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Raelynn

"Was ist mit deinem Vater passiert?"

Die Frage warf mich aus der Bahn, Jahre zurück in meine Vergangenheit, meine Kindheit.

Es war ein heißer Tag, die Sonne schien unablässig auf unsere Köpfe herunter und beleuchtete meine kleine, lachende Schwester dabei, wie sie begann ihre Verwandlungen unter Kontrolle zu bekommen, das erste mal in ihrem Leben das rennen auf vier Pfoten genoss.

Böse grinsend hatte ich mich verwandelt und war auf sie zu gerannt, ihr die Pfoten weg gezogen und begonnen mit ihr zu rangeln. Noch heute konnte ich ihr Lachen von diesem Tag in meinem Kopf hören, vermisste das unbeschwerte Miteinander meiner Familie.

Unsere Mom saß mit einer Tasse Blaubeertee in der Hand auf den Stufen der Veranda unseres kleinen Sommerhauses. Hinter dem niedrigen Holzzaun, welcher das kleine Wiesenstück unseres Gartens umrandete, glitzerte das Wasser einer ruhigen Sees, brach die warmen Sonnenstrahlen in tausenden von glitzernden Farben. Lachen rief sie mir zu meine Schwester doch bitte am leben zu lassen, dass sie mir keine neue geben würde, wenn diese hier kaputt ging. Das laute Lachen meines Vaters schallte aus der Küche, kurz darauf war er in Sicht gekommen. Seine Hände hatten den gewohnten Platz auf den Schultern meiner Mutter gefunden, seine Augen waren stolz auf uns gerichtet. Seine Kinder, damals noch das Wichtigste in seinem Leben.

Ein kühler Sommerwind kam auf, hatte das Weiße Fell Theas herum gewirbelt und den Geruch des nah gelegenen Meeres heran getragen. Ich erinnerte mich daran wie meine Mom ihre schönen Augen geschlossen hatte und die kühle Luft auf ihrer Haut genoss. Mein Vater hatte sich grinsend zu ihr herunter gebeugt und seine Lippen sanft auf ihren Kopf gedrückt, hatte seiner Tochter ein würgendes Geräusch entlockt. Ich schmiss die kleine Wölfin um und biss spielerisch in ihren Nacken, grinste sie an. *Gewonnen.*, aufgebracht winselnd schnappte sie nach meinem Ohr, kam mit ihrer Niederlage nicht klar.
Ich war damals 13 gewesen.

Thea hatte sich relativ spät für die Verhältnisse unseres Rudels begonnen zu verwandeln, war aber für ihr Alter bereits stark und voller Ausstrahlung gewesen.
Sie war wirklich faszinierend, das hatte auch unsere Mutter immer gesagt. Unser Vater hatte bei jeder Gelegenheit mit seiner Familie geprahlt, seinen Freunden und Verbündeten erzählt, wie wunderbar seiner Gefährtin und ihm seine Kinder geraten waren.

Dieser Mann war immer unsere Zuflucht gewesen, unser Retter in der Not, mein Vorbild und der Superheld meiner kleinen Schwester. Der verrückte Typ, welcher nie ernst bleiben konnte, selbst im Kampf seine Mitstreiter noch aufmunterte und zum Lachen brachte.

Wir hatten diesen wunderschönen Tag am See ausklingen lassen. Noah, mein bester Freund, beinahe schon mein Bruder, war mit seinen Eltern vorbei gekommen und hatte den letzten Tag unserer Ferien genossen. Am nächsten Morgen würden wir in aller Ruhe nach Hause fahren, dachten wir zumindest.

Wir waren weit weg von der Stadt, dem Rudel. Es herrschte Frieden, gab keinen Grund krampfhaft vor Ort zu sein.

Früh am Morgen hatte ich die murrende Thea ins Auto gezogen, Mühe gehabt sie in dem PKW fest zu halten, während unsere Eltern mit Koffern und Kissen unterm Arm hinterher getrottelt kamen. Wir machten einen Zwischenstopp, ignorierten die Autos welche uns unablässig verfolgt hatten. Ich dachte mir nichts dabei, war noch zu unerfahren um die Gefahr zu erkennen und mein Vater steckte in seiner perfekten Blase fest, ließ seine Mate alleine zu den kleinen Laden im Wald laufen und realisiert die fremden Wägen erst, als er die Schreie seiner sterbenden Frau wahrnahm.

Er sagte nicht was los war, sprang nur panisch aus dem Auto und raste den Weg entlang. Thea begann zu weinen, mein Herz zu rasen.

Ein fremder Wolf hatte uns aufgelauert, nur auf eine Gelegenheit gewartet den Alpha zu stürzen und was war leichter als eine junge, unaufmerksame Frau in der Luft zu zerreißen, die mit nichts Bösem rechnete, nicht ein mal die Zeit hatte sich zu verwandeln, um Hilfe zu rufen. Dieser Tag hatte den Frieden zerstört, eine elektrische Ladung zwischen unserem und dem Rudel in der Mitte des Landes hergestellt.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt