-sechsundachtzig-

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Frieden. Endlich. Es war märchenhaft ruhig. Es war hell und warm. Es war, als wäre ich im Himmel. Umgeben von weichen Wolken; gewärmt vom hellen Sonnenlicht. Ich hatte keinerlei Schmerzen. Keine Angst. Es war, als wären die schwarzen Federn des Todesengels, weißen gewichen. Unschuldigen Flügeln eines Schutzengels.

Ein helles Licht traf auf meine Augen; zögernd setzte ich mich auf. Ich blinzelte ein paar Mal dagegen; sah mich erschöpft und dennoch stärker als je zuvor um. Ich hatte nasses Haar; trug ein weißes, reines Kleid. Meine Wunden waren verheilt; selbst mein Todessermal war verschwunden. Meine Häftlingsnummer. Alle Versuche meinem Leben ein Ende zu setzen; sie waren einfach weg. All der Schund auf meiner Haut war der Reinheit gewichen. 

,,Wo bin ich?" flüsterte ich leise, als ich aufstand; dem hellen Licht entgegen ging. Ich trug eigenartiger Weise keine Schuhe; nur dieses Kleid. Meinen Verlobungsring.
,,Du bist dort, wo deine Seele Frieden finden will." antwortete eine dunkle Stimme hinter meinem Rücken. 
,,Draco?" wisperte ich ängstlich und drehte mich mit Tränen in den Augen zu ihm um.
,,Ich habe dir versprochen, dass ich nie wieder von deiner Seite weichen werde." sagte er, als er aus der Helligkeit hervor trat. Auch er trug einen hellen Anzug; nasses Haar.

,,Ich verstehe nicht-"
,,-sieh dich um." lächelte er sanft. ,,Erkennst du es wieder?"
,,Unser Kinderzimmer." flüsterte ich, als ich die Fenster in der Helligkeit erkannte; die Wände, den Schmetterling über dem Kinderbett. Wir waren in unserem Haus; hoch oben im Kinderzimmer. Es wurde realer; so, als wären wir tatsächlich dort. Doch etwas war anders; alles war weiß und unfassbar hell. So friedlich. So rein. Als würde ein Schleier über uns liegen. ,,Warum sind wir hier? Warum bist du hier?"
,,Weil ich meine Frau zurück holen möchte." antwortete er, als er nach meiner Hand griff; ein intensives Gefühl meinen ganzen Körper durchzog.

,,Ich kann deine Liebe wieder spüren." schrak ich auf, als ich zu ihm hoch sah. Seine graublauen Augen liebevoll auf mich hinab sahen. ,,Ich kann dich wieder wahrnehmen; ohne Angst zu spüren. Draco; wo sind wir hier wirklich?"
,,Deine Augen sind weiterhin geschlossen." antwortete er, als sein schwaches Lächeln verschwand. ,,Du brauchst sie bloß zu öffnen."

,,Warum haben wir nasses Haar?" fragte ich weiter. ,,Warum hast auch du nasses Haar?"
,,Weil ich niemals zugelassen hätte, dass du ohne mich gehst."
,,Du bist mir hinterher gesprungen?" wimmerte ich fassungslos, als er mir sanft zunickte; ich zu weinen begann. 

,,Komm." flüsterte er, als er mir meine Tränen trocknete; mit mir zu dem Fenster am Kinderbett ging. Die Aussicht war anders; wir erblickten nicht den Wald oder den Bach. Nein. Wir sahen uns; wie wir am Fuße der Klippe im Wasser waren. Wie ich völlig durchnässt in seinen Armen lag; wie sich das Wasser dunkelrot färbte. Ich lag regungslos in Dracos Armen; er schrie. Fürchterlich. Er schrie vor lauter Schmerzen. Immer wieder rief er meinen Namen.

,,Warum kann ich uns sehen? Dort." fragte ich tränenüberströmt. ,,Warum bist du mir nur nachgesprungen?"
,,Ich konnte nicht ohne dich leben." sagte er mit gebrochener Stimme. ,,Und ich kann es immer noch nicht."
,,Du lebst." flüsterte ich konzentriert, als ich wieder aus dem Fenster sah. Ich lag in seinen Armen; mit geschlossenen Augen. Der Dolch steckte noch in meinem Herzen, doch Draco... Draco lebte. Er schrie; er atmete. Sein Herz schlug weiter. ,,Du bist bei diesem Fall nicht gestorben. Wie kann es sein, dass du hier bist?"

,,Ich bin hier, weil du deinen Frieden noch nicht gefunden hast." entgegnete er mit gesenktem Blick. Der Anblick aus dem Fenster verschwand; wich einer Illusion. Sie zeigte Draco und mich; an unserem Hochzeitstag. Ich trug ein weißes Kleid; eine lange bestickte Schleppe. Einen Schleier. 

,,Unsere Hochzeit." lächelte ich schmerzlichst, als sich die Illusion erneut auflöste; einer weiteren wich. ,,Draco-" wimmerte ich panisch, als ich ihn als Vater erblickte. Mich als Mutter. Wir waren in unserem Haus; fünf Kinder um uns herum. Wir lachten; spielten. Er gab mir einen Kuss; trug ein kleines Bündel Liebe in seinen Armen. ,,-du wärst ein wundervoller Vater geworden. Warum lässt du mich sowas sehen?"

Order of Death - Deatheaters Girl - Draco MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt