Durch einen lauten Schrei wachte ich auf, sah auch Raelynn Kerzen gerade neben mir sitzen. Seine Augen waren wachsam, hatten die Lage genau um Blick, während meine panisch hin und her zuckten, mein Körper sich eng an das Glas hinter mir drückte.
Es war Stock dunkel, nur die Lichter der Stadt brachten Licht in das kleine Büro und beleuchteten einen Teil der Decke.
Meine Hände wurden schwitzig, ich zog die Decke weiter über mich. Ein lautes Knurren, ein erneutes Schrei, der mit einem erbärmlichen Gurgeln sein Ende fand.Der Dunkelhaarige war voll und ganz in seiner Rolle, seinem Rang. Langsam stand er auf, gab kein einziges Geräusch von sich und hielt die Tür im Blick.
Ein Wimmern unterdrückend drückte ich mir die Hand auf den Mund, biss die Zähne zusammen und starrte die Wand vor mir an. Der Blick Raelynns landete auf mir, wurde von der harten Maske zu einer weichen, entschuldigenden Miene. Langsam schritt er auf die Tür zu, öffnete sie einen Spalt breit und atmete etwas aus.Die Tür öffnete sich komplett als er jemanden ansah, ohne hörbare Worte mit ihm begann zu kommunizieren. Er beugte sich aus der Tür und knipste das Licht im Flur an.
Eine Lache aus stechendem Eisengeruch quellte in den Raum, Bilder schossen in meinen Kopf, Tränen in meine Augen.
Es war niemand aus dem Rudel gewesen, es roch im gesamten nicht nach Wolf.
Wieder und wieder sah ich mich auf dem schwarzen Parkett, meine Luft wurde knapp, ich atmete immer schneller.Panik stieg in mir auf.
Eine Stimme in meinem Kopf schrie mich an, dass ich doch endlich rennen sollte, weg von alle dem, mich retten sollte, doch ich konnte mich nicht bewegen.
Meine Muskeln waren wie versteinert, fühlten sich an als würde ich erneut in ummacht liegen. Ich spürte wie heiße Tränen über meine Wangen rannen, mir der Kloß in meinem Hals langsam die Luft abschnürte. Ängstlich versuchte ich meine Lungen zu füllen, wieder zu Atem zu kommen.Schwarze Punkte hüpften vor meinen Augen, tanzten mit einem fiesen Grinsen auf mich zu. Ich hörte gedämpfte Stimmen, verstand aber nicht was sie sagten. Mein Kopf hielt mich gefangen, ließ mich diesen verdammten Bildern nicht entfliehen.
Etwas legte sich auf meine Schultern, schien mich noch weiter in den Abgrund hinein zu drücken. Ich konnte nur diese verdammten Punkte sehen, nichts anderes erweckte meine Aufmerksamkeit, mein Kopf ließ mich nicht. Das Gewicht an meiner Schulter verlagerte sich an meine Wange, stützte meinen Kopf schnell als dieser zur Seite kippte und ich den Draht zur Realität verlor.
Raelynns Stimme drang in meinen Kopf, panisch und voller Sorge rief er meinen Namen. Ich wollte ihm antworten, sagen das alles gut war. Meine Stimme gehorchte mir nicht, meine Tränen wurden mehr.
"Alia, bitte. Verdammt wach auf!", seine Stimme wurde lauter, mein Körper wurde gegen eine Wärme gedrückt. "Ich bitte dich, du musst da raus finden.."Raelynn
Das blutende Menschenmädchen lag vor den Füßen des goldenen Wolfes und gab dem Boden die letzten Tropfen ihres Körpers her. Es geschah nicht oft, dass ein Mensch sich auf unser Revier verirrte, doch wenn es so war und einer von ihnen einen Werwolf zu Gesicht bekam, hatten wir keine andere Wahl als sie zu töten.
Anderenfalls liefen wir Gefahr entdeckt zu werden, wie gewilderte Elche als Souvenir an einer Wand zu enden.Leise seufzend klopfte ich dem großen Tier auf die Schulter und drehte mich wieder zu Alia um, mein Atem stockte.
Sie saß regungslos da, starrte schweratmig einen Punkt an der Wand an. Ihr Gesicht war Tränen überflutet, ihre Brust hob und senkte sich mit einer extremen Schnelligkeit und ließ gar nicht erst zu, dass ihr Körper den knappen Sauerstoff aufnehmen konnte.Schnell ging ich auf sie zu, sprach auf sie ein, spürte wie auch mir die Panik in die Knochen kroch. Meine Hände legten sich auf ihre Schultern, klatschten in der Panik leicht ihre Wange. "Alia..!", sie sah mich nicht ein mal richtig an, mein Puls beschleunigte sich. "Lia komm schon..!", meine Hand stützte automatisch ihren zur Seite fallenden Kopf, zogen sie kurz darauf an meine Brust. "Verdammt wach auf!", wie lange hatte ich das nicht mehr gespürt, blanke Panik? Als mein Vater über ihr kniete?
Nein. Das war blanke Wut gewesen, in diesem Moment war ich ihr noch nicht so nahe gewesen, hatte zu sehr an meinen Wolf gedacht.
Der Krankenhausaufenthalt hatte viel verändert, das wurde mir jetzt auch endlich klar."Komm schon Alia, du musst da raus finden, bitte kleines..", meine Stimme brach, eine merkwürdig heiße, salzig riechende Flüssigkeit lief über meine Wangen.
Ich weinte.
Warum zur Hölle weinte ich?!
Noah kam nur in Boxer ins Zimmer gerannt, sah verwirrt zu uns beiden.
"Ich bin hier okay? Die kann nichts passieren", trotz des plötzlichen Gefühlsausbruches klang meine Stimme ruhig, meine Finger fuhren über ihren Rücken, versuchten sie irgend wie zu beruhigen.Leise redete ich auf sie ein, bettete ihren Körper nahe an mich. Immer weiter ließ ich meine Hand über ihre Haut wandern, ignorierte meinen Beta geflissentlich. Ihre Atmung wurde langsamer, ihr Herz hörte auf so schnell und heftig gegen ihre Rippen zu hämmern. "Na siehst du...", kurz wischte ich über mein Gesicht, beseitigten die Spuren meiner Schwäche. "Alles ist gut...", meine Hand legte sich an ihren Hinterkopf, fuhren durch ihr weiches Haar.
Ich war schon wieder zu spät da gewesen, hatte zu wenig auf sie geachtet.
Ihre Hand umfasste langsam die Decke auf ihrem Körper, ließ mich erleichtert aufatmen als sie ihre Augen öffnete.
Das helle Blau wurde von einem leichten Rot umrahmt, schmerzlich zog sich mein Herz zusammen. "W-Was ist passiert?", ihre Stimme klang nur wie ein müdes Kratzen, aus dem Augenwinkel erkannte ich wie sich Noah verspannte. "Ich glaube du hattest Flashbacks..", meine Hand legte sich auf die Seite ihres Kopfes, mein Daumen strich vorsichtig über ihre Wange, "aber jetzt ist alles gut, okay? Alles ist gut..", ihr Gesicht verbarg sich an meiner Brust. Mein Blick wandte sich nun Noah zu, mit einem kurzen Nicken entließ ich ihn in seine wohl verdiente Nachtruhe.
Die Überreste des fremden Mädchens würden wir auch noch morgen entsorgen können, jeder in diesem Gebäude war ohnehin über alles informiert, ließen sich von so etwas nicht erschrecken, jeder außer Alia.
Ich war ihr froh nicht die ganze Wahrheit gesagt zu haben, das Ausmaß dieser Situation nicht in ihre Gedanken genistet zu haben.
Auch so hatte es ihr schon genug Angst gemacht, das war offensichtlich.
Wie sollte ich sie bloß alleine lassen, wie konnte ich ihr das antuen?
Doch ich musste, zu der Sicherheit meines Rudels, meiner Familie, meine Mate.Ich zog das Mädchen enger an mich, verbarg das Gesicht in ihrem nach Honig duftendem Haar.
Noah würde auf sie aufpassen, das hatte dieser Idiot mir mehr als zehn mal versprechen müssen, seit die ersten Angriffe stattfanden.
Alia hatte im Krankenhaus gelegen, von den ersten drei Angriffen nur das schleifende Geräusch der Krankenbetten gehört, in denen meine verletzten Verteidiger lagen.
Ein verdammtes Glück hatte sie sich keine Gedanken darum gemacht, nur genervt geschnaubt.Der langsame, regelmäßige Atem meiner Mate, kitzelte an meinem Hals, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
Ein kleines Lächeln erschien auf meinem Gesicht, kurz bevor ich selber noch ein mal weg nickte.—————————————————————————————————————————————————-
1200 Wörter
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Nightmare - please Trust me
Lupi mannariEin lautes Knallen, das scharfe Luft einziehen meines Freundes und ein tiefes Knurren, welches direkt hinter mir immer lauter wurde. Zwei starke Arme schlangen sich um meinen zierlichen Körper und zogen mich direkt gegen eine stein harte, aber warme...