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Zehn Uhr.

Tatsächlich hatte ich es geschafft noch ein mal weg zu nicken, die Worte von Raelynn ganz tief in dem hinteren Teil meines Kopfes zu verbarrikadieren und ihn so gut es ging aus meinem Kopf zu vertreiben. Leise klopfte es an die Tür, ich hob etwas den Kopf und knurrte irgend etwas zustimmendes. Die Tür öffnete sich und ich gab ein tiefes seufzen von mir als ich den Alpha in der Tür erblickte.

"Gibt's was?", mühsam setzte ich mich auf und zog die Decke eng um meine Schultern, darum bemüht ihm keinen Blick auf meinen müden Körper zu gewähren. Mit langen Schritten und der aufgesetzten Maske aus Kälte, kam er durch den Raum auf mich zu. "Wo her willst du wissen, dass dieser Junge noch existiert Alia?", er blieb vor meinem Bett stehen und sah auf mich herunter. Ein unangenehmer Schauer ging über meinen Rücken so, dass ich mich beherrschen musste nicht zu zittern. Wie sehr ich diese Art an ihm hasste, wie sehr ich den Alpha dieses Rudels hasste.

"Mit wem solltest du sonnst ringen jedes mal wenn du was sagen willst?", ich konnte ihn nicht ansehen, dafür drehten meine Gedanken gerade zu sehr am Zeiger. Was ist wenn ich falsch lag und das alles ist was da war? Eine kalte Hülle ohne echte Seele? Mein Blick sank sich auf die Laken unter mir. "Und was ist wenn da nichts mehr ist?", sprach er das Gespenst in meinem Kopf aus, ich blieb still, zog nur die Decke noch enger um meinen Körper. "Er war schwach und unerfahren Lia, er hätte keinen von euch schützen können."

Nun schnaubte ich, schüttelte ungläubig den Kopf. "Weißt du Raelynn-", mit plötzlicher Sicherheit sah ich hoch in das steinerne Grün, "er ist nicht schwach, diese gespielte Maske die du denkst zu sein, die ist schwach.", sein Blick wurde fragend, meiner veränderte sich kein Stück. "Du kennst mich nicht Alia, denk dran.", amüsiert stieß ich die Luft aus. "Will ich auch nicht. Das da", mein Finger erhob sich und wanderte auf Entfernung ein mal über seinen Körper, "Das will ich nicht kennen, das kennen alle im Umkreis von tausend Kilometern."

Ich wusste, dass er verstand was ich meinte, er gestand es sich allerdings nicht selber ein. "Kann ja sein, dass sich der 'schwache, kleine Junge' auf dem Bild im Flur verändert hat, aber nie mals ist aus ihm das geworden.", ich nickte mit dem Kinn in seine Richtung und es stimmte, da war ich mir sicher. Egal was aus ihm geworden war, das Erscheinungsbild eines Alpha war nicht was seine neue Persönlichkeit ausmachte. "Ist dir klar was ich nach so einer Unterstellung mit dir machen könnte?!", ein hauch von Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit, ich stand von meinem Bett auf und trat nahe auf ihn zu. "Nichts, gar nichts könntest du machen Alphachen.", ich grinste siegessicher zu ihm hoch, "denn ich bin nicht freiwillig in deinem Rudel beigetreten und deine Mate.", leicht legte ich meinen Kopf schief und musterte seine angespannten Gesichtszüge. *Und die blauäugige Zehntklässlerin hat recht, tut mir leid dir das mitteilen zu müssen.*

Nun zog sich seine Augenbraue hoch und ein Hauch von Belustigung hüpfte in dem kalten Schimmer seiner Augen auf und ab. "Und das willst du woher wissen, kleines?", sein Atem brannte auf meinen Wangen, seine Hände legten sich auf meine Hüfte und hinderten mich daran den Abstand wieder ein zu nehmen. Im Gegenteil, er zog mich bestimmend näher an sich heran und ließ das Kribbeln in meinem Körper verrückt spielen. So gut es ging riss ich mich zusammen und schenkte ihn ein süßes, aufgesetztes Lächeln. "Ich hab ihn oft genug gesehen, Raelynn.", und tatsächlich huschte ein kleines, ertapptes Lächeln über sein Gesicht, welches aber so schnell wie es gekommen war auch wieder verschwand.

