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Raelynn

Lange blieb ich wach und beobachtete das verletzte Mädchen in meinen Armen.

Mein Kopf weigerte sich herunter zu fahren, das gesagte endlich ruhen zu lassen. Ich hatte sie, meine Mate, meine Gefährtin, so weit an den Abgrund geschoben, sie verletzt, ohne es überhaupt zu merken.

Meine Arme legten sich enger um ihren Körper, zogen ihre Wärme näher an meine Brust. Von ihr ging der scharfe Geruch von Alkohol, gemischt mit dem Geruch von Zitronen und Honig aus, brannte in meiner empfindlichen Nase doch jagte mir im selben Moment einen angenehmen Schauer über den Rücken.

Vorsichtig ließ ich meine Finger über ihre empfindliche Haut wandern, beobachtete ihr schönes Gesicht. Wie konnte ich einen so perfekten- und trotzdem so unfassbar sturen Menschen verletzen? Wie konnte ich es nicht merken als sie aus dem Auto geflohen war? Ihre ganze Ausstrahlung hatte es mir doch entgegen geschrien und trotzdem hatte ich mich von meinem Stolz übermannen lassen.

Ich hatte mir tatsächlich gesagt, dass sie sich schon wieder ein bekommen würde, es nur eine kurze Phase war, nichts ernstes. Als wäre sie ein kleines Kind, welches mit Tobsuchtsanfällen durchs Leben strampelt.

Ich dachte an den Abend zurück, an welchem sie noch so überzeugt war, meine emotionsreiche Seite kennen zu lernen. Grinsend hatte dieses Mädchen mich angesehen und mir vor Augen geführt, dass ich einen scheiß mit ihr machen kann. Und sie hatte auch noch recht gehabt, zumindest in dieser einen Sache.

Ich wusste nicht, ob ich ihr geben konnte, was sie sehen wollte, was sie verdient hatte.

Es machte mir verdammte Angst. Diese Ungewissheit, diese Reaktionen, welche sie mit jeder ihrer Taten in mir auslöste. Sie verhielt sich so anders, als alle die ich bisher kannte. Sie war nicht scharf auf ihren Rang, es war ihr schlecht weg egal, dass sie Luna werden würde, dieses Rudel mit mir leiten würde. Und jedes mal wenn ich sie anpfiff leistete sie Widerstand, verdammt dieses Mädchen dachte nicht ein mal mehr daran, sich zu unterwerfen. Es wäre so viel einfacher, wenn sie sich einfach so verhalten würde wie alle anderen.

Anschmachtend.

Beinahe schon ekelhaft freundlich sahen mich die anderen aus dem Rudel an, versuchten mir jeden Wunsch von den Lippen ab zu lesen und mich zu überzeugen gut genug zu sein. Gut genug um an der Seite des gefürchteten Alphas zu stehen, die Macht über Rudel und Geld zu haben. Das reichte ihnen, Rang und Geld und schon waren sie glücklich.

Und dann kam diese Verrückte um die Ecke und schien keins von beidem zu wollen, schmachtete nicht mich an, sondern den Jungen an der Wand.

Alia hob leicht den Kopf, meine Muskeln verspannten sich und ich war bereit dazu, eine flache Hand auf meiner Wange zu spüren, doch es blieb aus. Langsam wanderte ihr Kopf von meiner Schulter, zu meiner Brust. Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, Hitze breitete sich in meinem Körper aus.

Ich musste es wieder hin biegen, mich selber in den Griff bekommen.

Ich wollte es wieder gut machen, ihr den Schmerz nehmen, welchen sie Spüren musste, seitdem ich sie hier her gezwungen hatte. Ich wollte ihr Vertrauen. Ich wollte es wert sein, ihr Vertrauen verdient zu haben.

Ich spürte wie sich ihre kleine Hand zu meiner Seite bewegte und ihren Körper näher an meinen heran zog. Mein Herz machte einen Sprung, nur um kurz danach einen Schlag aus zu setzen.

Ich musste es schaffen, koste es was es wolle.

Lange genug hatte ich sie nun schon von mir ausgesperrt. Und sie sollte mir trauen? Ich kam mir selber dumm vor.

Langsam ließ ich meine Finger durch ihre Haare gleiten. Das Mondlicht fing sich in dem Schimmer ihrer langen Wellen und ließ sie glänzen. Zufrieden atmete Lia durch, schlief dann ruhig weiter. Wie lange es wohl dauern würde, das alles wieder hin zu biegen?

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Idibiddie Kapitel, vielleicht schaffe ich es heute noch das nächste zu posten.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt