie gemeinsam zu Abend, während sie sich vernünftig über den Vorfall und sonstige Dinge unterhalten.
Ich stattdessen sitze hier auf dem Boden in meinem düsteren Zimmer und räume in Stille meine Sachen aus, während meine Mutter ein paar Zimmer neben mir ihren Kater ausschläft und meine kleine Schwester keine Ahnung wo ist.
Ich versuche den aufkommenden Neid zu ignorieren und schnappe mir die Snacks, welche ich Lea mitgebracht habe.
Damit begebe ich mich in ihr Zimmer und lege sie ihr aufs Bett.Ihr Zimmer sieht so aus wie immer.
Ein typisches Teenie-Mädchenzimmer, welches etwas überfüllt und unordentlich aussieht.Ich knie mich vor Peanuts' Gehege auf den Boden und versuche durch die Tür seines kleinen Holzhäuschens zu gucken.
Und tatsächlich sehe ich sein kleines Näschen aus dem Heu rausgucken.
Ich hab jedesmal Angst, dass der kleine abgekratzt ist, aber er scheint unsterblich zu sein. Peanuts war mal unglaublich niedlich, mittlerweile könnte er mit seinen ganzen Falten und dem Mangel an Fell schon als hässlichster Hamster der Welt durchgehen.
Aber Lea und ich lieben ihn trotzdem.
Ich gebe ihm kurzerhand frisches Futter und frisches Wasser ins Gehege, ehe ich zurück in mein Zimmer gehe.
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Definitely Not a Sociopath
Genç KurguVielleicht ist es Besessenheit statt Liebe. WARNUNG: In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen usw. behandelt. Ich bin kein Experte, aber ich versuche mich über jedes der vorkommenden Themen mögli...