"Ach ja?", seine Hände wanderten von meiner Hüfte zu meiner Taille hoch, ich stoppte sie indem ich meine Hände leicht auf seine Arme legte. Er grinste Blöd, ich nickte auf seine Frage. "Im Wald, in deinem Zimmer, auf dem Flur heute morgen. Gib ihm einen Tritt in die Magengrube und die Maske bröckelt.", kurz darauf kniffen seine Finger in meine Seiten und ließen mich überrascht auf quietschen.

"Die Blauäugige Zehntklässlerin kommt ab Montag schön mit mir in die Schule", mein Blick wurde mehr als entgeistert, er lachte auf. "Was denn? Dachtest du nach der Szene draußen würde ich dich noch weiter verstecken können?", ich schlug gegen seine Brust. "Du lenkst vom Thema ab!", sein Grinsen wurde zu einem kleinen Schmunzeln; "Vielleicht ein bisschen."

Wieder zog er mich näher an sich, ich spürte wie das Kribbeln von Schmetterling zu Elefant wechselte und sah zur Seite als ich Nyx in meinem Kopf tatsächlich schnurren hörte. Kurz klappte mein Mund auf, fing sich aber schnell wieder. Die Brust, an welche ich gepresst war, vibrierte durch ein unterdrücktes Lachen. Verwirrt sah ich zu ihm auf, realisierte dann allerdings, dass das Schnurren auch auf meiner Kehle zu hören war. Panisch weitete ich die Augen und versuchte ihn erfolglos von mir zu stoßen. "Süß", murmelte er eher leise und begann mich zu ärgern.

Bevor ich wusste wie mir geschah, verbarg der Ältere das Gesicht in meiner Halsbeuge und platzierte kleine Küsste auf Schulter und Hals. Ich biss fest auf meine Zunge, wusste genau, dass er erneut nach dieser einen Stelle suchte und drückte seinen Kopf leicht von mir als er genau diese auch fand. "Wegen solchen Stimmungsschwankungen sollte man zum Arzt...", flüsterte ich mit glühendem Kopf und verfluchte mich selber innerlich. "Dann können wir da ja gleich zusammen hingehen", flötete er erfreut und wuschelte durch mein langes Haar. Verblüfft sah ich zu ihm hoch, da war tatsächlich ein bisschen Ähnlichkeit zu seiner Schwester, auch wenn diese nur gezwungen zum Vorschein kam.

Sein Blick veränderte sich wieder, wurde jedoch nicht kalt. Ein kleines Lächeln umspielte weiterhin seine Lippen als er sich zu meinem Ohr hinunter beugte. "Was machst du nur mit mir Lia?", seine Stimme war plötzlich nur noch ein Raunen, welches mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Meine Nackenhaare stellten sich auf als ich mit leicht geweiteten Augen zu ihm auf sah.

"Zieh dir was an. Ich nehme dich gleich mit zum Rudelhaus.", seine Hand legte sich wie am Morgen wieder an meine Wange und fuhr sanft über meine Haut, dann ließ er mich langsam los und drehte sich zur Tür. "Und ohne Streitereien heute, du hörst so lange wir da sind auf das, was ich sage.", und damit viel meine Zimmertür ins Schloss und ließ mich verzweifelt zurück. Wie konnte er so schnell wechseln?!

Dann traf es mich wie ein Schlag, das Rudelhaus. Mein Herz sackte mir in die Hose und mein Puls schoss in die Höhe. Warum sollte ich mir zum Rudelhaus?! Konnte er nicht alleine seine Arbeit machen? Kurz vor dem Nervenzusammenbruch ließ ich mich zurück aufs Bett fallen. Was ein Dreck.

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1140 Wörter

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt