43

26.9K 904 130
                                    

Unsicher zog ich mich um, schlüpfte in Kleidung, welche im Notfall auch zerreißen durfte. Ich war nervös. Nicht nur, weil ich gleich aufs neue durch die Eingangshalle schreiten musste, sondern auch, da ich wusste, dass Raelynn verdammt sauer sein würde, wenn er uns draußen vorfand.

Alles andere als schlüssig, biss ich auf meiner Lippe herum. Ich würde damit vermutlich alles wieder zerstören, doch er sagte mir von selber ja nicht was Sache war. Es könnte der dritte Weltkrieg ausbrechen und er würde mir sagen, dass alles gut wäre, aber er mir trotzdem Hausarrest aufbrummt.

Ein leises Klopfen ließ mich aufsehen, ich sah zu Thea rüber.

"Wollen wir..?", mit einem kurzen, matten Lächeln nickte ich. Gemeinsam stiegen wir die beiden Treppen herunter, gingen auf die Tür zu, welche mein Zuhause von der Hölle trennte. Ein Mal tief durchatmend trat Thea vor, versuchte die Tür zu öffnen, scheiterte jedoch an dem zu geklackten Schloss.
Ach sie hatten uns also nicht nur gedroht, sondern wirklich eingesperrt, ja?

In mir fing es an zu brodeln.
Was fiel diesem Idioten von viel zu jungen Alpha ein?!
"Fenster?", meine Stimme war nur noch ein Knurren, die Ältere neben mir sah mich kurz verwirrt an, nickte dann aber. "Fenster."

Ich drehte um und steuerte das nächst beste an, schob den Hebel in die Waagerechte und zog es auf. Ein kühler Sommerwind kam mir entgegen, verwehte meine Haare und veranlasste mich dazu einen Moment meine Augen zu schließen. "Ja hopp, geh schon!", ich sah kurz zu Thea.
Machten wir das jetzt ehrlich?
Seufzend sprang ich aus dem Fenster, landete auf einem kleinen Streifen Wiese, welcher mein etwas unsanftes Aufkommen linderte.

Die kleine Schwester des Alpha folgte mit einem kleinen piepsen, ich lachte auf. Als ich mich umsah, zog sich etwas in mir zusammen. Die Stadt, welche gestern noch so voller Leben war, schien wie ausgestorben. Hier und da sah man von weitem einen Hoch gewachsenen Mann mit ernster Miene, sie sahen aus wie Soldaten, Hüter dieses Rudels.
Immer wenn wir so einen sagen versteckten wir uns, nahmen es nicht unbedingt als Einladung den Alpha rufen zu lassen.

Was taten sie da?

Die grimmig hinein schauenden Männer standen in geraumen Abständen einfach auf der Straße, als wären sie Überwachungssysteme, hatten sie jeden kleinen Fleck im Blick. Die Braunhaarige und ich hielten uns die ganze Zeit bedeckt, was mit der Zeit allerdings immer schwerer wurde. Meine Neugierde stieg von Sekunde zu Sekunde weiter, ich wollte wissen, was sie uns verheimlichten. Von wem war dieses Blut gewesen?
Wieder sah ich zu einem der Männer, zog Thea gerade noch so zurück.
Freies Feld,
Ab hier kamen wir nicht mehr weiter.

Mein Blick glitt zum Wald, ich biss auf meine Wange. Man hörte leises Japsen in der Ferne, Knurren und Knacken. Ohne groß nach zu denken, ließ ich meine Knochen brechen, meine Kleider zerreißen und mich auf meinen vier Pfoten zwischen Hauswand und Hecke sinken. Ich sah zu der Grünäugigen knapp über mir.
Ihr Mund stand offen, ihre Augen glänzten und huschten über mein silber-graues Fell. "Wow...", meine Lefzen zogen sich zu einem Grinsen hoch, meine Augen sahen sie abwartend an. Als Thea verstand, schlüpfte sie schnell aus Hose und T-Shirt und ließ ihren Körper verformen, verwandelte sich in ein wunderschönen, weiß-grauen Wolf, welcher mich aus ehrlichen, grünen Augen ansah.

Ihre Statue war zierlich, mit einer Muskulösen Hinterhand und einem schmalen Gesicht. Ihre Lefzen zogen sich verspielt in die Hohe als sie in meine Seite knuffte. *Und, bereit zum sprinten?*, ohne eine Antwort zu geben, hechtete ich los. Meine empfindlichen Ballen trugen mich über den glatten Asphalt der Kreuzung, unseren hellen Felle zogen die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich. Der weiße Wolf neben mir versteinerte für einen Moment, sah zu einem der Männer rüber und beschleunigte seine Schritte, ich raste nach.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt