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Unwillig in den Apfel beißend, saß ich auf der Anrichte der modernen Küche und sah aus dem Fenster. Den blauen Himmel trübte keine einzige Wolke und auf der Straße vor dem Haus war reger verkehr. Jeden in diesem Rudel schien es raus in die Stadt zu ziehen, ich konnte es ihnen nicht verübeln.

Raelynns Worte hallten wieder in meinem Kopf, als würde ich eine Bestätigung suchen, begann ich die einzelnen Grüppchen draußen zu mustern und nahm die, größtenteils Jungen, etwas mehr unter die Lupe und er hatte recht. Die meisten der Wölfe waren hoch gewachsen, noch größer als die Typen aus meinem alten Rudel, und hatten breite Schultern. Die meist engen Oberteile, spannten den meisten über der Brust und ließ die Muskeln darunter erahnen.

Die Wölfe die ich von früher kannte waren alles andere als schwach und doch war das hier noch eine ganz andere Nummer. Auch die Gesichtszüge bei den Rudelmitgliedern schienen markanter und außergewöhnlicher. Langsam kroch mir die Neugierde in die Knochen.

Ich hatte mich nie groß mit anderen Rudeln auseinander gesetzt, zumindest nicht mit den unterschieden des Aussehens und es hatte mich auch nie wirklich interessiert, doch jetzt gerade fragte ich mich ob es wohl in jedem Rudel diese unterschiede gab. Konnte man anhand des Gesichtes eines Wolfes erkennen wo er her kam?

Etwas den Kopf schüttelnd wendete ich den Blick vom Fenster ab. Es gab schätze ich in meinem Leben gerade wichtigeres als die Gesichtszüge irgendwelcher Fremder. Ich rutschte von der Anrichte und warf den Rest des Apfels weg, sah aber auf als ich schritte in die Küche kommen hörte. Thea stand schüchtern da und lächelte mich unsicher an. "hey... war es sehr schlimm?", das Lächeln erwidernd schüttelte ich den Kopf, es hätte schlimmer sein können.

"Du darfst ihm seine Art nicht übel nehmen. Manchmal ist er... naja... impulsiv?", trocken lachend lehnte ich mich an die Küche hinter mir, das konnte man wohl sagen. "Ja... das habe ich bereits gemerkt.", aufmerksam musterte ich die Gesichtszüge des Mädchens mir gegenüber. Ich schätzte sie auf ein ähnliches Alter wie ich es war, vielleicht ein bisschen jünger.

Ihre Haare waren noch zerzaust von der Reise und unter ihren Augen sah man Schatten der Müdigkeit, die gleichen wie ich sie, unter der schminke versteckt, mit mir herum trug. "Ihr hattet eine lange Reise oder?", langsam nickte sie. "Ja, eigentlich wollten wir noch vor Raely wieder zurück sein, nur leider hat sich der Plan wohl doch etwas verändert."

Verstehend nickte ich, ich wusste nicht was passiert war, doch ging es mich nach dieser kurzen Zeit auch nicht wirklich viel an. "Wie ist er zu dir?", nun verwirrt legte ich etwas den Kopf schief. "Raelynn meine ich, wie ist er?"

Etwas die Luft ausstoßend kratzte ich mich im Nacken. Ja, wie war er? "Verwirrend..?" Sie lachte auf. "Stimmungsschankungen? Die sind bei ihm normal... Ich meine, wie war er bevor du hier hin mit gekommen bist? Ich hoffe er hat dich nicht verschreckt."

Nun spannte ich mich an. Er hatte mir gesagt, dass er mich im Endeffekt nicht brauchte und ich nichts zu sagen hatte, meinen Bruder davon abgehalten sich von mir zu verabschieden und meinen Vater dazu gebracht mir den Rücken zu zu kehren. Über Nacht hatte er mich aus meinem ganzen, verdammten Leben gerissen nur um mich in eine unbekannte Welt mit zu reißen. Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum, ließ die letzte Woche noch ein mal Revue passieren. Er hatte sich tief genug in meinem Hirn eingebrannt um mich im schlaf zu verfolgen, seine Stimme hallte in jeder Sekunde durch meine Synapsen und machte es mir unmöglich, meinem Körper die Erholung zu spenden welcher er so dringend brauchte.

Und trotzdem reagierte ein Teil meines Körpers so sensibel auf jede seiner Gesten, ließ mich erschauern und meinen Brustkorb schmerzen hervor bringen nur weil mich irgend ein Straßenköter anschrie. Aber hatte er mich abgeschreckt? Definitiv.

"Naja sagen wir es mal so. Er ist, nachdem er mich vor der ganzen Schule markieren wollte, Nachts in mein Haus eingebrochen, hat meinen kleinen Bruder komplett verängstigt, irgendetwas meinem Vater gesagt, sodass er mich nicht ein mal mehr mit dem Arsch angeschaut hat und mir die Möglichkeit genommen mich von dem Zwerg zu verabschieden, den ich vielleicht erst wieder sehen werde, wenn er so alt ist wie ich jetzt. Also alles in allem..."

Schulterzuckend sah ich sie an, ihr Mund klappte auf. "Er hat bitte was?!"

Ein Knurren von ihr war zu hören, bevor ich noch etwas sagen konnte drehte sie um und stapfte die Treppen hoch. "Raelynn Dracon, ich schwöre dir ich reiße deinen verdammten Kopf ab!"

Ein bisschen grinsend schüttelte ich den Kopf, ich mochte dieses Mädchen.

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775 Wörter

ein kurzes Kapitel als Snack für zwischendurch würde ich mal sagen.
Ps;
Falls grammatische oder Fehler in der Rechtschreibung aufgetreten sind tut es mir leid, ich hab heute nicht die Zeit gefunden das Kapitel noch ein mal zu Lesen, wollte euch aber auch heute keines vorenthalten
-verspieltex3

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt