Nach dem lauten, protestierenden Knurren Marks, einer diskutierenden Thea und den zahlreichen Wutausbrüchen ihre großen Bruders, saßen wir irgend wann gegen Mitternacht wieder in den kühlen Ledersitzen des demolierten Wagens und machten uns auf den Weg nach Hause.
Es hatte aufgehört zu regnen, der Himmel war frei von Wolken und ließ die Sterne auf die Erde hinab funkeln.
Aufmerksam beobachteten die leeren Augen des Mondes die Welt unter ihm, die Menschen welche sich um diese Zeit noch raus trauten, die Tiere die nach dem langen Tumult wieder aus ihren Verstecken krochen und die vergilbten Blätter, durch die still und unbemerkt der Wind huschte.Im Auto war es still, jeder ing seinem eigenen Kopf nach. Wie gewohnt lag die große, raue Hand des Alpha auf meinem Oberschenkel, strich über dem Stoff meiner Hose langsam auf und ab.
Der Geruch von Alkohol und verbrannter Kleidung lag in der Luft, biss mir unangenehm in die Nase und ließ mich immer mehr Szenarien ausmalen.
Was war denn bloß passiert?Mein Blick wanderte zu dem Finger breiten Loch vor Raelynns Gesicht. Wo von war das?
Ein Ast?
Dafür war es zu präzise. Um das Loch herum waren nur Risse, keine Splitter, keine eingebrochenen stellen, nur kleine Risse.
Die Hand auf meinem Oberschenkel hielt inne, mein Blick begegnete den Bekannten, grünen Augen, aus welchen mir der Schimmer vom Nachmittag wieder entgegen hüpfte.
"Denk nicht so viel drüber nach, okay?", ich biss auf meine Lippe, senkte den Blick. "Leichter gesagt als getan...", meine Stimme war beinahe nicht zu hören, wieder fanden meine Augen den Weg zur Straße.Die Pfützen vom Nachmittag glitzerten am Rand des breiten, asphaltierten Weges und spiegelten die kleinen, weißen Punkte am Himmel wieder.
Mit einem lauten Quietschen der Tür an der Beifahrerseite stieg ich aus, sog die kühle Luft in mich auf.
Verdammt, tat es gut atmen zu können.Auch das knallen der anderen Türen ertönte, ich sah auf.
Dean trug Mel auf dem Arm, lächelte sanft auf das verrückte, kleine Monster in seinen Fängen herunter.
Thea sah alles andere als begeistert aus wieder hier zu sein, schlich missmutig an ihrem Bruder vorbei ins Haus.Ich fühlte mich müde, aufgebraucht.
Heute war zu viel passiert, wurde zu oft Panik in mir erweckt und wieder erloschen.
Nicht ein mal hatte ich mich in dem letzten Monat so lange auf den Beinen gehalten, das Rennen auf dem Laufband mal an gesehen.
Aber das war etwas anderes gewesen, hatte dafür gesorgt meinen Kopf aus zu schalten, mich zu betäuben.
Das was für Raelynn in dieser Zeit der Alkohol gewesen war, war für mich der Sport gewesen.
Wie eine Droge.
Es machte abhängig, lenkte von dem eigentlichen Problem ab, schaltete das Hirn aus und schadete doch dem Körper.
Sport ist eigentlich gut, doch das hatte ich wohl offensichtlich auch vermasselt.
Es war als würde man versuchen einen Wagen ohne Treibstoff zu starten, es klappte nicht, und doch zwang ich meinen Körper dazu.Unwillig sah ich zu den Türen des Einganges, beäugte missmutig den verborgenen Tanzsaal mit neu gestrichenen Wänden und hoch poliertem Boden.
Mein Herz sackte mir in die Hose, mal wieder.
Vorhin hatte es mir nichts aus gemacht, dann sollte es jetzt doch auch ohne Probleme funktionieren.
Einfach durch gehen, es war nur ein verdammter Raum.Raelynn legte den Arm um meine Schultern, ging gemeinsam mit mir durch die Tore in den Vorraum des Hauses.
Er hatte es genau so eilig wie ich, beschleunigte wie ein kleines Kind, welches vor dem Monster in der Dunkelheit des Flures floh, seine Schritte und schloss schnell die Tür des Flures.Man hörte ein angestrengtes Durchatmen, dann war es wieder Still. "Also..", die Stimme des älteren klang außer Atem, sein Blick wandte sich wieder mir zu, "Auf was hast du Hunger, kleines?"
Ein tiefes Seufzen entwich meiner Kehle.
Ich konnte mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten, wollte bloß in die Kissen seines Himmelsbettes fallen und mich in der weichen Decke verstecken.
"Auf Schlaf...", murmelte ich und sah wieder zu ihm, er schüttelte bloß den Kopf. "Den bekommst du heute Nacht noch genug, und jetzt hopp in die Küche.", ich wollte protestieren, wurde jedoch vorher über die Schulter des zwei Meter Riesen geworfen und erst auf der Anrichte wieder abgesetzt.
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Nightmare - please Trust me
WerewolfEin lautes Knallen, das scharfe Luft einziehen meines Freundes und ein tiefes Knurren, welches direkt hinter mir immer lauter wurde. Zwei starke Arme schlangen sich um meinen zierlichen Körper und zogen mich direkt gegen eine stein harte, aber warme...