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Schon seit gefühlten Stunden saßen wir in dem schwarzen Sportwagen, welcher sich mit einer Mordsgeschwindigkeit durch die Straßen schlängelte. Ich hatte das Gefühl von Geschwindigkeit immer geliebt, das Gefühl in das Leder des Sitzes gepresst zu werden, der Wind der mit meinen Haaren spielte wenn das Fenster unten war, doch jetzt hieß Geschwindigkeit nur schneller weg von zu Hause.

Nachdem ich aus dem Bad kam war der Schrank schon komplett leer geräumt, zwei volle Koffer standen an der Tür und eine noch leere Sporttasche neben dran. Raelynn knurrte mir zu ich solle noch schnell ein paar Sachen einpacken welche mir wichtig wären, Wie großzügig von ihm, und schob mich kurz darauf aus dem Zimmer.

Er hatte Jonny davon abgehalten mir um den Hals zu fallen, welcher kurz darauf wieder begann zu weinen, ich jedoch gleich mit. Mein Vater hatte mich weiterhin nicht beachtet, er schien plötzlich so kalt und fremd.

Als wir los fuhren versuchte ich noch frei zu kommen, hatte es aber nach den ersten paar Meilen und einigen Zurechtweisungen des Alpha neben mir aufgegeben. Auch meine Tränen waren versiegt, statt der Trauer spürte ich wieder diese ekelhafte Leere welche meinen Brustkorb zu füllen schien. Nyx hatte mich wieder im Stich gelassen. Tief zurück in mein Bewusstsein gezogen, ließ sie nur hier und da ein paar Emotionen los damit ich irgend etwas fühlte.

Mein Puls schien so unfassbar langsam zu gehen, ich spürte ihn schon fast nicht mehr, während ich auf meine kalten Hände herunter starrte. Seit der erneuten Auseinandersetzung am Anfang der Fahrt hatte keiner von uns mehr ein Wort gesagt. Das einzige was Bände zu sprechen schien, war der mahlende Kiefer des Älteren und die deutlich weiß hervorstehenden Knöchel am Lenkrad des Wagens.

Sobald eine gerade Strecke in Sicht kam drückte er das Pedal durch, ließ den Wagen aufheulen und meine Heimat in Sekundenschnelle weiter hinter mir verschwinden. Zittrig durchatmend lehnte ich mich weiter in den Sitz zurück, starrte auf die Straße vor uns und ging weiter meinen Gedanken nach. Was hätte wohl Mom getan wenn sie das mit bekommen hätte? Vermutlich meinem Dad eine Predigt gehalten und mich in den Arm genommen, sie hätte erst mal alles sacken lassen und Raelynn außen vor gelassen, oder?

Eine weitere Stunde fahrt verging, noch immer redete niemand.

Wir kamen an einer alten Tankstelle irgendwo im Nirgendwo an und blieben stehen. Die verkrampften Finger des Dunkelhaarigen lösten sich von dem geschmeidigen Leder des Lenkrades und landeten auf den beinen des Älteren. Ein leises Seufzen war von ihm zu hören als er sich in den Sitz zurück lehnte und nach kurzem zu mir sah. "Und? Beruhigt?", ich gab keinerlei Reaktion von mir, auf einen weiteren Streit würde ich gut verzichten können.

"Ich geh kurz tanken...", er wollte gerade aussteigen, ließ sich dann aber zurück auf den Sitz fallen und nickte zu der Tür neben mir, "Ach ja und versuch gar nicht erst raus zu kommen, ein mal abgeschlossen und die Tür geht auch von innen nicht mehr auf. Gegen die Scheibe würde ich auch nicht unbedingt schlagen wenn du dir nichts brechen willst aber das ist wohl deine Entscheidung"

Ein kurzer prüfender Blick seinerseits, dann stieg er aus und schon war das Klicken der vier Schlösser zu hören. Meine Muskeln entspannten sich etwas als seine Nähe endlich verschwand und ich war in der Lage durch zu atmen. Schnell griff ich nach meiner Sporttasche auf dem Rücksitz und kramte mein Handy hervor. Ich hatte einige verpasste Anrufe und um die hundert Nachrichten von Mel und den anderen.

Wie ein aufgescheuchtes Huhn hatte meine beste Freundin anscheinend auf die Tasten gehauen und sich dabei oft genug vertippt, dass auch die Autokorrektur ihr nicht mehr zu helfen wusste. Ein müdes Lächeln trat auf meine Lippen als ich die Predigten durchlas in denen sie mir vorwarf, dass ich einfach nicht in die Schule kam und sie ihre letzte Woche hier mit diesen Idioten alleine gelassen hatte.

Mein Blick huschte zu der Tankstelle in der gerade der Riese verschwand und wohl noch ein paar Sachen für unterwegs zu kaufen schien. Wie lange wir wohl noch fahren würden? Kurz entschlossen drückte ich auf den grünen Hörer neben Melin's Namen und tippte angespannt auf dem Armaturenbrett herum während es in meinem Ohr dutete. Nach dem dritten Mal hob sie ab, sprudelte sofort los doch ich unterbrach sie schnell.

Ohne wirklich auf ihre Reaktionen zu achten erklärte ich ihr alles, ließ in herunter geratterten Sätzen und meinem starren Blick zur Tankstelle alles aufgestaute raus. Als ich fertig war, war es am anderen Ende der Leitung still, das Gesagte schien ihr wohl alles andere als zu gefallen. "Oh wenn ich diesen verdammten Alpha in die Finger bekomme..."

Dann war sie wieder still. Mein Herz begann zu rasen als ich sah wie de Tür der Tankstelle sich öffnete. "Mel ich rufe dich bald wieder an, e-es tut mir leid.", schnell legte ich auf und ließ mein Handy unter meinem Oberschenkel verschwinden. Die Schlösser klackten auf und die Fahrertür öffnete sich. "Mit wem hast du telefoniert?", seine Stimme war beiläufig als er die Tüte zwischen meine Füße stellte und sich anschnallte. "Wüsste nicht was es dich angeht."

Stur starrte ich gerade aus, aus der Windschutzscheibe und spielte mit meinen Händen herum. Er war so entspannt, es mache mich unruhig. Ein Seufzen war zu hören, er packte mein Kinn und zwang mich ihn an zu sehen. "Hör mal Al-" "Nenn mich nicht so", er knurrte leise, "-Alia. Du bist nicht meine Gefangene aber ich habe das Recht zu wissen mit wen meine Mate redet."

Ich schnaubte und befreite mein Kinn aus seinem Griff. War das gerade sein Ernst? Erst zog er mich von meiner Familie weg, zwang mich dazu mit ihm zu gehen, schloss mich in seinem scheiß Auto ein und jetzt sagte er mir ich wäre ein freier Mensch? "Ist das gerade dein scheiß Ernst?!" Ich sah ihn weiterhin an, meine Stimme wirkte lauter. "Du hast mich dazu gezwungen mit dir zu gehen, ich durfte nicht ein mal meinen Bruder verabschieden und jetzt willst du mir weiß machen ich hätte einen freien Willen?!"

"Schrei mich nicht an, ich habe jedes verdammte Recht dich bei mir zu haben. Das mit deinem kleinen Bruder hätte dir von Anfang an klar sein müssen!" Seine Haltung blieb entspannt, seine Worte jedoch knurrte er mir nur so entgegen. Langsam schüttelte ich den Kopf und wandte den Blick wieder ab. *Warum muss ausgerechnet ich dich als Mate haben?*

Raelynn spannte sich wieder an, blieb Still. Er startete den Wagen und fuhr viel zu schnell an, ignorierte das aber ohne weiteres. Dieser Satz hätte wohl jedem ins Fleisch geschnitten wenn es nur die richtige Person sagte, aber wie soll es jemanden verletzen der keine Gefühle hat?

Den Rest der Fahrt war nur das Schnurren des Motors zu hören, sonnst war alles Still. Nach weiteren drei Stunden kamen wir in einer Stadt an, überall waren Menschen die Raelynn grüßten und sich anscheinend freuten ihren Alpha wieder bei sich zu haben. Um so mehr Leute in das Auto sahen, umso kleiner schien ich zu werden.

Wir hielten vor einer großen Villa, doch auch jetzt weigerte ich mich auf zu sehen. Es interessierte mich nicht wo wir waren, ich wollte zurück.

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1202 Wörter

Dann lassen wir die Story mal richtig beginnen ;)

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt