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Ich schälte mich aus dem Griff Raelynns, ging vorsichtig ins Wohnzimmer und legte die Arme um die kleine Schwester des Alpha. Ihre Augen waren verquollen, ihre Stimme nur ein brüchiges Schluchzen. "I-Ich habe ihn Gerochen Alia, das ist sein Blut. Noah hat..."
"Shhh...", ich zog sie näher an mich, strich über ihren Rücken. "Dieser Idiot hat mich 17 Jahre überlebt, ein paar Kratzer wird er also überleben okay?", weiter malte ich die kleinen Muster, lächelte die etwas Ältere aufmunternd an.
"Wie wäre es wenn wir ihn gleich besuchen? Dann siehst du, dass es ihm gut geht.", Melins Augen erhellten sich, zustimmend nickte meine Art Schwester und klatschte leicht in ihre Hände, fädelte sich in das Gespräch mit ein: "Würde ich gerne sein Gesicht sehen, wenn er sieht was für eine Schönheit seine Mate ist!", sie grinste breit, ergatterte einen genervten Blick Raelynns.

"Ich glaube er kann noch eine Weile auf sie warten.", die Stimme des schwarzhaarigen war nur ein Schnauben, er verdrehte die Augen.
"Oh ja, genau so wie du auf mich warten konntest, richtig?", mit ironisch hoch gezogenen Augenbrauen sah ich zu meinem Mate, spielte auf die Situation auf meiner alten Schule an.
"Ich bin ein Alpha, das ist was anderes."
"Ein ziemlich eigensinniger Alpha von dem was ich gehört habe.", beinahe beiläufig warf Mel die Worte in den Raum, ließ mich grinsen.

"Also du kannst ja machen was du willst, aber ich werde jetzt mit deiner Schwester zu ihrem Mate gehen und meine alten Freunde begrüßen.", zuckersüß lächelnd nahm ich die Hand der Brünetten und stand auf, wollte gerade an Raelynn vorbei huschen, als dieser mit den Weg versperrte und mich an sich zog.

"Du gehst auf keinen Fall ohne mich zu denen und du isst vorher was.", schnaubend wandte ich mich aus seinen Armen und warf ihm einen giftigen Blick zu.
"Ich komme, wie ich es in den letzten Monat festgestellt habe, sehr gut ohne dich zurecht also schmink es dir ab mir etwas vor zu schreiben.", ich zischte ihn an, wusste selber, dass das eine ziemlich offensichtliche Lüge war, was die Verfassung meines Körpers nur bestätigte, doch er sollte nicht denken, dass er diesen Kampf so locker gewonnen hatte.

Mit schnellen Schritten ging ich auf den Ausgang zu, hörte nach einem Zögern Raelynns Schritte, welche uns schnell nach hasteten.
Auch Dean heftete sich an unsere Fersen, legte seiner Mate demonstrativ einen Arm um die Taille und zog sie näher zu sich. Als auch Raelynn dazu ansetzte, ging ich auf Abstand, zog seine kleine Schwester an der Hand durch den kalten Ballsaal hinaus ins freie.

"Ich fahre.", Raelynn umpackte mein Handgelenk und zog mich heftig zu sich.
Mit hoch gezogenen Augenbrauen sah ich den Alpha an, begegnete der plötzlich kalten Wand aufs Neue. Schnaubend riss ich mich los, stolperte zurück. "Ich kann sehr gut selber fahren, danke."
Auf ein mal wieder der treue Beschützer, ja? Danke, nein danke.
"Alia.", er knurrte, bescherte mir eine Eis kalte Gänsehaut am ganzen Körper.
Ohne etwas zu erwidern ging ich nach Ewigkeiten noch ein mal auf meinen Wagen zu, lauschte auf das Geräusch der auf klickenden Schlösser und setzte mich rein bevor der Ältere bei mir sein konnte.

Die gepolsterten Sitze rochen nach zu Hause. Der abgeklungene Geruch meines kleinen Bruders haftete noch immer an dem Stoff des Beifahrersitzes und zog zu mir herüber.
Für einen Moment blieb für mich die Zeit stehen. Mit geschlossenen Augen lehnte ich mich in den Sitz zurück und ließ ein paar Bilder Revue passieren.
Die laute Musik, die piepsige Stimme meines Bruders, welcher aus vollem Hals den falschen Text in die Welt hinaus brüllte, der Fahrtwind welcher meine Haare verwehte, die blühenden Apfelbäume, das Zwitschern der empörten Vögel.

Die Tür wurde auf gerissen, ich aus dem Wagen. "Ich sagte, ich fahre.", sein Griff um meinen Arm war fest, brachte mich zum Zischen. Ich sah wie seine grünen Augen sich weiteren, spürte den Griff locker werden und wie sich ein Arm um meine Taille legte.
Bevor ich etwas sagen konnte, wurde ich schon wieder gegen seine Brust gezogen. Nicht so fest, nicht so, dass ich mir weh tuen konnte. Sein Gesicht verbarg sich in meinen Haaren, seine Stimme flüsterte eine leise Entschuldigung. "Darf ich fahren?", auch meine Stimme war leider, gedämpft von dem Stoff des durchnässten, grauen Pullis.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt