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Nachdem der Lehrer mich gezwungen hatte, dem Kurs meine halbe Lebensgeschichte zu erzählen und ich mir zahlreiche Schlupflöcher zurecht gelegt hatte, um den nervtötenden Fragen meiner Mittschüler aus zu weichen, begann der unsympathische Typ an der Tafel ein Thema zu erklären, welches wir schon längst bearbeitet hatten, ich jedoch nur zur Hälfte verstanden hatte.

Ein Kuli traf mich im Rücken und ließ mich entgeistert realisieren, dass ich mich genau vor die Tomate in Blond gesetzt hatte, die mich mit Hass erfüllten Augen musterte: "Halt dich fern von ihm, klar?! Ich mach dir das Leben zur Hölle!", klischeehafter konnte dieses Mädchen auch nicht mehr werden, vielleicht sollte ich die Pause doch ohne Proteste bei Raelynn verbringen, aber ich will ja niemanden provozieren.

Augenverdrehend wandte ich den Kopf wieder der Tafel zu und lauschte auf das leise Ticken der Uhr. Der Plastikstuhl, auf welchem ich saß, wurde von Sekunde zu Sekunde unbequemer und verleitete mich beinahe schon dazu auf zu springen und einfach den Raum zu verlassen, die tätlichen Blicke der Barbie hinter mir verstärkten das Bedürfnis nur noch.

*Du wirkst angespannt, ist alles okay?*, die Stimme Raelynns hallte durch meinen Kopf und ließ mich meine Augen aufs neue verdrehen. *Was denn, beobachtest du mich jetzt schon im Unterricht?*
*Nein aber selbst ich werde durch deine Anspannung hier gerade unruhig.*, die Verbindung, ganz vergessen. Leicht schüttelte ich den Kopf.  *Hab mich nur aus Dummheit vor die Barbie gesetzt und der Lehrer macht mich wahnsinnig aber sonnst.*, wäre Mark jetzt hier würde ich mich vermutlich gedanklich mit ihm Prügeln und ihm über den Link alle Beleidigungen an den Kopf werfen, die mir einfielen.

*Soll ich dich da raus holen?*, meine Augenbraue hob sich an. *Wie das denn bitte?*
Ich bekam als Antwort ein Klopfen an der Tür, neugierig sah ich auf. Der Lehrer, welcher mitten im Satz unterbrochen wurde, ging genervt seufzend auf die Tür zu und riss sie auf, dazu bereit dem Schüler eine Standpauke zu halten, doch als er das monotone Gesicht des Alpha erblickte, versteinerte sein ganzer Körper.

"Wenn ich mir kurz Mrs. Scott ausleihen könnte?", das Mädchen hinter mir knirschte mit den Zähnen. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. "Aber... Aber natürlich", ein wenig den Kopf senkend trat der Lehrer, dessen Namen ich bereits vergessen hatte, zur Seite und ließ Raelynn passieren. Sein Blick traf direkt auf meinen und ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.
Ich hasste diese Maske, welche er immer wieder vorspielte zu sein.
Ich hasste diese Kälte in seinen Augen, der Fakt, dass ihm alles egal schien, wenn er sie trug.

Langsam stand ich von dem grauen Plastik auf und schulterte meine Tasche. Unschlüssig ging ich auf den Dunkelhaarigen zu, die Blicke meiner Mittschüler ignorierend.
Mit ein wenig Abstand zu ihm blieb ich stehen.

Kurz wanderte sein Blick prüfend über meine Kleidung, dann nickte er Richtung Tür. Vermutlich war das Thema Leandro noch nicht vom Tisch, das sagten zumindest seine, wieder zur Faust geballten, Hände aus. Sein Blick huschte an mir vorbei zu der Blondine, welche ihm ein viel zu süßes, schüchternes Lächeln schenkte.
Konnte man bei der irgend wie den Stecker ziehen?
Raelynn packte mehr oder weniger sanft meinen Arm und zog mich aus dem Raum. "Ich wusste ich hätte dich als meine Mate hier ankündigen sollen", verwirrt zog ich die Stirn kraus. "Warum das?" "Dann hätten die Leute hier zumindest Respekt vor dir, Alia.", meine Versuche stehen zu bleiben, wurden geflissentlich ignoriert. Natürlich.

"Nein danke, auf die Heuchelei und die Morddrohungen kann ich gut verzichten.", sein Kopf schnellte zu mir herum, ruckartig blieb er stehen. "Dir hat jemand gedroht?!", plötzlich war er mir ganz nah, die Kälte in seinen Augen war ungebändigter Wut gewichen. Ich verspannte mich. War er in der Öffentlichkeit immer so anders? Oder war die Traumblase der letzten Tage einfach nur geplatzt?

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt