-vier-

1.3K 65 87
                                    

Ich beschloss mich nicht weiter auf seine Worte zu fokussieren; mich vorerst auszuruhen. Ich aß die Suppe, sowie meinen Apfel zu Ende. Las in einem der Bücher, welches ich in einem der großen Bücherregale gefunden hatte. Der aufgegossene Tee war noch heiß; trug frische Pfefferminzblätter in sich. Er wärmte mich von innen auf; half mir dabei einzuschlafen. Erst gegen 3 Uhr in der Nacht hatte ich meinen Tiefschlaf erreicht; konnte meinem Leben für einige Stunden entfliehen. So lang, bis mich eine Stimme aus dem Schlaf riss.

,,Ophelia? Ophelia!" rief die Stimme leise, die mich aus dem Schlaf gerissen hatte. Ich schrak auf; saß nun kerzengerade im Bett. Erschrocken sah ich mich um; erblickte in der Dunkelheit die Augen von Draco. Er hatte eine Kerze angezündet; sie auf meinem Nachttisch abgestellt. Er hatte nach meiner Hand gegriffen; sah mich mit großen Augen an.
,,Draco?" flüsterte ich außer Atem. ,,Was, was machst du hier?"
,,Du hattest einen Albtraum." erklärte er mit ruhiger Stimme. Ich sah mich um; sah an mir hinab. Ich war am zittern; mein Herz pulsierte viel zu schnell. Sie waren wieder da; meine Alpträume. Jahrelang waren sie weg gewesen. Meine Panikattaken. ,,Du hast nach mir gerufen."

,,Was?" 
,,Du hast nach mir gerufen, Ophelia." wiederholte Draco seine Worte. Ich hatte nach ihm gerufen? Nach Draco? Wieso? Es musste unterbewusst gewesen sein; ohne darüber nachzudenken. Ohnen einen tiefsinnigen Grund.
,,Tut mir leid." hauchte ich und fasste mir an meine Stirn. 
,,Das muss es nicht." antwortete er leise. Ich sah erneut zu ihm; konnte das Flackern der Kerze in seinen Augen erkennen. Sie spiegelten alles wieder; selbst ich konnte mich in ihnen spiegeln. Für einen kurzen Moment lang sagte niemand von uns ein Wort. Wir sahen uns bloß in dem zarten Kerzenschein an. Erklären konnte ich es mir nicht; es geschah einfach.

,,Ich habe sie auch. Alpträume." fuhr Draco schließlich nach einiger Zeit fort. ,,Ich weiß wie du dich fühlst." Er schlug meine Decke behutsam aus, streckte mir seine Hand entgegen.  ,,Komm mit, ich zeige dir etwas-"
,,Was?" entgegnete ich ein wenig überfordert. 
,,Vertrau mir." flüsterte er geduldig.
Und ich vertraute ihm. Ich griff nach seiner Hand; stand zögerlich auf. Er ging gemeinsam mit mir durch sein Zimmer; hinunter in den großen Saal. Das unglaublich helle Mondlicht schien durch die großen Fenster auf uns hinab; ließ uns so einen Weg durch die Dunkelheit finden. Er öffnete eine große zweitürige Tür; schloss sie wieder, nachdem wir eingetreten waren. Neugierig sah ich mich um; erblickte vor einer großen Fensterfront einen schwarzen Flügel.

,,Immer wenn ich einen Alptraum habe komme ich hier hin."
,,Du spielst Klavier?" flüsterte ich ein wenig überrascht. 
,,Ich weiß, es ist nichts besonderes; doch es hilft mir."
,,Nein, nein." verbesserte ich mich. ,,Ich finde es schön. Wunderschön. Meine Mutter; sie konnte auch spielen."
Draco griff erneut nach meiner Hand, zog mich gemeinsam mit ihm auf den Klavierhocker. 

,,Ich habe es mir selbst beigebracht. Ich verbrachte meine ganze Kindheit hier; ich hatte weder Freunde noch Eltern, die für mich da waren. Sie waren oft auf Reise; ließen mich hier allein. Ich fand den Flügel in einem der verlassenen Räume; er ist alt, ein wenig kaputt, doch er funktioniert noch. Ich entschied mich dazu ihn zu reparieren; immer herzukommen, wenn ich mich alleingelassen fühlte." flüsterte Draco, als er sanft über die Tasten strich. ,,Ich bin zu oft hier gewesen. "

Ich verstand ihn nur zu gut; seine Worte hatten etwas in mir ausgelöst. Verständnis.
,,Spielst du etwas für mich?" fragte ich zaghaft nach. Er sah zu mir; lächelte mir ein wenig verlegen zu. Es war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. Sein Lächeln war echt; es war wunderschön. Hoffnungsvoll.
,,Was möchtest du hören?"
,,Ich kenne leider kein Komposition." antwortete ich nachdenklich. ,,Spiel etwas, was mich dich besser verstehen lässt." Draco brauchte nicht lange, ehe er seine Hände auf die Tasten legte; anfing zu spielen. Es war ein wunderschönes, langsames Lied. Wunderschön und unfassbar traurig. Es harmonisierte mit seinem Wesen; mit meinem Wesen. Voller Leidenschaft, voller Schmerz; voller Kummer. Er spielte minutenlang; schien auch mich damit beruhigen zu können.

Order of Death - Deatheaters Girl - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt