Pias POV
"Ich muss das irgendwie in mein Gehirn reinbekommen, ich kann nicht mehr."
Verzweifelt reibe ich mir die Schläfen, das kleine Buch mit den Übungsaufgaben in meinem Schoß."Du machst dir zu viel Stress. Es wird nicht anders sein, als eine normale Arbeit", merkt Hannah an.
Wir - Dan, Hannah, Niki und ich - sitzen auf einer Bank im Schulforum, weil wir Regenpause haben. Das bedeutet, wir dürfen die Pause drin verbringen.
"Wenn ich in Englisch nicht auf eine Drei komme, reicht mein Notendurchschnitt nicht für den erweiterten Abschluss aus", meint Dan.
"Dass du Probleme hast, in englisch auf eine Drei zu kommen, ist mir sowieso ein Rätsel", erwidert Hannah.
"Ich kann dann aber immer noch in die Nachprüfung."
"Was hattest du in der mündlichen Prüfung?", hakt Hannah nach.
"Eine 5! Ich war so nervös, ich hab ein komplettes Blackout bekommen."
Die mündlichen Prüfungen in Englisch fanden letzte Woche statt.
Eine Gesprächssituation mit einem zufällig ausgewählten Partner, mit dem wir die Wochen zuvor regelmäßig im Unterricht geübt hatten.
Mein Partner war Glenn und ich bin mit einer Eins aus der Prüfung gegangen.
Niki hatte ebenfalls eine Eins. Er war kein Stück nervös am Tag der Prüfung, während mir zum Kotzen zumute war."Hast du schon gelernt, Niki?", frage ich, um ihn ins Gespräch miteinzubinden, weil er die letzten Tage viel zu ruhig war.
Er hat die Hände jeweils in seiner Jackentasche vergraben und den Blick abwesend nach unten gesenkt.Es ist einige Wochen her, dass wir am Morgen in seinem Bett saßen und er mir seine Geschichte erzählt hat.
Danach war alles gut, auch wenn ich nicht so recht wusste, wie ich damit umgehen soll. Ich habe es sein gelassen, ihn zu küssen oder ihm irgendwie zu nahe zu kommen und eher drauf gewartet, dass er es von sich aus tut.
Hat er nicht wirklich. Trotzdem war alles gut, er hat meine Nähe gesucht in Form von reden und Zeit miteinander verbringen. Die Nächte haben wir verbracht mit Zocken oder telefonieren und gemeinsam lachen, wir sind spazieren gegangen, haben zusammen abgehangen und waren sogar ganze zweimal im Kino, um uns absichtlich schlechte Filme anzusehen und uns drüber lustig machen zu können. Bis vor einigen Tagen. Da war er plötzlich anders. Er ist hier, mit mir, aber irgendwie auch nicht.
Tatsächlich hat er heute, glaube ich, noch kein Wort gesagt. Als er das erste mal so war, hat er auf Nachfrage hin geantwortet, dass er nur müde sei.
Nun ist er aber immer noch so, ohne erkennbaren Grund. Und ich glaube nicht, dass es an mir liegt. Ich denke eher, es ist was persönliches.
Es erinnert mich an den Niki, den ich letztes Jahr zum ersten mal kennengelernt habe. In sich gekehrt und befremdlich.
Letztens, da hatte ich ein altes Foto von uns angeguckt und mir ist aufgefallen, dass er total dünn geworden ist. Dabei war er auf dem Foto schon dünn.
Ich mache mir Sorgen."Niki?", wiederhole ich.
Er reagiert endlich und sieht mich fragend an.
"Alles gut?", frage ich leise, während die anderen beiden in ihr eigenes Gespräch über Prüfungen und laufende Anmeldungen für andere Schulen vertieft sind.
"Ja."
"Sicher?"
Er nickt.
"Du bist so still. Du kannst mit mir reden, wenn was ist."
"Ich weiß", antwortet er und wendet wieder den Blick ab.
Nach diesem Gespräch kommt er mir wieder normaler vor, zumindest teilweise, da er in einigen Momenten doch wieder anders ist.
Auf mich wirkt es so, als würde er nur so tun, als wäre alles gut. Es ist einfach aufgesetzt. Aber was kann ich tun? Mir erzählt er nichts.
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Definitely Not a Sociopath
Fiksi RemajaVielleicht ist es Besessenheit statt Liebe. WARNUNG: In diesem Buch werden Themen wie Gewalt, sexueller Missbrauch, Selbstverletzung, Essstörungen usw. behandelt. Ich bin kein Experte, aber ich versuche mich über jedes der vorkommenden Themen mögli...