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Montag.
Für andere ein nerviges Ende des lang ersehnten Wochenendes, der Tag an dem der Zyklus neu begann und man Stunde um Stunde  in den weiten Gängen der Schule sein Unwesen treiben musste. Für mich ein Tag der Befreiung, endlich wurde ich aus diesem kleinen, piepsenden Raum entlassen. Die Kanülen wurden aus meinen Venen entfernt und die EKG-Pflaster wurden von meiner Haut gezogen. Endlich konnte ich mich strecken, meine Arme frei bewegen und die Stille des Raumes genießen.

Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen, begann zu grinsen als ich weder ein Ziehen, noch ein wildes Piepsen vernahm. Ich ignorierte Raelynns durchdringenden Blick auf mir. Der dunkelhaarige Alpha stand an meinem Bett und hielt jede meiner Bewegungen im Blick, schien jeder Zeit bereit mich vor einem Sturz zu bewahren. Dieser Typ würde wohl nie realisieren, dass ich nicht querschnittsgelähmt war, sondern einen Stich in den Bauchraum bekommen hatte. "Ich wünsche ihnen noch eine gute Besserung.", damit verließ die weiß bekleidete Rothaarige das sterile Einzelzimmer. Gerade als die Breite Tür ins Schloss fallen wollte, wurde sie wieder auf gestoßen und mir viel eine quietschende Brünette um den Hals.

Lachend legte ich die Arme um Thea und drückte sie fest. Ich hatte dieses verrückte Nervenbündel vermisst. Thea drückte mich an den Schultern von sich, sah mich hektisch von oben bis unten an. "Wie gehts dir? Ist alles okay?!", etwas grinsend schüttelte ich den Kopf und sah belustigt in die verwirrten Augen der Älteren. "Ja, Thea! Luft holen, du musst atmen.", tatsächlich schnappte sie nach Luft, hatte das Atmen vergessen. "Du kommst endlich wieder nach Hause!", quietschend sprang die siebzehnjährige vor mir auf und ab, klatschte in ihre Hände.

Ich nickte nur, spürte wie sich mein Hals zu schnürte. Um ehrlich zu sein, hatte ich eine Heiden Angst davor, wieder in diesem riesen Saal zu stehen. Ich hatte in diesem überdimensionalen Raum beinahe mein Leben verloren, das erste Mal in meinem Leben wirklich Todesangst gehabt. Gezwungen lächelnd sah ich zu der Älteren, ihr Grinsen wurde kleiner, entschuldigend. "Nein.. Nein alles gut Thea.", meine Hand zerstörte ihren perfekt gezogenen Mittelscheitel und ließ mich einen beleidigten Blick kassieren.

Raelynns Arm legte sich um meine Taille, zog mich leicht zu sich herüber. In seiner anderen Hand baumelte eine Tasche, welche er mir mit ins Krankenhaus gebracht hatte, nachdem er das erste mal verschwunden war. Beruhigend fuhr er mit seinem Daumen auf und ab, mein Blick senkte sich kurz leicht, bemerkte dann jedoch das zufriedene Lächeln Theas, welche uns beide aufmerksam musterte. Ihr Blick huschte suchend zu meinem Hals, schien jedoch nicht fündig zu werden, da sich ihre Unterlippe beleidigt hervor schob.

Meine Augenbraue zog sich in die Höhe, ließ ein fragendes Grinsen auf meinem Gesicht erscheinen. Seit wann hoffte sie denn, dass ich mich markieren ließ? Was hatten ihr die beiden Idioten denn bitte erzählt? "Also, wollen wir nach Hause?", nickend sah ich zum Alpha empor, musterte misstrauisch seine belustigten Züge, nur um kurz darauf sachte Richtung Tür geschoben zu werden.

Auf der Fahrt starrte ich aus dem Fenster, beobachtete die vorbei fliegenden Häuser und Menschen, welche neugierig das Auto ihres Alpha anstarrten. Manche grüßten ihn grinsend, unter ihnen auch Jason und Nino, die sich gerade die Münder mit Pizza voll stopften. Raelynn neben mir lachte leise auf, grüßte sie mit dem Heben von zweien seiner Finger und einem aufheulen des Motors. Heute war einer der wenigen Tage, an welchen er diese Aufmerksamkeit zu genießen schien. Normalerweise versteckte er sich regelrecht, hatte seinen Blick starr auf die Straße gerichtet und ignorierte die meisten Mitglieder seines Rudels, doch heute saß er mit erhobenem Kinn im Auto und hatte ein kleines Schmunzeln auf den Lippen.

"Da ist aber jemand gut drauf.", stellte Thea auf dem Rücksitz kichernd fest. Der Arm ihres älteren Bruders schnellte nach hinten und kniff in ihre Wade, ließ sie erschrocken auf quietschen. Wie eine Irre schlug die Braunhaarige ihrem Bruder auf die Schultern, versuchte sich vor seinen Händen zu retten. Ich konnte nicht mehr an mich halten und begann zu lachen, bekam den entrüsteten Blick meiner Freundin ab und begann noch mehr zu lachen. Von mir aus konnte der Alpha so bleiben, mehr Kind als Erwachsener. "Da lässt man dich ein paar Tage alleine mit diesem Idioten und schon wechselst du die Seiten!", Thea verschränkte die Arme, ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke. "Tja, niemand kann meinem Charme lange entfliehen.", mein Nebenmann warf seine imaginären Haare über seine Schulter, ließ mich noch mehr husten.

Nightmare - please Trust meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt