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Schnell hüpfte ich hinaus zu den neuen Wagen, saß schon drin bevor Raelynn überhaupt dazu gekommen war, den Kofferraum zu öffnen und die Taschen rein zu werfen.
Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und genoss den vertrauten Geruch des Leders und meines Mates, welcher im nächsten Moment die Fahrer Tür öffnete und sich in die tief gelegenen Sitze fallen ließ.
Kurz war es still, hörte man nur das Gezwitscher der Vögel, welche sich nach und nach versammelten um den Abflug Richtung Süden vor zu bereiten.

Ich starrte aus dem klaren, sauberen Glas der Windschutzscheibe, beobachtete die kleinen Zugvögel dabei, wie sie sich auf die schwarzen Kabel der Strommasten setzten und ihre Köpfe in den weichen Flaum ihrer Flügel versteckten.
Manche flogen herum, andere stritten sich um einen Platz zwischen den warmen Körpern ihrer Mitstreiter.
Leicht lächelte ich, sah dabei zu wie ein größerer einen anderen von der Leitung stieß und sich mit weit aufgeplusterten Federn auf seinen Platz setzte.
Ich spürte den Blick des älteren auf mir haften, spürte wie er sämtliche meiner Züge beobachtete, es nicht ein mal zu merken schien, als ich von dem Wolken verhangenen Himmel zu ihm rüber sah.

Seine Augen wanderten weiter über mein Gesicht, sahen von meinen Lippen zu meinen Augen und blieben hängen, als unsere Blicke sich trafen.
Seine Züge waren weich, ruhig, entspannt.
Kurz schien er zu überlegen, dann trafen seine Lippen auf meine Wange, kaum spürbar.
"Ich bin froh, dass alles wieder gut ist...", er flüsterte bloß, schien nur laut zu denken und trotzdem löste er erneut etwas in mir aus, ließ mein Herz einen kleinen Satz machen nur um kurz darauf schneller weiter zu schlagen.
Er hörte es, begann leicht zu grinsen und ergriff meine Hand, dann startete er den Wagen.
Unsere Finger verschränkten sich, blieben, während der Alpha neben mir viel zu schnell anfuhr, weiter ruhig in meinem Schoß liegen, lösten sich nicht ein mal voneinander als der Ältere begann zu schalten.

Die farbenfrohe Landschaft raste an uns vorbei, die braun und orange Töne versteckten die braunen Rehe im Dickicht und ließen kleine Eichhörnchen in ihren Baumkronen abtauchen.
Mein Körper presste sich in die weichen Sitze, nahm die stützende Lehne dankend an.
Der große, raue Daumen Raelynns strich über meinen Handrücken, verbreitete eine angenehme Gänsehaut auf meinem Arm und ließ mich mehr entspannen.
Als wir zu Hause ankamen, stand einsam und verlassen der silberne Wagen von Noah in der Auffahrt, glitzerte uns nass entgegen und erinnerte mich daran, dass wir trotz Theas Abwesenheit nicht alleine in diesem Haus lebten.

Der Neuwagen parkte etwas abseits des anderen Sportwagens, ließ das schnurren seines Motors ersterben und kam mit einem Ruck zum stehen.
Kurz atmete ich durch, sah die hohe Hecke vor uns an und musterte die grün bleibenden, dicken Blätter an den schmalen Ästen, sah dann in das sommerlich wirkende Grün dieser so vertraut gewordenen Augen.
Wieder wanderten sie über mein Gesicht, schienen mich mit den schimmernden Reflexionen des Lichtes an zu lächeln, hatten keinen Unterschied mehr zu dem kleinen Jungen am See, dem Jungen mit vertrauen, einer kurzen, schönen Vergangenheit.
Meine Hand erhob sich, strich eine der wirren, schwarzen Strähnen aus seiner Stirn und beobachtete meine eigenen Finger dabei, wie sie durch sein weiches Haar fuhren.

Er hielt still, gab ein leises, zufriedenes Grummeln von sich und brachte mich zum grinsen.
Seine Augen waren geschlossen, seine Züge vollkommen ruhig.
Kurz kraulte ich ihn, hörte nach kurzem ein tierisches Schnurren seiner Kehle entfliehen, spürte eine Gänsehaut über meinen Körper wandern.
Langsam nahm ich meine Hand zurück, schaute zu, wie sich seine goldenen Augen öffneten und klar schimmernd zu mir herüber sahen.

Ich blieb ruhig, musterte die königlichen Farbe und seine Bewegungen, genau so wie er die meinen.
Das klare Gold wurde von dunklerem, schimmerndem Bronze durchzogen, verleite dem Merkmal des Alpha Struktur und Leben, schien seine Augen einzigartig, besonders zu machen.
Der Rand seiner Iris war dunkler als der ganze Rest, schien Fäden zu seiner Pupille zu ziehen und diese besondere Farbe immer wieder zu unterbrechen.
Der dunkle Ton endete in den Tiefen der schwarzen Mitte, welche mir unverhohlen entgegen blickte.
Dann wandte sich sein Blick von dem meinen ab, wanderte erneut zu meiner Halsbeuge,fixierte einen bestimmten Punkt.
Seine Hand wanderte vom Lenkrad zu meinem Nacken, zog mich sanft zu sich, und ich gab nach, wartete Neugierig auf die Art seiner Absicht.

Sanft strich seine raue Hand meine Haare aus dem Weg, legte den Zugang zu meinem Hals frei, welcher kurz darauf von den weichen Küssen seiner Lippen attackiert wurde.
Meine Augen schlossen sich, mein Kopf legte sich zur Seite, gab seiner weichen Verwöhnung meine meine empfindliche Haut frei.
Ich spürte wie sich auf seinem Gesicht ein Grinsen formte, durch die Bewegung eine Lawine über meinen Rücken purzelte und sich ohne Rücksicht wieder hinauf zog, nur um
im nächsten Moment erneut hinunter zu brausen.

Plötzlich hörten die Küsse auf, stoppten knapp über meiner empfindlichen Stelle und weigerten sich ihren Weg fort zu setzen.
Leicht lehnte sich der Alpha zurück, sah mir aus seinen Wald grünen Augen entgegen in meine Ozean blauen.
Er lächelte.
Siegessicher und herzlich warm.
Ich erwiderte es.
"Lass uns rein gehen, kleines. Das Haus wartet schon auf dich.", neckend kniffte ich ihn, lehnte mich zurück in meine Seite des Wagens und ließ nun doch unwillig das Schloss der Tür aufschnappen, bewegte mich zurück in mein vertrautes Heim, voll von Lachen, Schmerz und Freude.

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900 Wörter
Puh ich dachte ich schaffe es heute nicht mehr hahahha

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt