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POV Raelynn

Noch immer stand ich in dem Zimmer meiner Mate und war von ihrem angenehm süßlichen Duft umhüllt. Unten in der Küche hörte man das Klappern von Töpfen und die Stimme des Jungen der hier eben auf der Treppe aufgetaucht war. Er ist bei unserer Mate und du stehst hier im Zimmer herum und tust nichts! Schrie die Stimme in meinem Kopf welche Alia aber eben noch schmackhaft gemacht hatte, dass wir sie im Endeffekt nur brauchten um nicht elendig zu verrecken.

Ich schnaubte, lauschte auf alles was in dem Geschoss unter mir passierte. Immer und immer wieder hörte man die nervtötende Stimme der blonden Nervensäge die mich beinahe dazu brachte herunter zu stürmen und den kleinen über einem reißenden Fluss baumeln zu lassen. Bei diesem Bild zuckte mein Mundwinkel kaum merklich für den Bruchteil einer Sekunde hoch.

Der kleine Junge welcher die ganze Zeit an meinem Mädchen hang, wimmernd über dem Geländer einer Brücke am baumeln und mit Panik in den Augen bettelte, dass ich ihn zurück holte. Ich musste mich extrem zusammen reißen nicht herunter zu rennen und diese Gedanken kurzer Hand in die Tat um zu setzen.

Auf ein Mal wurde es still unten. Unruhig begann ich auf und ab zu gehen 'da war ein Mann in meinem Zimmer' schnaubend kickte ich ein auf dem Boden liegendes Mathebuch weg. Ich hätte den kleinen die Zunge raus reißen sollen bevor sie hier ankam.

Erneut ergriff mich einen Schwall Wut als ich daran dachte, dass meine Mate wohl nackt draußen herum gelaufen war, wie lange war egal. Jeder hätte sie sehen können. Ein Knurren hallte durch den Raum, dann ertönte von unten ein Kichern. Sofort war ich still, ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper aus und ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Sie war zu mir so unfassbar kalt und nun stand sie unten und kicherte vor sich hin.

Leise ging ich auf die Tür zu und lauschte an der Treppe auf ihre Stimme. Ich hörte wie ruhig sie klang, das weiche war unüberhörbar. Kurz wurde meine Miene weicher, änderte sich aber sofort als ich die andere stimme wieder wahr nahm. Unten Im Flur brannte das Licht, wahrscheinlich war die ganze untere Etage beleuchtet. Rechts neben der Treppe war, so weit ich mich erinnern konnte, der weiße Bogen durch welchen die Küche zu sehen war.

Der Geruch von Nudeln kam mir entgegen als ich die kleinen Stufen der Treppe leise herab stieg. Als ich einen Blick wagte stockte mir der Atem. Die weichen Wellen der kastanienbraunen Haare vielen locker über die Schultern meiner Mate und verbargen ihr wunderschönes Gesicht vor meinen Augen. Sie stand neben der Theke auf welcher ein voll geladener Teller Nudeln stand, eine Gabel steckte mitten in dem Haufen doch der Stuhl war leer. Stattdessen durfte ich mit ansehen wie dieses Mädchen ihren kleinen Bruder anscheinend nicht nur um kurz vor zehn in der Nacht durchfütterte, sondern ihn dazu noch zu einer kleinen Kuschelpause in den Armen hielt und ihre weichen, vollen Lippen auf seinen blonden Haaransatz presste.

Stark um meine Fassung ringend hastete ich die Treppe zurück nach oben. Okay Raelynn, ruhig bleiben. Wir können heute Nacht nicht noch einen weiteren Streit gebrauchen. Mit zitternden Händen begann ich beinahe zu rennen, Hakan versuchte hoch zu kommen. Das Brüllen, welches er immer und immer wieder in meinem Kopf von sich gab, war Ohren betäubend laut und voller Hass und Wut, wie so ungefähr jede Emotion die er in den letzten Jahren gelernt hatte zu respektieren und zu lieben.

Aus der Verzweiflung wurde Hass, aus dem Hass kam die Wut hervor und dann spürte man einfach gar nichts mehr. Doch trotz allem hatte ich das Zeug dazu ein Rudel zu leiten, es zu schützen und zu respektieren. Um ein guter Alpha zu sein musste man keine Liebe und Fürsorge zeigen oder empfinden können, man musste stark genug sein um Verluste ein zu stecken ohne den Verstand zu verlieren.

Mates waren nur eine lästige Schwachstelle, stirbt einer von ihnen folgt der Andere. Vielleicht war diese Verbindung für manche die Versicherung von Geborgenheit und Zuflucht, doch in der Welt der Alphas im Endeffekt nur ein Zeichen von Macht. Wie stolze Hähne stolzierten meine Verbündeten auf den ganzen Veranstaltungen immer mit ihrer Gefährtin an der Hand durch die Gegend und präsentierten sie wie einen Goldschatz den sie eine Nacht zuvor in irgend einem Vorgarten gefunden hatten, doch irgend wo wirkten die gefährlichen Alphas weicher wenn man sie mal beobachtete wie sie alleine mit ihrem Mitbringsel sprachen.

Nachdenklich biss ich auf meine Lippe als mir diese Gedanken durch den Kopf schwirrten, rief mir wieder ihr schönes, und doch so wütendes Gesicht vor Augen als sie zwischen mir und dem Schrank stand und mir ihre Worte nur so entgegen zischte, der kurz aufblitzende und doch so gut versteckte Schmerz der bei meinen Worten in ihren tief blauen Augen aufblitze, das Gefühl welches meinen Körper durchflutete als ich sie das erste mal in meinen Armen hielt.

Der Geschrei eines jubelnden Jungen und das Schleifen einer Schiebetür riss mich aus meinen Gedanken. Schnell ging ich zu der Fensterfront und sah in den, vom Mondlicht beleuchteten Garten herunter. Ein gescheckter kleiner Wolf sprang umher und drückte seine Vorderbeine immer wieder in das saftige Gras der Wiese, welche wegen der Nachbarn von einer großen, blickdichten Hecke umrahmt wurde.

Alia stieg die Stufen der hölzernen Veranda herunter, ihr zartes Gesicht zierte ein amüsiertes Grinsen während ihre Augen den jungen Wolf beobachteten. Sie begann ihn mit langsamen Schritten zu umrunden, wie ein Wolf seinen Gegner. Was hatte sie vor? Mit gerunzelter Stirn lehnte ich meinen Kopf an das dicke Glas und beobachtete das Szenario unter mir genau.

Mit einem kleinen Satz sprang sie auf den Werwolf zu, welcher erst zurück wich, dann aber auf sie zu hechtete. Er wird sie verletzen! Schnell stieß ich mich von der Wand ab und raste die Treppe herunter. Als ich in dem Türrahmen des Wohnzimmers ankam hörte ich jedoch ein Lachen. Perplex blieb ich stehen und sah zu dem plötzlich so weich und verletzlich wirkenden Mädchen, welches unter dem weiß- braunen Wolf lag und versuchte die Zunge des Tieres aus ihrem Gesicht zu bekommen.

Sie sah so glücklich aus.

Eine Wärme durch strömte meine Adern als ich ihr Lachen in meinem Kopf speicherte. Ich schloss meine Augen und atmete mit einem mal ruhiger durch, langsam lehnte ich meine Schulter an den weißen Rahmen neben mir und genoss es ohne es wirklich zu merken das glückliche Lachen meiner Mate zu hören, zum ersten mal in meinem ganzen Leben. War es dieses Gefühl was alle meine Freunde so verrückt nach diesen Mädchen machte?

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1105 Wörter

Das erste Mal eine Raelynn POV. Ich muss mich noch etwas in diesen Charakter herein wurschteln, hoffe aber euch hat dieses Kapitel trotzdem gefallen :)

Hakan- Feurig/glühend
Einen Charakter der einem mit einem Blick nach einem Falschen Wort die Seele aus dem Körper brennen kann, starke Persönlichkeit und Willenskraft zeichnen diesen Charakter aus.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt