02 FAMOUS TABLE NO. FIVE

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»Hey, Mae. Wann wolltest du mir eigentlich erzählen, dass du Freundschaften mit Fußballern geschlossen hast?«, fragte ich meine beste Freundin direkt nach ihrer Pause und stellte mich neben sie, nachdem ich das dreckige Geschirr in die Spüle stellte. »Ich bin nicht sauer, falls du das jetzt denkst. Aber ich dachte, wir erzählen uns alles. Du hast mir sogar von deinem Date mit dem Love Island Typen erzählt, den du nur nach drei Tagen wieder fallengelassen hast.«

Erst der Love Island Typ und jetzt eine Freundschaft mit zwei englischen Nationalspieler. Den Love Island Typen lernte sie beim Feiern kennen, daher konnte ich mir schon denken, woher sie die zwei Nationalspieler kannte. Mae könnte mehrere Wochen hintereinander Feiern gehen und noch immer nicht genug von Alkohol, lauter Musik und attraktiven Kerlen kriegen. Hin und wieder begleitete ich sie und sah, wie sie mit ihren blonden Haaren, hellblauen Augen und vollen Lippen fast jeden Typen im Nachtclub um den kleinen Finger wickeln konnte.

Dass sie beim Feiern hin und wieder auf bekannte Persönlichkeiten traf, wusste ich, da sie mir selbst davon erzählte oder ich dabei stand.

»Giorgina hat es dir erzählt.«, stellte sie fest und seufzte anschließend. »Ich hab dir nichts davon erzählt, weil ich nicht wollte, dass du plötzlich anders von mir denkst. Ich meine, ein Fußballspieler übertrifft einen Kerl aus Love Island. Aber zwei?«, gestand sie und sah mich leicht unsicher an.

»Warum sollte ich dich plötzlich anders von dir denken?«, entgegnete ich ihr und verstand nicht, warum sie nun so dachte. »Ich kenn es einfach nicht anders von dir und bewundere dich sogar dafür, weil ich wirklich niemals so schnell Freundschaften schließen kann. Ob Fußballer oder Love Island Typ, ich will es als deine beste Freundin wissen.«, machte ich ihr deutlich und umarmte sie. »Und nach der Arbeit will ich wissen, wie du dich mit ihnen angefreundet hast.«, flüsterte ich ihr ins Ohr, als Giovanni sich dazustellte.

»Hätte mir einer im Voraus erzählt, dass zwei Fußballspieler hier bald sitzen würden, hätte ich mir für heute auf jedenfall frei genommen.«, mumelte er und lehnte sich an die Theke. »Erst Giorgina, die im Lager verrückt spielt, und vorhin ein paar penetrante Mädchen, die im Sekundentakt heimlich Fotos gemacht hat. Die wollten mich echt angreifen, als ich sie darauf angesprochen habe und sie bat, es zu lassen.«, erzählte er.

»Warum hast du mich nicht aus der Pause geholt?«, fragte Mae und ärgerte sich darüber, während ich Giovanni innerlich dafür dankte. Mae konnte ziemlich direkt sein, so wie Giovanni, dennoch wusste Giovanni wo die Grenzen lagen. Mae übersah oft die Grenzen und konnte dann total gemein sein.

»Damit sie uns verklagen und wir den Laden dicht machen? Tut mir leid, aber bist du verrückt?«, konterte er und schüttelte lachend seinen Kopf. »Mamma hat sie rausgeschmissen, weil sie nicht aufhören wollten.«

»Das hätte ich auch getan!«, sagte Mae und schaute ihn beleidigt an.

»Ja, klar.«, schoss ich gegen sie und verschwand, bevor sie mit mir eine Diskussion starten konnte. Wenn es um Diskussionen ging, konnte mich niemand bis auf meine Eltern und Ludovica schlagen. Dennoch wollte ich ungern eine auf der Arbeit anfangen und gab lieber im voraus auf und kümmerte mich um unsere Gäste, die durch unseren prominenten Besuch zum Teil aufgefühlt waren und sich immer wieder zu ihnen drehten.

Da ich Tisch Fünf bedient hatte, fühlte ich mich für sie auch verantwortlich und versuchte alles, damit sie sich bei uns wohl fühlten. Ben, wie ich herausfinden durfte, strahlte praktisch positve Aura aus, wobei Mason das komplette Gegenteil von ihm war. Schlecht gelaunter Blick, unhöfliche Art und, und, und. Da ich nicht die Fassung verlieren durfte, lächelte ich mich hindurch.

»Hey, Bedienung! Kannst du das hier aufwischen?«, rief der wohl unhöflichste Gast nach mir und zeigte mit seinem Finger auf die Pfütze neben ihm. Sein Eiskaffee, den ich ihm vor wenigen Minuten gebracht hatte, lag nun auf dem Boden und die Scherben von dem nun kaputten Glas lag verteilt in allen Richtungen. Wenn er das nicht mit Absicht gemacht hatte, dann wusste ich auch nicht mehr weiter.

»Du bist echt dämlich, Mase.«, fuhr ihn Ben an, als ich mit einem Mopp und einem Achtung, Rutschgefahr Schild zurückkam. »Eigentlich solltest du das jetzt aufwischen.«

»Das habe ich nicht mit Absicht gemacht.«, entgegnete er und zuckte mit seinen Schultern, was mich innerlich zum Brodeln brachte. Äußerlich lächelte ich weiterhin und versuchte ihn nicht mit dem Mopp zu erschlagen. »Tut mir auf jedenfall leid.«, entschuldigte er sich nur halbherzig, was seinem Freund nicht auffiel. Dafür mir!

»Ach, alles gut.«, spielte ich herunter und suchte mit meinen Augen nach Mae, die glücklicherweise in meine Richtung sah. Mit meinen Augen versuchte ich ihr zu signalisieren, dass sie einmal herkommen und mir helfen sollte, bevor ich ihren Freund hochkant aus der Galeterie warf.

»Hey, boys.«, stellte sich Mae wie eine Heldin zu uns und lächelte die beiden Jungs an. »Was für ein Glück ihr mit ihr als Bedienung habt. Sie ist die Beste und hat selbst so viel Geduld mit Menschen, die eigentlich einen Arschtritt verdient haben.«, sagte sie und schaute insbesondere Mason an, als sie das Wort „Arschtritt" betonte.

»Total.«, stimmte Ben ihr zu und sah mich an. »Wie heißt du, geduldige Bedienung?«, fragte er mich.

»Geneviev, aber Genne oder Ginny geht total klar.«, antwortete ich und erwiderte das charmante Lächeln von Ben, dass er mir schenkte.

»Freut mich, Ginny. Benjamin, aber Ben geht für mich total klar.«, gab er mir die Hand, die ich noch schüttelte, bevor ich den Boden wischte und mich von Tisch Fünf entfernte.

»Ekelhaft.«, hörte ich Mason sagen.

Ich wollte schon wissen, wie Mae sich mit ihnen angefreundet hatte. Besonders mit Mason, den ich mir echt nicht in Maes Freundeskreis vorstellen konnte. Er sah natürlich attraktiv aus– Keine Frage! Es würde mich noch nicht einmal wundern, wenn sie miteinander geschlafen hätte. Aber charakterlich widerte er mich einfach nur an. Da er leider zu Maes Freunden gehörte, wollte ich mich meinen Senf nicht dazugeben und musste wohl akzeptieren, dass er dazugehörte.

»Er ist ein Arsch.«, bemerkte Ludovica und schmunzelte, als ich daraufhin meinte, dass Arsch noch untertrieben wär.

»Ich hab schon einige Gäste erlebt, die sich einfach daneben verhalten haben. Aber er? Er ist einfach die totale Katastrophe. Er mag zwar Fußballer sein und in einer Woche über Zehn Tausend Pfund verdienen, aber er ist nicht Gott und braucht sich nicht so aufspielen. Wenn es sein muss, hole ich Mama.«

»Was soll Mama schon tun? Sie ist viel zu lieb und könnte es noch nicht einmal übers Herz bringen.«, lachte sie und hatte Recht. »Mamma hingehen könnte ihn rausschmeißen ohne dabei mit ihren Augen zu blinzeln. Du solltest sie lieber holen, dann hast du mehr Erfolg.«, schlug sie mir vor und kümmerte sich auch schon um das Grundschulmädchen, dass sich eine Kugel Eis holen wollte.

Unsere Mütter konnten sich nicht mehr voneinander unterscheiden, dennoch gehörten sie einfach zusammen. Während Mama in allen Situationen einen kühlen Kopf bewahrte und erst einmal nach einer gemeinsamen Lösung suchte, fackelte Mamma nicht lange herum und spuckte schon fast Feuer, wenn ihr eine Sache nicht passte. Sie und Mama gehörten zu den liebevollsten Eltern auf der ganzen Welt, aber wenn einer auch nur ihre Kinder und sogar Enkelkinder angriffen, kannte wirklich niemand von ihnen Spass.

»Lieber nicht. Er wird uns verklagen.«, schmunzelte ich, drehte mich zu Tisch Fünf und sah, wie Mae ein Stück Papier auf den Tisch legte, bevor sie mit einem breiten Grinsen auf uns zu lief. »Willst du mir meinen Tisch klauen?«

»Ich? Never, babe. Ich hab dir nur einen Gefallen getan.«, erwiderte sie und drückte mir unerwartet einen Schmatzer auf die Wangen, um vermutlich abzulenken. Da ich nichts aufreißen wollte, ließ ich es unkommentiert und schaute ihr verblüffend an.

𝐅𝐀𝐊𝐄 𝐆𝐀𝐌𝐄 ▷ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt