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Lustlos stocherte ich in den Nudeln auf meinem Teller herum, saß nach langer Zeit noch ein mal, ein komisches Gefühl.
Meine Muskeln schienen abgebaut zu haben, Raelynn hatte die Arme um meine Taille gelegt, mich auf seinen Schoß gezogen und stand mir nun als Stütze zur Seite, welche ich leider Gottes nur dankend annehmen konnte.

Nyx war noch immer spurlos verschwunden, hatte mir nur die leere Stille zurück gelassen, wo von mich die sanften Küsse in meinem Nacken versuchten ab zu lenken.
Sanft erkundeten sie meine empfindliche Haut und machten immer mal wieder empfindliche Stellen ausfindig, an welchen sie nicht selten eine Weile länger ruhten.
Ich hatte ein wenig an Essen in mich hinein gezwungen, nicht viel, doch laut den Ärzten wäre es ein Anfang.
Der Anfang vom bitteren Ende vielleicht.

Klirrend ließ ich die alte Gabel in den Teller fallen, lehnte mich müde zurück an den Körper des Älteren, welcher die Küsse nun zu der Seite meines Halses wandern ließ.
Über der gewohnten Stelle hielt er inne, biss vorsichtig in meine blasse Haut und deutete mit seinen spitzen Zähnen eine Markierung an, was mir immer und immer wieder eine Gänsehaut entlockte.
Ich wusste warum er das tat, verstand mittlerweile, dass er sein bestes tat um mir zu helfen, doch ich spürte keine Reaktion auf sein Handeln, nur meine menschlichen Instinkte, welche ebenfalls begonnen hatten sich nach seiner Nähe zu verzehren.

Ich schloss die Augen, genoss die kleine Abwechslung in dem einstudierten Alltag des Krankenhauses.
Seine Arme zogen mich näher an ihn, mein Gesicht verbarg sich in seiner Halsbeuge.
"Siehst du? Jeden Tag ein bisschen mehr...", seine Lippen drückten sich noch ein mal auf meinen Hals.
"Glaubst du sie kommt zurück..?", mein Blick huschte zu ihm, suchte den seinen.
Der Ältere war, seitdem ich hier saß, nicht ein mal von meiner Seite gewichen, war bei mir geblieben ohne auch nur ein mal zu fragen ob es okay wäre, wenn er für ein paar Stunden gehen würde.

"Ja... Sie wird wieder kommen Okay? Wir schaffen das.", seine Stimme klang warm, ernst, genau so wie es das Grün seiner Augen war, welches sich schnell mit den meinen verhakten.
Ich nickte leicht, klammerte mich daran, dass er die Wahrheit sagte, meine andere Seite zurück kehren würde, ich wieder diese Stimme in meinem Kopf hören würde, die abfälligen Kommentare und Beleidigungen, das sehnsüchtige winseln, dass ich die Verbindung zwischen mir und meinem Mate wieder fühlen würde, die Blitze zurück in meine Adern fahren würden.

Wieder musste ich mit den Tränen kämpfen, nervte mich damit mittlerweile schon selber, doch ich konnte es nicht zurück halten.
Entschuldigend wandte ich den Blick ab, ließ meine Haare schnell über meine Schulter fallen.
Es war nichts Neues, dass er mich weinen sah, doch seit ich wieder in irgend einer Art und Weise einen Gedanken fassen konnte, vermeidete ich es ihm Tag für Tag diese Seite an mir preis zu geben.
Leicht schüttelte Raelynn den Kopf, zog mich mit sich auf die Matratze und legte seine Arme aufs neue um mich und strich über meinen Rücken.

Ich brauchte noch immer meine Zeit, bis ich mich beruhigte, mein Körper den Schmerz wieder ausblendete, mir begann zu gehorchen, doch ich wurde besser, erinnerte mich langsam daran wie es war, die eigenen Emotionen und Gefühle steuern zu können, doch es fühlte sich schwer an, genau so wie es mein Körper noch immer tat.

Wieder nickte ich ein, wieder merkte ich nichts davon.
Die Welt um mich herum verschwamm, wurde zu einem Gemisch aus Farben und Bildern, verwandelte sich zu Träumen und Geräuschen, fremden Gerüchen und dem Sonnenlicht einer fremden Welt, voller Krieg und Zerstörung.

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600 Wörter

Ach Leute es tut mir so leid

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt