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Raelynn

Ein Schrei zerriss das unbeschwerte Miteinander mir und meiner Freunde. Meine Nackenhaare stellten sich auf, das war Alia. Panik breitete sich in meinen Muskeln aus, ließ mich direkt auf die Tür zu rasen und sie beinahe aus den Angeln reißen. Der Anblick der sich mir bot, ließ mich brodeln, nicht ein mal merken wie Hakan mein Bewusstsein übernahm.

Mein Vater hockte über meiner Mate, meinem Mädchen, unter welchem sich ein roter Teppich aus Blut immer und immer weiter hervor schob. Mein Herz begann zu rasen, Adrenalin durchflutete meine Adern. Ich sprach nicht, würdigte meinem Erzeuger nicht einen Blick als ich ihn packte und gegen die Wand donnerte. Seine Augen waren verwirrt geweitet, der verrückte Schimmer verblasste, als er das Gold meiner wütend funkelnden Augen erblickte. Seine blutverschmierten Hände krallten sich an meine Schultern, versuchten mich von sich zu drücken, doch schafften es nicht meine Fäuste von seinem Gesicht fern zu halten.

Immer und immer wieder trafen meine Knöchel sein Gesicht, ließen es ekelhaft knacken und es fühlte sich gut an. Erst als er aufhörte sich zu bewegen hielt meine Faust inne. Ich ließ ihn fallen, drehte mich zu dem beißenden Geruch des Blutes um.  Das blanke Chaos riss mich mit sich.

Noah ging angesprengt auf und ab, schrie durch den Hörer den Rettungsdienst an, Nino stand über Alia und drückte auf die klaffende Wunde, Jason verschwand sprintend im Wohnhaus und kam mit irgend etwas zum abbinden wieder heraus gestolpert.

Geladen stieß ich Nino zur Seite und drückte selber auf ihren Bauch, versuchte meiner Panik keine Überhand zu überlassen. "Komm schon Lia... bitte..", ihr Blut rann zwischen meinen Fingern hindurch, wie der Sand durch das kleine Loch einer Sanduhr, ließ es unsere Zeit davon rennen. "Beeilen sie sich gefälligst!", damit legte Noah auf, kam auf mich und meine Mate zu gelaufen. Seine Hand fühlte nach Puls, verzog sein Gesicht und ließ meine Panik ins Unermessliche steigen. "Was? Was ist?!", meine Hände drückten fester auf die Wunde. Das konnte nicht passieren, das durfte nicht passieren.

Die Türen wurden auf gestoßen, Sanitäter rannten auf uns zu und drängten mich von ihr, wollten mich von meinem Mädchen trennen. Nino und Jason packten mich, zerrten mich wie damals von ihr davon. Knurrend versuchte ich mich aus seinen Griffen zu befreien. "Raelynn wenn du jetzt dazwischen funkst stirbt sie. Willst du das?! Willst du so enden wie dein Vater?!", ich sah zu Noah, der mir die Sicht auf das Spektakel verwehrte und mir direkt in die Augen starrte. Sie durfte nicht gehen, nicht sie auch noch.

Still sah ich meinen Beta an, hörte auf mich zu wehren, auch wenn es verdammt schwer war. Ich hörte das quietschen einer Trage, hörte das wirre Gemurmel des Rettungsdienstes.

Ich hätte meinen Vater schon so lange Verstößen sollen, dann wäre das hier alles nie passiert. Ich hätte schon längst handeln, statt zu sehen sollen. Sie schoben Alia heraus in den Rettungswagen.
Panisch stieß ich die anderen von mir und raste raus, hörte schon die Sirenen in Entfernung treten.

Ohne nach zu denken stieg in in meinen Wagen und fuhr ihnen nach, ignoriert die Verkehrsregeln, überfuhr die Ampeln und drosselte erst mein Thempo als ich die Sirene mit samt des Rettungswagens vor mir hatte. Meine Hände umklammerten das Lenkrad, ließen meine, von Blut bedeckten Knöchel weiß hervor treten.

Das erste mal, seit den Beginn des Wettrennens gegen die Zeit, sah ich in den Rückspiegel, erkannte die Autos meiner Freunde, welche mit mir den rot- weißen Wagen in Richtung Krankenhaus eskortierten. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen.

Warum hatte ich sie nicht ins Haus gebracht? Dieses eine Mal hatte ich sie nicht herein begleitet, ein mal.

Wir kamen am Krankenhaus an, stellten uns auf den nächst besten, freien Parkplatz. Ohne auf die anderen zu warten, rannte ich auf die elektrischen Türen des Krankenhauses zu, sah noch wie Alia in Richtung der Ops geschoben wurde. Um sie herum waren viele Schwestern, hielten Beutel in die Höhe, welche sich durch Schläuche in ihren Körper hinein leerten. Ihr Gesicht wurde von dem Wirrwarr aus herum rennenden Menschen und schiebenden Armen verdeckt, nur einen kurzen Blick konnte ich auf ihre blasse Haut und ihre verklebten Haare erhaschen.

Mir stockte der Atem, was hatte dieser Bastard getroffen, dass es ihr so schlecht ging? Befehle huschten immer wieder an meine Ohren. Befehle, die für das überleben meiner Mate verantwortlich waren. Befehle, die ich kaum verstand.

Ich konnte nichts tuen als da zu stehen, ihr nach zu starren, zu hoffen, dass sie wieder Gesund wurde. Mein Kopf schien in Watte eingepackt, ließ die wirren Worte und Geräusche nicht an mich heran. Eine Hand legte sich auf meine Schulter, ich spürte die Berührung, doch war nicht in der Lage ihr irgend eine Art von Beachtung zu schenken.

Mein Puls wurde langsamer, dumpfer. Hätte ich nicht darauf bestanden mit in die Stadt zu kommen, wäre sie gar nicht erst zu Hause gewesen, wäre meinem Vater in meinem Beisein über den Weg gelaufen. Mein Brustkorb schnürte sich unangenehm zu, die Luft in dem kleinen Wartezimmer schien knapp zu werden.

*Raelynn setz dich. Es wird etwas dauern doch die schafft das.*, verschwommen erkannte ich das Gesicht Noahs vor mir, seine Hand drückte mich herunter auf einen der Stühle. Langsam kam ich wieder zu mir, stützte meinen Kopf in die Hände und fuhr durch meine wirren, kurzen Haare. Sie würde das schaffen, sie war stark. Sie würde mich nicht verlassen, nicht so wie Mutter es damals getan hatte.

Nicht so unschuldig, unwillig. Sie würde nicht gehen, indem ihr jemand ihr, viel zu kurzes, Leben nahm. Meine Hände ballten sich erneut, ließen mich erst jetzt meine aufgeplatzten Knöchel bemerken. "A-Alpha? Was tuen sie hier?", natürlich mussten sie fragen stellen. Leise knurrend hob ich den Kopf und sah zu der rothaarigen Krankenschwester vor mir. Wie erwartet zierte ihr Gesicht ein aufgesetztes Lächeln. Angestrengt schüchtern strich sie sich eine der gelockten Strähnen aus dem Gesicht.

Die bekannte Wut kam wieder zurück, ließen mich sie mit kalten Blicken mustern. "Darauf warten, dass eure verdammten Ärzte ihren Job machen und mir meine Mate zurück bringen!", schrie ich die Fremde schon beinahe an, stand auf und sah dabei zu wie sie zurück sprang. Meine Hände zitterten vor Anspannung, klebten noch immer von dem Blut meiner Gefährtin.

Im Krankenhaus wurde es still, die Blicke aller lagen auf mir. Es interessierte mich nicht, ich war es gewohnt diese Art von Aufmerksamkeit zu bekommen. Panisch nickte der Rotschopf vor mir und verkündete schnell und leise ihr Mitleid, ließ mich noch wütender werden.

Mitleid? Gegenüber dem Alpha, den sie nicht ein mal wirklich kannte? Das war eine andere Art von fremdschämend. Sie huschte hinter die Theke und versteckte sich hinter ihrem Computer. Jason hinter mir seufzte tief, zog mich wieder zurück auf meinen Platz. "Soll ich dir nen Tee mit ein bisschen Beruhigungsmittel anmischen lassen? Wäre gerade vielleicht ein Segen für das Rudel.", schnaubend ließ ich mich in die Lehne sinken.

Das hier würde dauern, ich wusste nicht wie lange, doch was würde das auch für einen Unterschied machen? Wenn ich wüsste wie lange sie bräuchten und die Op auch nur eine halbe Stunde länger dauern würde, würde ich den sterilen Saal vermutlich stürmen und die Ärzte von ihr weg zerren.

Mein Ellenbogen stützte sich auf de Lehne hinter mir, meine Hand stützte meinen Kopf und dann war warten angesagt.

Hoffentlich war mein Vater an seinem eigenen Blut erstickt.

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1230 Wörter

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt