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Als ich zu hause angekommen war, war es komplett still.

Mein Vater und seine Frau waren wohl beide arbeiten oder im Rudelhaus planen, für was auch immer es dieses mal wieder war.

Müde strich ich mir die Schuhe von den Füßen und stellte meinen Rucksack im Flur ab, die Schlüssel schmiss ich wahllos in die Messing-Schale welche auf der schwarzen Kommode stand. Die ruhe tat meinem noch immer brummenden Schädel gut, es war angenehm ein mal kein Gespräch aufgezwungen zu bekommen oder irgend welche Formeln von einer Tafel abschreiben zu müssen.

Nur das immer wieder klackende Geräusch der Uhr und das plätschern de Aquariums war zu hören, von welchem ich mich aber nicht stören ließ.

Müde schleppte ich meine Knochen die Wendeltreppe in mein Zimmer wieder hoch und schloss die Tür ab um nicht angeschnauzt zu werden, falls meine Eltern von der Arbeit schlecht gelaunt heim kommen sollten.

Ich schminkte mich ab, was sich prompt beim nächsten Blick in den Spiegel als Fehler heraus stellte und flocht meine Haare zu einem Zopf im Nacken zusammen.

Noch während ich aus dem engen Top heraus- und in ein übergroßes T-Shirt hinein schlüpfte ließ ich mich auf mein graues Boxspringbett fallen. Das Bett war weich und sorgte mit direkter Wirkung dafür, dass mein Körper sich entspannte und ich mich etwas geborgener fühlte.

Erschöpft schloss ich meine Augen und zog mir die Decke bis zum Hals hoch, mein Gesicht war in den dicken Kissen verborgen um meine müden Augen vor der, immer noch scheinenden, Sonne zu schützen welche mich direkt durch die große Fensterfront meines Zimmer an zu lachen schien.

Der riesige Wald direkt hinter unserem Haus schien durch die Sonne lebendig, die Jungen der Tiere spielten mit Sicherheit unter dem schützenden Dach der grünen Baumkronen und die frisch geschlüpften Küken der zwitschernden Vögel schrien wahrscheinlich lautstark nach Essen.

Der Sommer war die Jahreszeit in der unsere Welt auflebte, jedes Tier schien durch die Wärme kraft zu gewinnen.

Genau so hatte ich mich noch an diesem Morgen gefühlt. Und jetzt lag ich hier, versteckt unter der dicken Decke meines Bettes und versuchte die wunderschöne Außenwelt vor meinem Gesicht verschwimmen zu lassen.

Lange hatte ich mich nicht mehr so müde gefühlt.

Nicht mal zehn Minuten vergingen bis ich endgültig weg war.

Mein Schlaf war unruhig, wirre Bilder plagten mich und ließen mich hin und her wälzen. Die Träume waren so real, das hecheln hinter mir, der Wind in meinem Fell und der Geschmack von Blut auf meiner Zunge. Die Anspannung in der Luft war gerade zu greifbar und der beißende, metallische Geruch stach in der feinen Nase des Wolfes.

Ich kämpfte, nicht um mein Leben sondern um das meines Rudels. Es war nicht der Körper von Nyx in dem ich in meinem Traum steckte. Statt das Silber graue Fell, welches meine zierliche Statue sonnst schmückte, wurde der breit gebaute und hoch gewachsene Körper des Tieres von einem zerzausten schwarzen Fell umrahmt. Überall in dem, eigentlich weich wirkenden Fell, klebte Blut.

Das Knurren welches meiner Kehle entsprang war tief und aggressiv, der Wolf über welchen ich keine Kontrolle zu haben schien sah rot. Immer und immer wieder hörte man das knacken er Knochen seiner Gegner und jedes mal aufs neue zuckte mein schlafender Körper zusammen.

Ich merkte nicht wie ich begann zu weinen.

Normalerweise machten mir solche Bilder nichts aus, auch mein Rudel musste sich bereits verteidigen und hatte Opfer davon getragen doch etwas war anders.

Die Wölfe die auf den schwarzen Riesen los gingen hatten gar keine Chance, und sie wussten es. Wie hypnotisiert rannten sie auf die zähne fletschende Gestalt des Wolfes in dessen Körper ich steckte zu und ließen sich gegen die umliegenden Felsen und Bäume schmettern.

Aber warum taten sie das? Es war doch blanker Selbstmord.

Als ich Krallen in meiner Seite spürte und ein laute Knurren über meinem Kopf war der Traum vorbei. Alles um mich herum war wieder schwarz, nichts war da außer ein großes Nichts und all die Fragen welche meine durchgegangene Fantasie übrig gelassen hatte.

Als es bereits dunkel war wachte ich verschwitzt und eingerollt auf, der fast volle Mond schien durch das Fenster und lächelte mir einladend entgegen. Die Welt war von jetzt auf gleich still geworden und ließ mir, trotz des Schweißes, einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen.

verwirrt sah ich mich in meinem Zimmer um.

Wie viel Uhr hatten wir?

Mit einem Knopfdruck schien mir das künstliche Licht meines Handys in die Augen und ließ mich mein Gesicht verziehen. Ich konnte eine Weile absolut nicht erkennen und musste mehrere Versuche starten bevor ich die Uhrzeit entziffern konnte.

23:19

Ich hatte den ganzen Tag verschlafen und die wirren Träume schon längst wieder verdrängt.

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742 Wörter

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt