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Innerlich begann ich vor Wut zu brodeln, hörte den Worten des Mannes vor mir nicht ein mal eine Sekunde zu. "Was denn, dachtest du wirklich ich würde mich jetzt auch noch von dir einkleiden lassen?", ein verächtliches schnauben entwich meinen Lippen bevor ich auch nur den Gedanken fassen konnte es zurück zu halten. "Ich kann mich schon sehr gut alleine versorgen."

Die Schritte auf dem dunklen Holzboden hielten inne, stur wie ich war, reckte ich mein Kinn und sah direkt in die Augen des wütenden Alpha. Seit zehn Minuten hatte ich nichts gesagt, nur auf dem Bett in dem Raum gesessen und versucht mir die bissigen Kommentare, welche mir die ganze Zeit auf der Zunge gelegen hatten, zu schlucken.

"Sag mal willst du mich verarschen? Denkst du eigentlich ich bin blind?!", noch wütender als zuvor stapfte er auf das Bett zu und blieb vor mir stehen, ich wandte den Blick nicht ab. "Wenn du dich doch so gut versorgen kannst, warum hast du dann seit beinahe drei Tagen nicht mehr gegessen?"

Er beugte sich zu mir runter, ließ meine Mimik nicht aus den Augen. "Ohne Appetit isst wohl kaum jemand etwas und, naja, ich bezweifle, dass du gerne essen würdest wenn dein Vater dich praktisch als Friedensangebot verkauft hat.", meine Stimme Zucker süß, meine Mimik monoton.

Wenn er es auf die Tour wollte, bitte. Konnte er haben.

Nun schnaubte er ungläubig und mit einem Hauch von Belustigung. Er kniete sich vor mich und sah weiter in meine Augen. "Ach so, also liegt es nicht daran, dass du jede Nacht mit einem Schrei wach wirst und Panik vor jedem, noch so kleinen, Blinzeln zu haben scheinst?", seine Stimme schein beinahe genau so ekelhaft süßlich wie meine, ich sah zur Seite.

"Ich bin nicht dumm, Lia. Ich erkenne wenn direkt vor meine Augen etwas nicht stimmt, sonnst könnte ich kein Rudel führen."

Lia. Lia. Lia. Sein verdammtes Lia konnte er sich sonnst wo hin schieben. Aufgebracht stand ich von der weichen Matratze des Bettes auf. "Dich geht der ganze scheiß wohl am wenigsten an, also halt dich gefälligst da raus!"

Ich stiefelte auf die Tür zu, welche er natürlich abgeschlossen hatte. Müde lehnte ich meinen Kopf gegen das lackierte Holz und schloss die Augen. "Und ich werde mich nicht vermummen nur weil dir nicht passt wie ich mich kleide." kurz erlaubte ich es mir die Augen zu schließen, das erste mal seit Tagen blieben die Bilder aus, dann jedoch fand ich mich wieder irgend wo in den Tiefen des Ozeans wieder und zwang mich erneut den Blick auf den Boden zu richten.

Raelynn hinter mir war merkwürdig still, er schien mich zwar genau zu beobachten, doch sein Blick brannte nicht wie sonnst auf meiner Haut. Ich hörte seine dumpfen Schritte auf mich zu kommen, sie kamen knapp hinter mir zum stehen.

"Was siehst du wenn du die Augen schließt, Alia?"

Ich biss auf meine Lippe, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Was sollte es dich angehen? Denkst du, nur weil ich jetzt in deinem Rudel bin, würde sich alles ändern und plötzlich würde ich dir um den Hals fallen?", ich schnaubte. "Ich bezweifle, dass deine Rudelmitglieder bei dir Schlange stehen um dir ihre Problemchen und Sorgen auf zu tischen.", ich trat gegen die Tür, natürlich gab das drecks Ding nicht nach.

"Nein tuen sie nicht, aber du bist meine Mate Lia. Kein einfaches Rudelmitglied. Gott ich kenne nicht ein mal jeden einzelnen meiner Leute.", er schnaubte und ging sich, seiner Stimme nach zu urteilen, müde durchs Gesicht. "Ich bin hier damit dein Wolf nicht verkrümmt, nicht um an deiner Seite zu stehen, Raelynn. Das sind deine Worte also vergiss das mal schnell wieder."

Und da war er wieder, der brennende Blick welcher meinen Körper zu durchbohren schien. In einer unmenschlich schnellen Bewegung, packte er meinen Arm und drückte mich gegen die Tür hinter mir. Ich sträubte mich dagegen ihn an zu sehen, auf mehr als eine kalte Wand würde ich bei ihm ohne hin nie treffen können.

"Sieh mich an."

Seine Stimme war rau und ruhig, in ihr schwang etwas mir unbekanntes mit, vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein, denn als ich den Blick unwillig hob, veränderte sich seine Miene schnell zu dieser Maske aus Eis. Als ob er etwas hatte sagen wollen, stand sein Mund leicht offen, bereit dazu einen Satz zu beginnen, doch schloss sich kurz darauf wieder. 

Der kurze, fremde Schimmer, welcher seine Augen geschmückt hatte, verschwand so schnell wie er gekommen war. Sein Gesicht schwebte nur ein paar Zentimeter vor meinem, seine Augen ließen nicht eine Sekunde von meinen ab. Ich spürte wie mein Puls herunter fuhr, der Teil in mir der sich nach seine Nähe sehnte kurz vor dem Durchdrehen stand, doch ich blieb nur still und starrte ihn angespannt an.

"Ich will nicht, dass Noah oder andere dich so sehen, klar?", er war so ruhig, seine stimme war so leise und monoton genug, dass nicht ein mal die gewohnte Autorität mit schwang. "Warum? Es sind nur Klamotten..", ich sah wie seine Augenbraue in die Höhe schnellte, seine Hand legte sich an meine beinahe nackte Taille. "Und auch nur Handlungen zu denen das führen kann hm?"

Unter seiner Berührung verbreitete sich ein Kribbeln in meinem Körper, ein leichter Schauer löste sich aus meinem Nacken und raste wie eine Lavigne meinen Rücken herunter. "Ich kann mich schon verteidigen, keine sorge.", erneut schnaubte ich ironisch. Sorge. Na sicher.

Ein kleines, raues Lachen verließ die Kehle meines Gegenüber, mit einer Mischung aus überrascht und verwirrt sah ich ihn an. "Lia... Oh man.. Meine Leute sind nicht so Hungerhaken wie die aus deinem alten Rudel, sie trainieren bereits ab dem zwölften Lebensjahr, ich bezweifle, dass du da viel ausrichten kannst."

Demonstrativ fuhr sein Blick über meine zierliche Gestalt, ich spannte mich noch mehr an. Seine Launen verwirrten mich. Vor vielleicht fünfzehn Minuten war ich mir noch sicher gewesen, dass er mir bei einem falschen Wort den Kopf abreißen würde, doch nun. Einen kleinen Moment verblüfft musterte ich seine Mundwinkel, wie sie leicht nach oben gezogen waren und das unbekannte Blitzen in seinen Augen hervorholten. So sah er dem Jungen auf den Bildern schon beinahe ähnlich, ein kleiner Teil des zurück gebliebenen, schiefen Grinsens, welches die Jahre weg geschwemmt zu haben schienen.

"Warum bist du dir so sicher, dass ich mich nicht wehren könnte?", mein Pokerface musste ich definitiv noch ein mal üben, ich war mir sicher, dass er genau sehen konnte was für eine Verwirrung sich durch seinen Stimmungswandel, in mir breit gemacht hatte.

"Das sind Krieger, keine albernen Schüler die sich an jedes Mädchen ran schmeißen, dass nicht bei drei auf dem Baum ist.", bei der Erinnerung an Mark verdunkelte sich seine Miene wieder, meine jedoch erhellte sich für einen Moment. Ein kurzes Grinsen huschte über meine Züge und schien den Hass auf meinen besten Freund in ihm, nur noch mehr an zu spornen. "Ey Mark schmeißt sich nicht an jedes Mädchen ran. Nur an mich.", keine Ahnung warum, aber ich wollte ihn nerven, wissen wie weit ich gehen konnte. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Brust, meine Nackenhaare stellten sich kerzengrade in die Luft. "Mach so weiter und der hat bald nicht mehr die Möglichkeit sich an irgend jemanden heran zu schmeißen."

Nun entkam mir ohne, dass ich es merkte, ein Lachen. Überrascht sah er mich an, es schien als würde e die Luft anhalten doch ich ignorierte es. "Du verwirrst mich, Raelynn.", noch immer in seiner Starre, schnappte ich mir den Schlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür auf, ließ ihn zurück in dem Zimmer mit dem riesigen Himmelbett und machte mich auf den Weg in die Küche, um nach langem noch mal etwas essbares in mich hinein zu zwängen.

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1290 Wörter

Wie war euer Tag? Ich hoffe ihr bleibt alle gesund in der scheiß Zeit

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt